K'49

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Seit gefühlten Stunden wartete ich jetzt auf Cihan, bis er endlich aus seinem Zimmer kam. Und dann sagt man, dass Frauen schlimm wären, wenn es darauf ankommt sich fertig zu machen.
Ich saß schon fertig, mit gepackter Tasche würde ich sagen aber selbst die hatte ich nicht bei mir, auf dem Boden.
Aus irgendeinem Grund freute ich mich darauf endlich hier raus zukommen. Endlich wieder ein freier Mensch zu sein.

Ich war gerade in meinen Filmen, als wenn ich Jahre lang im Gefängnis sitzen würde und heute meine Entlassung wäre.
Der Morgen verlief komischer Weise ziemlich ruhig. Wir hatten uns dieses Mal nicht einmal gezankt. Cihan war sehr kalt gegenüber mir, nur ein kleines gespieltes Lächeln huschte einmal beim Frühstück über seine Lippen aber sonst redeten wir kaum. Ich versuchte immer wieder ein Gespräch aufzubauen aber er blockte es nur mit knappen Antworten ab, was mir nach einer Zeit ziemlich dumm wurde.
Er ließ mich nicht einmal den Tisch abdecken. Er fauchte mich wie ein wild gewordener Tiger an und meinte ich solle nur all mein Zeug zusammen packen und nichts anfassen.

Aber genau das tat ich eben nicht. Als Cihan sich ins Zimmer begab, ging ich in der Zeit in die Küche um alles wegzuräumen. Ich könnte niemals alles so stehen und liegen lassen.
Wie kommt das den bitte rüber?
Ich schlenderte in den letzten Minuten auch durch das Wohnzimmer und richtete dort einwenig die Sachen. Da ich keine Zahnbürste hatte nahm ich mir mehrere Kaugummis von Airwaves in den Mund, damit das den Mundgeruch abschwächte.
Seitdem an saß ich hier und wartete auf die Diva.

Was wohl in ihn gefahren ist, dachte ich vorlaut ohne zu bemerken, dass Cihan mittlerweile vor mir stand.
,,Du wirst krank setz dich aufs Sofa, bis er kommt." sagte er kalt ohne mich dabei anzusehen. Seine Augen waren immer woanders hingerichtet aber nie zu mir.
Er sah mich heute so anders an, also kaum so wie in den letzten Tagen die wir hier verbracht hatte.
Sie waren sonst immer voller Wärme, voller Geborgenheit und vor allem sah er mir stets in die Augen.

Er hatte bemerkt, dass seine Worte mich kalt ließen und setzte sich an die andere Wand gegenüber von mir. Seine Beine hatte er in einem Winkel an sich gezogen. Seine Arme platzierte er auch auf seinen Knien und knetete auf seinen Fingern rum. Gedankenverloren sah er sie an und fing an zu schmunzeln. An was er wohl gerade dachte..

,,Meinst du es war falsch dich hier her gebracht zu haben?"
Seine plötzliche Frage, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte schockierte mich etwas.
Bereute er etwa, dass was er getan hatte? Anfangs fand ich es zwar schlimm und war ziemlich aufgebracht aber mit der Zeit hatte ich mich an seine Nähe, die meist unangenehm war gewöhnt gehabt aber dennoch fand ich die Zeit, die wir hier verbracht hatten herrlich. Es war so, als wenn wir hier gemeinsam leben würden. Selbst in seinen Armen bin ich eingeschlafen, ohne jegliche Gedanken an unwichtiges Zeug, was sonst mein Problem war.

Meistens lag ich stundenlang im Bett ohne ein Auge zu zudrücken und das nur, weil ich an das Universum dachte, wie groß es wohl sei. Solch wirklich irrelevanten Gedanken eben, woran ich sonst nie denken würde. Meine Hände fingen auch an leicht zu zittern, da ich ihm immer noch keine Antwort gab. Aber genau diese Kälte und abweisende Art konnte ich gar nicht leiden. Sie schüchterte mich um ehrlich zu sein etwas ein. Auch wenn ich ein Mensch war, der stur und genau so kalt sein würde, beeinflusste mich sein Verhalten sehr.

,,Findest du den, dass es falsch war?"
Dieses Mal stellte ich ihm eine Gegenfrage, die ihn nur dazu brachte mir ohne jegliche Emotion in die Augen zusehen. Heute war es das erste Mal, dass er mir in die Augen sah. Und genau das verursachte in mir gerade ein Feuerwerk. Als wenn mein Inneres Silvester feiern würde.

,,Es war alles andere, als falsch. Ich fand die letzten Tage mit dir unbeschreiblich. Ich konnte für diese Zeit regelrecht abschalten. Weg von allem. Weg von dem Stress, der mich jeden Tag verfolgt. Selbst meine Schmerzen, selbst die hatte ich aufs kleinste ignoriert. Meine Absicht war was anderes aber das hat sich zu was anderem gewendet, was irgendwann mal passieren würde. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich einer Person, die ich kaum kenne so öffnen würde, ihr einfach meine Geschichte erzählen ohne den Hintergedanken, dass du es schamlos ausnutzen würdest oder mich links liegen lässt.

Asla vazgecmem'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt