K'50

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Ein harter Schlag auf meinen Kopf lies mich aufschrecken. Wütend öffnete ich meine Augen und streichelte mir über die Stelle, auf die dieser Penner schlug. ,,Gehst du immer mit Frauen so um du Arsch." fauchte ich und löste dabei meinen Gurt. ,,Schnall dich an" rief er mir streng zu und dabei bog er links ab, wobei ich unsanft auf die rechte Seite flog. Ich hielt mich an dem Beifahrersitz fest und ging etwas nach vorne. Mit all meiner Kraft schlug ich ihm auf seinen Riesen Kopf, der kaum Haare besaß. Er hatte sie auf paar Millimeter schneiden lassen, was ihm zugegeben sehr gut stand.

,,Geht's noch?" Fragt er mich völlig schockiert und strich sich dabei auf seinen Kopf, wie ich es eben tat. ,,Das sollte ich dich am besten Fragen. Was sollte das gerade?" ,,Ich habe dir eine Frage gestellt, die du einfach lächelnd ignoriert hast." Er war schon etwas ruhiger geworden und blickte monoton nach vorne. ,,Schnall dich jetzt an oder bete ein letztes mal, bevor du durch die Windschutzscheibe fliegst." Aus seiner Stimme war seine Drohung schon zum greifen nah. ,,Arsch" flüsterte ich leise vor mich hin und gehorchte ihm. Sein Blick war wieder streng zur Straße gerichtet.
Und warum hatte er mich jetzt gehauen? Einfach so, wegen einer Frage? War dem Typen etwa so langweilig. Wusste überhaupt Cihan wie sein Freund hier mit mir umging, als wäre ich einer seiner Gretel, die er hänseln konnte. ,,Was war denn deine Frage?" Fragte ich grimmig. Ein leichtes Lächeln huschte ihm über die Lippen, was ich von der Seite perfekt zu Gesicht bekam. Er sah vom Rückspiegel zu mir nach hinten aber blickte auch wieder nach vorne. ,,Du scheinst wichtig für ihn zu sein. Meine Frage von eben wiederhole ich gerne nochmal. Was für eine Rolle spielst du für ihn?" Fragte er mich dieses Mal streng.

,,W wem meinst du?" Fragte ich wie ein verblödetes Kind, obwohl ich die Frage sehr gut verstanden hatte und auch selbst ausmachen konnte, wem er meinte. Er bremste stark ab, sodass ich gegen den Beifahrersitz flog. Ich rieb mir über meine Nase und stöhnte schmerzvoll auf. Ich bemerkte, dass er an einer roten Ampel stehen geblieben war. Aber musste er den wirklich so den Wagen zum stoppen bringen? Er drehte sich plötzlich zu mir nach hinten und sah mich dabei nur ernst an. ,,Ich rede gerade von meinem Cousin 3. Grades, den ich während der osmanischen Zeit verloren habe. Wen außer Cihan könnte ich sonst meinen? Dein Hirn ist glaube ich genau so klein, wie du es bist." plötzlich fing er laut an zu lachen und fuhr wieder los.
Empört blickte ich ihn von der Seite an. Hatte der mich ernsthaft als dumm bezeichnet? So ein Ochse! ,,In meinem Kopf steckt mehr drinnen, als du dir vorstellen kannst Mr Anabolika." giftete ich zurück und bekam nur einen ausdruckslosen Blick nach hinten geworfen. ,,Natur, natürliche Schönheit nennt man dies." gab er amüsiert von sich und präsentierte seinen Bizeps, der perfekt zum Vorschein kam selbst durch seinen Anzug, den er trug. Ein weiteres Mal fragte er mich, was für eine Rolle ich in Cihans leben spielte. Wieso wollte er es den so genau wissen? Sollte er ihn doch fragen und nicht mich. Seufzend spielte ich mit meinen Fingern und dachte selber nach. Was für eine Rolle spielte ich in seinem Leben?

Mag sein, dass ich ihm wichtig war, so sehr, dass er selbst an dem Tag an dem er seinen Vater verloren hatte dennoch bei mir blieb. Aber konnten wir uns den überhaupt Freunde nennen? Wir hatten bis heute nie etwas miteinander zutun gehabt. Zwar hatten wir Momente miteinander verbracht, die ich mit sonst keinem erlebt hatte. Er brachte regelrecht Farbe in mein Leben. Es war nicht so, dass mein Leben langweilig ablief. Nur hatte mein Leben seinen mittlerweile gewohnten Ablauf gehabt, auch an die leere im Haus hatte ich mich recht schnell gewöhnt trotz der Sehnsucht nach meinen Eltern. Mir gefiel dieses abwechslungsreiche. Mir gefiel es Zeit mit ihm zu verbringen auch wenn wir uns ständig zanken sollten. ,,Keine Ahnung" hauchte ich so leise, dass er es eigentlich nicht mitbekommen dürfte. Aber selbst dies bekam er mit. Er sah mich vom Rückspiegel an und lächelte mir schwach zu. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und versuchte aus seinen Blicken schlau zu werden. Strahlten sie wirklich Mitleid aus? Aber warum sollte er Mitleid mit mir haben.

Asla vazgecmem'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt