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- Lola -

„So“, sagt Rohan und klappt mit einem zufriedenen Nicken die blaue Mappe vor sich auf dem Tisch zu, „das wär’s dann. Oder fällt dir noch ein offener Punkt ein, den wir besprechen sollten, bevor wir mit den letzten Hochzeitsvorbereitungen beginnen?“
„Mir wären schon im Vorfeld gar nicht erst so viele Punkte eingefallen“, erwidere ich und stoße Rohan schmunzelnd gegen den Arm, woraufhin er mich schief von der Seite angrinst, „du und Direktorin Berger scheint ja ein echt gutes Team zu sein.“
„Ja, das sind wir tatsächlich“, sagt Rohan und nickt lachend, „auch wenn es ein wenig komisch ist, mit ihr über so etwas zu sprechen. Bibi, Marv und wir zwei waren ja früher immer nur bei ihr, wenn wir irgendeinen Mist gebaut haben.“
„Ach komm schon“, ich lache ebenfalls und mache eine wegwerfende Handbewegung, „so schlimm waren wir jetzt auch nicht. Zumindest nicht bei ihr.“
„Stimmt“, sagt Rohan und nickt erneut, „da hatte der alte Steiner es schon schwerer mit uns. Würde mich ja nicht wundern, wenn wir für seine frühzeitige Pensionierung verantwortlich gewesen sind.“
„Glaub ich nicht. Der Typ war doch schon zu Goethes Zeiten Schuldirektor. Da war es doch höchste Zeit, dass der sich in den wohlverdienten Ruhestand begibt.“
„Wenn du das sagst“, erwidert Rohan mit einem lächelnden Schulterzucken und dreht seinen Kopf zu Amélie und Thibault, die am Tresen der Bar in Xenias Kneipe sitzen und vor sich hinkichern, während sie gleichzeitig Xenia, die vor ihnen und damit hinter dem Tresen steht, irgendetwas auf Französisch erzählen und dabei wild gestikulieren.
Dass Xenia gar nicht mal so schlecht Französisch spricht, überrascht mich ehrlich gesagt nicht, auch wenn ich das bislang nicht über sie wusste.
Bei all den vielen Reisen und Erkundungstouren, die sie früher gemacht hat und die überall in Form von eingerahmten Fotos an den Wänden nachzuvollziehen sind, ist es nicht allzu verwunderlich, dass sie dabei auch das eine oder andere Bisschen an Sprachkenntnissen aufgeschnappt hat.
„Amélie und Thibault haben ja ganz schön Energie“, sagt Rohan und deutet mit dem Kopf in Richtung der Zwillinge, die nun miteinander auf Französisch zu diskutieren begonnen haben, während Xenia nur mit einem lächelnden Kopfschütteln zwischen ihnen hin und her schaut, „aber sie würden sich bestimmt gut mit Danny verstehen. Haben die drei sich schon
kennengelernt?“
„Nein, noch nicht. Und ich glaube, ich werde mir an dem Tag auch Verstärkung dazuholen, wenn sie sich kennenlernen. Alleine bekomme ich diese drei Wirbelwinde nämlich bestimmt nicht gebändigt.“
„Ja, das ist gut möglich.“ Während ich lächelnd aufseufze, nickt Rohan wissend, aber amüsiert, bevor er mich aufmunternd angrinst. „Aber du weißt ja, dass du jederzeit auf uns zählen kannst. Rebecca und Marv hängen zwar noch in ihren Unis fest, aber zusammen mit Bibi kriegen wir die drei Powerpakete schon unter Kontrolle. Zumal wahrscheinlich auch niemand von den dreien mehr Energie hat als Bibi selbst.“
Immer noch grinsend zwinkert Rohan mir zu, während ich langsam den Kopf senke.
Rohans Erwähnung von Habibs Namen erinnert mich an meine und Dannys gestrige Begegnung mit ihm in der Autowerkstatt…und meine an spätere Begegnung mit Nico, welche
ich durch all den Trubel mit Marie und den Zwillingen fast schon wieder vergessen habe…
Ob Nico meinem Vater wirklich so ähnlich sieht?
Oder war das nur eine falsch gespeicherte Erinnerung meinerseits?
Eine Art Wunschdenken, da er auch ein ziemlich ähnliches, wenn nicht sogar dasselbe Motorrad fährt wie mein Vater damals…
Und als ich mich zu Nico umgedreht habe, habe ich ja auch gerade in diesem Moment an meinen Vater gedacht…vielleicht dachte ich ja auch deshalb, dass er ihm ähnlich sieht, aber in Wahrheit…tut er das gar nicht?
Oder doch?
Verdammt…ich muss das wissen…
Allein schon um dieses Gedankenchaos in meinem Kopf zu sortieren…
Und ich habe auch schon eine Idee, wie ich mir darüber Klarheit verschaffen kann…
„Alles in Ordnung, Lola?“, holt mich Rohans Stimme aus meinen Gedanken zurück.
„Ähm, ja. Alles bestens“, sage ich und nicke knapp, bevor ich meinen Kopf zu Rohan drehe, „ähm…ich weiß, das kommt jetzt vielleicht ein bisschen plötzlich, aber könntest du kurz zusammen mit Xenia auf Amélie und Thibault aufpassen? Ich müsste da eben was erledigen. Es dauert auch nicht lange, höchstens eine halbe Stunde.“
„Äh…ja klar“, erwidert Rohan, auch wenn er mich ein wenig verwirrt anschaut und mehrmals blinzelt, „das passt schon.“
„Perfekt, danke dir“, sage ich und rücke meinen Stuhl quietschend über den Boden zurück, bevor ich Rohan  zum Abschied umarme und dann mit eiligen Schritten in Richtung Ausgang
stiefle.
Ich muss das einfach abklären.
Ich brauche Gewissheit.
Vorher habe ich keine Ruhe…
„Lola? Wo gehst du denn hin?“, höre ich Thibault hinter mir rufen und drehe mich im Gehen um, um die fragenden Gesichter von Amélie und Thibault zu sehen, die immer noch am Bartresen sitzen.
„Keine Sorge, ihr zwei. Ich komme gleich wieder“, erwidere ich und schenke den beiden ein zuversichtliches Lächeln, „ich…ich muss nur noch eben etwas erledigen.“

- Zoe -

„Und? Wie fühlst du dich?“
„Wundervoll.“
Lächelnd setze ich mich auf den Rand der Badewanne und betrachte Marie, die sich mit einem tiefen Seufzer und geschlossenen Augen in ihrem Schaumbad zurücklehnt.
Den gesamten Tag über waren wir unterwegs gewesen.
Die ausgedehnte Shoppingtour durch die Altstadt.
Das kleine Restaurant, in dem wir zu Mittag gegessen hatten.
Und der lange Spaziergang um den See im Stadtpark.
Kein Wunder, dass Marie dieses Bad nun in vollen Zügen genießt.
Bedacht darauf ihre langen blonden Haare nicht allzu nass zu machen, hat sie diese erst gut durchgebürstet und sie dann in einen Knoten zusammengebunden und hochgesteckt, während ich das warme Schaumbad mit den verschiedenen Badeölen vorbereitet habe, dessen
angenehmer Duft sich nun im gesamten Badezimmer ausgebreitet hat.
Während ich immer noch auf dem Badewannenrand sitze und meine ältere Schwester mit einem leichten Lächeln betrachte, öffnet Marie langsam wieder ihre Augen und seufzt erneut tief auf.
„Danke, Zouzou.“
„Wofür?“
„Jetzt tu nicht so, das weißt du genau“, entgegnet Marie und hebt schmunzelnd eine Augenbraue, „danke für diesen wunderschönen Tag. Und für dieses Bad, das wirkt wahre Wunder.“
„Das war auch meine geheime Absicht dahinter“, erwidere ich und lehne mich mit verschwörerischem Zwinkern ein Stück zu meiner Schwester vor, die daraufhin aufkichert, „ich dachte, es würde dir nach dem heutigen Tag gut tun.“
„Oh ja, vor allen Dingen meinen Füßen“, sagt Marie immer noch kichernd und hebt für einen Moment einen ihrer Füße aus dem Wasser, „die fühlen sich an, als hätten sie heute einen Marathon zurückgelegt.“
„Das haben sie ja auch…also…im übertragenen Sinne. Ich meine, so viel, wie wir heute gelaufen sind, haben wir bestimmt einige Kilometer gesammelt.“ Ich kichere ebenfalls, doch zu meiner Überraschung ist Maries Kichern verstummt und sie nickt stattdessen langsam.
„Ja…wahrscheinlich“, murmelt sie und holt tief Luft, bevor sie mir ein weiteres, wenn auch etwas schwächeres Lächeln schenkt, „und danke, dass du nicht mit mir über…na ja…diese Sache gesprochen hast. Ich…ich hätte heute wirklich nicht darüber reden wollen…“
„Ach, Schwesterherz“, seufze ich und lege meine Hand auf die von Marie, welche sie neben mich auf den Badewannenrand gelegt hat, „dafür musst du dich wirklich nicht bedanken. Weder für das eine noch für das andere. Ich bin deine Schwester und ich will, dass es dir gut geht. Und außerdem hast du dasselbe auch schon für mich getan, wenn ich dich daran erinnern darf.“
„Ja, ich weiß“, erwidert Marie und nickt erneut langsam, bevor sie ein weiteres Mal tief Luft holt, „und trotzdem…danke, Zouzou. Danke für den heutigen Tag. Das habe ich wirklich gebraucht.“
In diesem Moment ertönt ein melodisches Klingeln aus der Ferne und lässt mich die Augenbrauen heben.
„Ist das deins?“, fragt Marie und runzelt die Stirn, während ich ihre Hand wieder loslasse und vom Badewannenrand aufstehe.
„Wenn du nicht zufällig denselben Klingelton hast wie ich, dann ja“, erwidere ich und zwinkere Marie belustigt zu, während diese mit einem genervten Stöhnen die Augen verdreht, „also lauf nicht weg, ich bin gleich wieder da.“
„Keine Sorge, ich bewege mich heute freiwillig bestimmt keinen Zentimeter mehr“, ruft Marie mir nach und lehnt sich demonstrativ noch etwas mehr in ihrer Badewanne zurück, während ich lachend durch das Badezimmer streife und dessen Tür öffne, um mich von dem melodischen Klingeln leiten zu lassen.
Meine Suche führt mich in die Küche, wo mein Handy auf den abgeräumten Frühstückstisch befindet.
Hmm…wer das wohl sein mag?
Mit wenigen Schritten bin ich an dem  Tisch angelangt und greife nach dem
klingelnden und vor sich hin brummenden Gerät.
Vielleicht verspäten sich Lola und die Zwillinge?
Oder Mona ist noch ein weiterer To-Do-Listen-Punkt für die Hochzeitsvorbereitungen eingefallen? Wobei mir ehrlich gesagt schleierhaft wäre, was sie und Rohan da noch
vergessen haben könnten…
Mit einem leichten Kopfschütteln schaue ich auf das wild aufleuchtende Handydisplay, bevor sich im nächsten Moment auch schon meine Augenbrauen heben.
Maman?!

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt