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Mittlerweile saßen wir seit 5 Minuten schweigend im Auto. Keiner regte sich von uns zum sprechen, dass einzige was man hörte war sein starker Atem und der Regen. Ich spielte mit meinen Fingern und bereute langsam meine Aktion. Cihan wippte mit seinem rechten Bein ständig auf und ab. Das kauen auf seiner Unterlippe machte mich noch wuseliger als ich schon war. ,,Cihan, özür dilerim" (Es tut mir leid). ,,Niye?" (Warum) Fragte er mich ohne dabei in meine Richtung zusehen. War er jetzt wütend auf mich?
,,Warum hast du mich hier her gebracht." Fragte er mich ein weiteres Mal. ,,Ich hatte Schuldgefühle. Ich habe mich nach dem wir uns an dem Tag getrennt hatten dermaßen schlecht gefühlt, dass du an seinem Todestag nicht an seinem Grab warst sondern deine kostbare Zeit mit mir verschwendet hast und das nur meinetwegen. Das du meinetwegen nicht bei ihm warst hat mir keine Ruhe gegeben, daher wollte ich dir eine Freude machen und dich zu ihm bringen mit Hilfe von Cengiz. Ich weiß gerade nicht ob es ein Fehler war oder nicht. Ich .. Ich weiß es nicht, es tut mir leid." Plapperte ich drauf los und spielte nervös mit meinem Ring den ich trug. Als ich plötzlich seine Hand auf meiner spürte blickte ich sofort in sein Gesicht. Er schenkte mir ein warmes Lächeln, welches mich sehr beruhigte und mich ausatmen lies. ,,Du verrückte" sagte er leicht lachend und schüttelte seinen Kopf. Er öffnete seine Tür und stieg aus. Bevor er sie wieder schloss bückte er sich nochmal ins Auto und rief mir zu, dass ich auch aussteigen soll. ,,Nein Cihan olmaz sen git" (das geht nicht, geh du ruhig). ,,Zehra" ermahnt er mich. Langsam öffnete ich auch meine Tür und ging schüchtern rüber zu ihm.

,,Bist du dir sicher?" Fragte ich ihn nochmal in dem ich zu ihm hoch sah. Er nickte mir nur zu und griff nach meiner Hand. Erst jetzt fiel mir auf, dass Cihan wie ich komplett schwarz gekleidet war, als wüsste er wo wir hingehen würden. Cihan führte uns quer über den Friedhof. An unzähligen Gräbern schlenderten wir vorbei ohne auch nur stehen zu bleiben, anscheinend kannte er diesen Weg schon blind. Als wir plötzlich bei einem Grab stehen blieben und ich den Namen Türkoglu erblickte huschte mein Blick sofort zu Cihan und wieder aufs Grabstein. Hamza Türkoglu. Cihans Vater.
Er lies meine Hand kein einziges mal los, was mir aber etwas unangenehm wurde. Er übte einen starken Druck aus, was ihm nicht bewusst war. Ich legte zitternd meine Hand auf seinen Oberarm. Sofort blickte er runter zu mir. Seine dunklen, mysteriösen Augen waren glasig und er schaute wie ein dreijähriger Junge in meine Augen. Dieser Anblick zerstörte mich. Ich lächelte ihm aufmunternd zu und bekam ebenfalls eins von ihm. Der starke Regen machte uns beiden nichts aus, selbst die Kälte nicht. Er drehte sich jetzt wieder zum Grab seines Vaters und lies somit meine Hand los. ,,Babam" flüsterte er vor sich hin und kniete sich auf den kalten Boden. In meinem Hals bildete sich ein Kloß, den ich versuchte immer und immer wieder runter zu schlucken. Meine Sicht wurde verschwommen und ich versuchte diese wieder klar zu kriegen, indem ich mehrfach blinzelte. Die Tränen die sich immer wieder bildeten liefen mir schon übers Gesicht. Der Anblick wie Cihan drunter litt, dass sein Vater unter dieser kalten Erde lag traf mich sehr. Mit langsamen Schritten entfernte ich mich etwas von ihm, damit er alleine sein konnte. Meine Tränen konnte ich nicht mehr unterdrücken und ein schluchzen kam aus mir. Immer wieder ging ich mir übers Gesicht um die kommenden Tränen wegzuwischen. Auch wenn man sie vom Regen nicht wirklich sah.

Ich durfte jetzt nicht weinen. Ich musste stark bleiben für Cihan. Ich baute mich selber wieder auf und sah zu ihm, wie er immer noch vor seinem Vater auf den Knien war. Er strich die ganze Zeit über die Erde und redete vor sich hin. Plötzlich schrie er auf und schlug auf den Mamorstein, der das Grab schützte. Vor Schreck zuckte ich auf und hielt mir erschrocken den Mund zu. Immer wieder schlug er dagegen, bis ich eine rote Farbe zusehen bekam. Er blutete. Sofort eilte ich zu ihm rüber, ging selbst auf meine Knie. Ich zwang ihn mich anzusehen in dem ich sein Gesicht in meine Hände nahm.
,,Cihan" rief ich nach ihm aber er reagierte nicht, er sah einfach leer nach vorne.
,,Cihan gözlerime bak." (Schau in meine Augen) Schrie ich ihn jetzt an. Er blickte mir nach einer gefühlten Ewigkeit leer in mein Braun. Seine Augen waren gerötet und leicht geschwollen. ,,Es ist jedesmal das selbe, wenn ich hier bin. Jedesmal erlebe ich dieses Gefühl von vorne, dass es meine Schuld ist das mein Vater, mein Vorbild unter dieser Erde liegt. Es zerfrisst mich, dass Allah nicht meine Seele zu sich nahm sondern die von meinem Vater." Wütend presste er diese Sätze über seine vollen Lippen, die vor Wut bebten. ,,Ich verfluche mich, dass ich an jenem Tag Auto gefahren bin.. Zehra, yapamiyorum hier zustehen ohne kaputt zugehen. (Ich kann es nicht). Mehrere Tränen rollten ihm übers Gesicht, die er ignorierte. Ihn machte es überhaupt nichts aus vor mir so zu sitzen und seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Ich schlang meine kleinen Arme um seinen Nacken und drückte ihn an mich. Sofort spürte ich seine starken um meinem Körper. Er weinte wie ein kleines Kind in meinen Armen. ,,Es tut mir leid, ich durfte dich nicht her bringen." Flüsterte ich in sein Ohr. Er schüttelte nur seinen Kopf und fing an zu lachen. ,,Es ist doch nicht deine Schuld, hättest du mich nicht hergebracht wäre ich erst bei der nächsten Möglichkeit hergekommen. Er ist mein Vater da kann man nichts falsch machen" Somit stand er auf, richtete sich seine Klamotten und hielt mir seine Hand hin. Lächelnd nahm ich sie an und wir standen jetzt gemeinsam vorm Grab.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 20, 2016 ⏰

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