K'32

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Natürlich hatte ich nicht vor ihn dort zurück zulassen. Ich wollte sobald ich eine Krankenschwester fand, sie zu ihnen schicken. Ich fühlte mich wie in einem Geisterhaus. Es war keine Menschenseele zu sehen geschweige zuhören.
Wie durch ein Wunder traf ich endlich auf jemanden aber wer außer diesen Caner könnte es den zu meinem Glück sein.

,,Ehekrise vorbei oder wohin so schnell?" gab er amüsant von sich. Auf seine Witze hatte ich im Moment überhaupt keine Laune und Nerven schon garnicht.

,,Git onun yanina.. iyi degil." (geh zu ihm, ihm geht es nicht gut) sprach ich erschöpft aus und hoffte nur das er sich schnell zu ihm begab. Aber ihn schien es garnicht zu interessieren. Er stand immer noch grinsend vor mir. ,,Bak kizim merkst du eigentlich, dass du ihm nicht gut tust? Ständig muss einer zu ihm wenn du ihn verlässt. Dein Temperament ist hier fehl am Platz." sagte er jetzt zornig und ging mit schnellen Schritten an mir vorbei.

Innerlich kreischte ich wie eine verrückte rum. Von wegen mein Temperament passt hier nicht her. War ich den wirklich so ein schlechter Mensch? Hatte ich echt so einen schlechten Einfluss auf Cihans Gesundheit?

Ich war völlig durcheinander mit meinen Gedanken. Als wenn mir das mit Cihans Vorwurf nicht reichen würde, setzt dieser Typ einen drauf. Störte es mich, dass er mich mit falschen Augen sah? In solchen Fällen wäre es mir doch relativ egal, was die Person von mir dachte oder glaubte.
Gerade bei ihm war es leider Gottes nicht so. Ich wollte mich beweisen ihm klar machen, dass er falsch liegt. Er musste mir glauben und nicht einem daher gelaufenem Vogel namens Tufan.

Hatte ich vielleicht übertrieben? War die Ohrfeige einer zuviel? Ich schüttelte sofort den Gedanken weg. Immerhin hatte er mich als eine dreckige bezeichnet! Auch wenn er es nicht direkt gesagt hat, war mir klar was er sagen wollte. Es wäre jedem klar gewesen.

So menschlich war ich noch, dass ich natürlich nicht das Krankenhaus verlies. Ich begab mich langsam vor Cihans Zimmer und wartete nur darauf, dass dieser aufgeblasene Student rauskam.
Cihan wollte ich nicht sehen. Nein. Ich wollte mir nur gewissern, dass es ihm gut geht dann würde ich auch gehen und auch nicht wieder kommen.

Mir fiel auf, dass diese Gorillas in Anzügen nicht mehr im Flur standen. Ein großes Fragezeichen würde jetzt immer in meinem Kopf bleiben.-Wer waren diese Männer?

Gedankenverloren, bemerkte ich garnicht dass die Tür von Cihan sich öffnete erst nachdem ich eine Hand vor meinem Gesicht wahrnahm die sich auf und ab bewegte zuckte ich zusammen, was wohl sehr amüsierend aussah für ihn.

,,Geht e.." ,,Schämst du dich Garnicht noch nachzufragen, wie es ihm geht? Erstmal treibst du diesen Jungen in den Wahnsinn, dass er vor Wut sterben könnte und jetzt willst du allen ernstes wissen, wie es ihm geht. Solche Fällen hatten wir selten bravo." süffisant fing er an zu lachen und klatschte sich dabei leicht in die Hände.

,,Ich habe es dir schonmal gesagt, deine Ego Tour ist hier fehl am Platz sowie dein überaus süßes Temperament. Es geht hier um meinen Patienten und nicht um irgendeine wichtige Person in deinem Leben, wenn es so sein sollte, solltest du dir mal ernsthafte Gedanken machen wie du mit den Menschen die dich lieben oder du sie lieben meinst umgehst. Sowie du drauf bist, tust du niemanden gut! Erst recht keinen der zur Zeit keinen stabilen halt im Leben hat. Ich bitte Sie jetzt ganz freundlich dieses Krankenhaus zu verlassen und kein weiteres Mal hier aufzutauchen." Zornig richtete er sich seinen Kittel und ging, ließ mich hier mit einem schlechten Gewissen zurück.

Hatte er Recht? Meine Tränen kannten auch keinen Stopp mehr. Warum ich weinte wusste ich auch nicht mehr.
Ob es aus Wut war, gegenüber mir, Cihan oder diesem Caner.
Oder war es einfach nur weil er Recht hatte mit allem was er sagte. War ich wirklich so egoistisch, dass ich nicht an Cihans Gesundheit dachte. Es müsste ihm gut gehen, sonst würde er ganz anders reagieren, obwohl diese Worte mich wie Schläge trafen. Ich war etwas erleichtert, dass es ihm gut ging.

Mit schnellen Schritten Verlies ich endlich dieses abscheuliche Krankenhaus und machte mich auf den direkten Weg zu meinem Wagen.
Verzweifelt und voller Wut versuchte ich aus meiner Tasche meinen Schlüssel zu finden. Desto länger ich suchte, desto wütender wurde ich.
,,Wo ist dieser blöde Schlüssel." redete ich vor mich hin. Als ich endlich dieses Klimpern in der Tasche hörte lockerten sich meine Muskeln, die schon angespannt waren. 

Immer wieder wischte ich mir die kommenden Tränen weg, sodass mir dieser blöde Autoschlüssel aus der Hand fiel. Es war jetzt kein wirklicher Grund um den Verstand völlig zu verlieren aber für mich war es in diesem Moment ein Grund. ,,Verdammt." schrie ich auf und trat gegen meinen Reifen. Immer wieder fluchte ich vor mich hin. Ob es jemand sah war mir relativ egal, sollten die mich doch in die Klinik für Psychischkranke einweisen. 

Verzweifelt lehnte ich mich an meinen Wagen und entschuldigte mich bei ihm. Jetzt hatte ich völlig den Verstand verloren, da ich schon mit meinen Wagen sprach. Aber hey, er war immerhin mein Baby. Mir wurde klar, wie wütend und traurig zugleich ich war, dass ich schon meine Wut an ihn auslies. Ich machte schon Aysu immer wieder dumm an, da sie immer ihre Tür so fest schlug, als wenn sie Tonnen schwer wäre und sie es nur mit voller Kraft zubekommen würde. 
Aber jetzt stand ich hier und trat gegen ihn. 

Völlig erschöpft hob ich den Schlüssel endlich auf und öffnete somit die Tür. 

~~

Ich saß hier jetzt geschätzte zwei Stunden im Auto, ohne den Motor zustarten. Aus irgendeinem Grund konnte und wollte ich nicht los fahren dafür war ich viel zu schwach. Mittlerweile hatte ich auch aufgehört zu weinen, was mich persönlich freute. Ich erkannte mich selber nicht. Wieso war ich den nicht, wie alle immer meinten die Herzlose, die nie weinte. 
Ich fühlte mich schwach und erniedrigt von ihnen. Aber dies durfte nicht sein. Ich musste stark bleiben, so war ich eben die, die auf alles und jeden verzichten konnte wenn mir nichts passte aber momentan fühlte ich mich einfach nur wie ein hilfloses kleines Kind. 

Völlig müde legte ich meinen Kopf auf meinen Lenkrad. Ich versuchte all die Geschehnisse noch einmal im Kopf abzuspielen. Ich wollte mir sicher gehen, dass ich nichts falsches getan oder gesagt hatte. Aber ich würde niemals so handeln, wenn ich im unrecht liegen würde. Cihan hatte es meiner Meinung nach in diesem Fall nicht anders verdient. Er konnte mich meinetwegen treten,schlagen oder sonst welche Dinge. Aber sich über meinen Stolz her machen und mich so preisgeben wie er es getan hatte, dass war falsch und nichts anderes! 

Ich baute mich selber etwas mit meinen Gedanken auf. Nur leider hielt es nicht lange, da mir die Worte von diesem Caner durch den Kopf gingen. 
Unbemerkt schlief ich einfach ein, mit meinem Kopf auf dem Lenkrad, was im Moment aber sehr bequem war. 

"hepsi senin sucun.. sen benim oglumu öldürdün, tek sen suclusun. Keske seni hic tanimasaydi Allah senin belani versin." (Es ist alles deine Schuld.. du hast meinen Sohn getötet.. nur du allein bist Schuld. Hätte er dich bloß nie kennengelernt . Möge Allah dich verfluchen") 
Diese Frau, ich kannte sie nicht aber sie schlug mir immer wieder auf die Brust und weinte sich die Seele aus. Aber wer war sie und was hatte ich getan, dass sie mir sowas vorwirft. 
Als ich meine Umgebung wahrnahm spürte ich auf einmal, wie kalt es eigentlich war. Der kalte Wind brachte mein Tuch, was ich um meinen Kopf hatte völlig durcheinander. Es waren zahlreiche Menschen um mich herum. Viele, sehr viele weinten aber ihr weinen, das Weinen dieser Frau war einfach schrecklich es brannte mir im Herzen, sie so zusehen..
Mit ihrer letzten kraft liess sie sich auf den Boden fallen und fing an in der Erde zugraben. Ein älterer Mann, geschätze 60 Jahre alt versuchte sie davon abzuhalten aber dazu hatte er selbst die Kraft nicht. Man sah ihm an wie kaputt er war. Sein weißer voller Bart ließ ihn so alt und knuffig wirken, dass man ihm am liebsten in die Arme genommen hätte.
Als ich einen Schritt nach hinten ging, stolperte ich gegen etwas, was mir echt höllische Schmerzen bereitete. Aber den Schmerz, den ich im Herzen hatte war nichts im vergleich zudem, den ich an meinem Bein hatte. Dieses kleine Holzstück verursachte einen Schmerzen, den ich zuvor nicht kannte. Jeden Buchstaben sah ich mir einzelnt an, um sicher zugehen, was drauf stand.
,,Allah belani versin..Allah senin canini alsin ve oglumu geri getirsin (Allah soll dir dein Leben nehmen und dass von meinem Sohn wieder geben)" wieder fing sie an zuschreien und ich wusste, dass sie mich wieder damit meinte. Das.. da.. es war Cihans Mutter, die mich verfluchte und mir den Tod wünschte.. ich hatte ihren Sohn umgebracht? Cihan lag hier unter dieser Erde? Alleine.. in dieser Kälte.. aber wie kam es dazu? Wieso war ich für seinen Tod verantwortlich?

Asla vazgecmem'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt