K'38

6.4K 199 11
                                    

,,Azraaaaa hadi" (los) schrie ich durchs ganze Haus, während ich mir meine Schuhe anzog. ,,Zehra bagirma sabah sabah (schrei nicht so früh am Morgen rum) motze Aysu aus der Küche, die immer noch dabei war zu frühstücken.

Das ging schon die letzten zwei Tage so. Wir kamen fast immer zuspät wegen Azra, da sie immer bis in die Nacht mit Ezel telefonierte und deshalb morgens nie auf die Beine kam. Das laute knallen, gab mir ein Zeichen, dass die bescheuerte endlich mal los lief. In Rekordzeit zog sie sich ihre Schuhe an. 

Eine Jacke brauchten wir nicht, da wir traumhaftes Wetter hatten. Die Sonne, die jeder von uns hier vermisst hatte zeigte sich in den letzten Tagen recht oft flüchtig verabschiedeten wir uns von Zehra und gingen raus.
Im Auto schaltete ich sofort die Musik an, um mit Azra ein Gespräch mit ihr zu vermeiden. Sie war immer noch der Meinung, dass ich mich endlich mit Cihan zusammensetzen sollte um diese Sache endlich zuklären. Deswegen nutze sie auch jede Gelegenheit um mich um den Finger zu wickeln. 

,,Wir wollen heute Abend mit den Jungs ins Café. Möchtest du mitkommen?" fragte sie mich Scheinheilig und spielte mit ihrem Handy, als wenn es eine ganz herkömmliche Frage wäre. 
Sie waren nach der Aktion im Krankenhaus keine Ewigkeit sauer auf die Jungs, was ich niemals wollen würde. Es hatte ja immerhin nichts mit ihnen zutun gehabt. Auch wenn ich ihre Freundin war sollten sie nicht aus so einem Grund Krawall in ihrer Beziehung einbringen. 

Ezel hatte auch versucht mehrere Male mit mir über Cihan zureden aber jedes mal blockte ich ab, da ich keine Lust auf eine Diskussion hatte.Mit den beiden musste ich mich ja wohl oder übel versöhnen, da sie immerhin ein Teil von meinen Schwestern waren.
Ich konnte schlecht weiterhin sauer auf sie sein und eine unangenehme Ruhe in unser Gruppe bringen.
Es ist bereits schon ein ganzer Monat vergangen nach dem Vorfall. Wie schnell die Zeit verging dachte ich mir und merkte gar nicht, dass ich Azra keine Antwort gab.
Uninteressant blickte ich bei der nächsten roten Ampel zu ihr rüber und fing an leicht zu lachen.
,,Ich habe mich in den Tagen nicht geändert.Meine Meinung zu Cafés wird immer so bleiben also zieht ohne mich los" Seufzend schlug sie ihr Handy leicht ins Gesicht und fing an leicht zu knurren. 

Vor ihrer Arbeit ließ ich sie aussteigen. Dieses mal grinste sie siegreich und sagte mir, dass ich trotzdem mitkommen werde. Kopfschüttelnd fuhr ich die kurze Strecke um meinen Wagen zu parken. Wie üblich begrüßte mich Seyfo mit einem charmanten Grinsen am Eingang. 
Geschwind eilte ich in mein Büro, um mir noch schnell einen Café zu machen, bevor das nächste Meeting beginnen sollte. Wie immer begab ich mich auf die Terrasse um mich dort etwas zusammeln. 

Ich versuchte an nichts zu denken, einfach einen freien Kopf bekommen. Nur leider gelang mir dieses nicht. Immer als ich versuchte an nichts zu denken kam mir dieser Ochse in die gedanken. Und den Gedanken wurde ich immer nur schwer los. 
Er hatte mich unzählige Male angerufen, die ich immer aufs neue ignorierte. Selbst auf seine Nachrichten ging ich nie rauf, weil ich wusste dass wenn ich sie lese ich antworten würde. Deshalb tat ich es nicht. Ich war immer noch wütend auf ihn. Seine Worte, besser gesagt Vorwürfe! Seine Lüge um mich dorthin zulocken! Seinetwegen wurde mein Auto verunstaltet. Mir war selber ziemlich bewusst, dass er mich überhaupt nicht egal war, er hatte so einen enorm großen Platz in meinem Leben eingenommen und das ungewollt.

Beweis genug war schon mein Wagen. Normalerweise wäre ich wie eine verrückte durchgedreht nur ging es an dem Tag, wie ich es dachte um seinen Tod. Deswegen war mir eigentlich alles relativ egal, selbst wenn mein Auto einen Totalschaden haben sollte für diesen Moment. 
Warum Cihan sich so sehr bemühte, um mit mir zu sprechen verstand ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Wir wollten doch stets Anfang an keinen Kontakt zu einander haben.Vielleicht war es auch das beste so.

Als ich hörte, das jemand nach mir rief, schlug ich meine Augen auf und stellte mich aufrecht hin. Es war nur Levy, ein Arbeitskollege. Er teilte mir mit, dass die Kunden kamen und sie schon im Konferenzraum auf mich warteten. Seit meiner letzten Feier, die ich organisiert hatte, hatte ich eine Menge an Anfragen für weitere Events bekommen, die ich organisieren sollte.

Heute ging es um eine Veranstaltung, warum Jugendliche hier bei Daimler eine Ausbildung oder allgemein in diesen Beruf einsteigen sollten. Wir suchten frisches Blut, um den Betrieb weiterhin auf Top Qualität zu halten. Die Fahrzeug Klassen bei uns hatten eine Qualität an sich aber genau diese Qualität sollten auch all unsere Mitarbeiter haben. 
Daher plante ich so eine Veranstaltung, um den Leuten, die bereits ihr Abschluss erfolgreich absolviert oder einfach interesse an diesem Beruf hatten einen kleinen Einblick zuerschaffen. 

Damit auch sie wissen, was auf sie zukommen würde, was wir Ihnen bieten würden und vieles mehr. Laut unserer Umfrage gab es eine Zahlenquote von 78% an Jugendliche auch teilweise Erwachsene die sehr großes Interesse an unserer Firma hatten. Und was gibt es besseres als ihnen sowas vorstellen zu können dachte ich mir und setzte es in die Tat um. 

Diesen Freitagabend sollte es hier in unserem Mercedes-Center stattfinden, deswegen müsste alles einfach perfekt laufen. Wir hatten auch Fahrzeuge zur verfügung gestellt bekommen, um ihnen auch praktische Dinge zu zeigen. Man war hier im Daimler nicht nur auf das Kaufmännische fixiert, nein, sonder auch auf das Technische. Man konnte sich in verschiedenen Bereichen bewerben, einfach dort wo das eigene Interesse am meisten geregt wird. 

~~

Stolz auf unser Konzept, was von unserem Team auf die Beine gestellt wurde, ging jeder in sein eigenes Büro. Erschöpft legte ich mich auf das kleine Ledersofa, was sich in meinem Büro befand. 
Das kalte Leder bereitete mir eine kleine Gänsehaut zu. Langsam richtete ich mich wieder und begab mich jetzt nach unten in den zweiten Obergeschoss und wartete auf neue Kunden. 
An manchen Tagen kam kaum jemand, sodass dieses riesen Center leer blieb und wir uns etwas austoben konnten, mit guter Laune und Musik. 

Ich ging einige Verträge durch, einfach aus dem Grund, weil mir langweilig war. Ich stütze mich mit meinem Ellenbogen auf dem Tisch ab und hielt so meinen Kopf fest. Lange blätterte ich in den verschiedensten Verträgen und blieb bei einem sofort stehen. Der Name hielt mich kurz zusammen zucken. Ich hatte das Gefühl, dass mich dieser Typ verfolgen würde. 
Vor mir lag ein Vertrag, ich korrigiere mehrere Verträge, für die neue S-Klasse Coupe. Gleich sechs Fahrzeuge wollte er sich zulegen. Wer kann es außer einem Türkoglu sonst sein? 
,,Hamza Türkoglu" flüsterte ich vor mich hin und dachte nach, ob es vielleicht ein Verwandter von Cihan sein konnte. So dumm wie ich war, fiel mir jetzt erst ein, dass Türkoglu, genau so ein gäniger Name war, wie im deutschen: Meyer, Beyer oder auch Müller. 

Ich musste auch irgendwie alles in Verbindung mit diesem Idioten setzen. Genervt legte ich die Verträge zurück in den dazu gehörigen Ordner. Es war hier so unheimlich leer. Diese Ruhe war einerseits schön aber wiederrum unheimlich. Jeder war beschäftigt mit sich selber. Keiner sprach mit jemanden. Das einzige, was zuhören war, waren meine Pumps. Ich ging einfach bisschen spazieren und sah mir dabei jede Klasse, die wir hier drinnen hatten bis aufs kleinste Detail an. 

,,Zehraa".. ,,Zehra Canpolat". Von beiden Seiten wurde ich gerufen, einmal von meiner Chefin und von einem Kerl, den ich nicht kannte. Beide kamen mit schnellen Schritten auf mich zu. 
Jetzt erkannte ich diesen Typen wieder, es war der aus dem Krankenhaus. Dieser Gorilla der mich mit sich geschleppt hatte. 

Verwirrt blickte ich ihn an und scannte ihn dabei von Kopf bis Fuß. Er grinste nur süffisant und steckte sich dabei gelassen seine Hände in seine Stoffhose. Er hatte einen äußerst guten Geschmack, was Mode an ging, dass musste man ihm lassen. 

,,Ah wie schön sie auch hier anzutreffen Herr Özdemir. Dass hier ist Frau Canpolat ich glaube sie kennen sich bereits." sagte meine Chefin mit einem riesen Lächeln auf ihren Lippen. 
Auch mich stellte sie ihm vor. 
Skeptisch sah ich zwischen ihnen und wartete warum auch immer auf eine Erklärung, aber als sie mir sagte, dass dieser Mr. Gorilla Özdemir mich zu einem sehr wichtigen Kunden bringen würde fiel mir die Kinnlade förmlich auf den Boden. 

Ich sollte was ??


Asla vazgecmem'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt