- Sarah -
„Mama? Was ist los? Wo gehst du denn hin? Mama?“
„Nicht jetzt, Danny!“
Hektisch und noch mit dem Handy in der Hand rausche ich an meinem Sohn vorbei und weiter in den Flur.
Ich muss sofort los!
Sofort!
Jacke und Schuhe anziehen.
Handy, Schlüssel und Geld für ein Taxi einpacken.
Und dann zum Krankenhaus.
Auf dem schnellsten Weg zum Krankenhaus!
Denn wenn es wirklich stimmt, was Zoe gerade gesagt hat…
Wenn…wenn Lola wirklich einen Unfall hatte…einen Motorradunfall…dann…dann…
Ich bleibe stehen und presse mit aller Kraft eine Hand auf meinen Mund, um den aufkommenden Schluchzer zu dämpfen, während meine Augen sich mehr und mehr mit Tränen füllen.
Das…das überlebe ich nicht…
Ich…ich kann das nicht noch einmal durchstehen…nicht noch einmal…
Wenn Lola wirklich…nein, bitte nicht.
Bitte bitte nicht…
Lola…tu mir das nicht an…tu mir das bitte nicht an, Lola…
Ich halte die Luft an, um einen weiteren Schluchzer zu unterdrücken und wische mir hastig die Tränen von meinem Gesicht, bis mich ein Gedanke erst fest schlucken und anschließend daran aufschnauben lässt.
Dieser…dieser Nico!
Dieser verfluchte Mistkerl!
Natürlich!
Wie sonst sollte Lola an ein Motorrad gekommen sein?!
Wahrscheinlich hat er sie sogar zu dieser Aktion überredet!
Vorher hatte Lola nie Interesse am Motorradfahren und seit sie diesen…Typen…kennengelernt hat, soll das plötzlich anders sein und sie setzt sich einfach so auf ein Motorrad?!
Wohl kaum!
Daran ist nur er Schuld!
Dieser elende…
„Aber warum denn, Mama? Wieso…“
„Verdammt, Danny! Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich, okay?! Also lass mich gefälligst in Ruhe!“
Erschrocken über mich selbst und meine Worte erstarre ich und fahre herum, nur um Dannys mehr als erschrockenen Blick zu sehen, ehe er verängstigt seinen Kopf zwischen die
Schultern zieht und seine Unterlippe gefährlich zu zittern beginnt.
Oh nein…
„Danny, ich…entschuldige bitte“, sage ich und trete mit zwei schnellen Schritten auf ihn zu, um mich vor ihn auf den Boden zu knien, „ich…ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, Danny. Tut mir leid. Das war gemein von mir.“
„Schon okay“, murmelt Danny und legt nach ein paar Momenten fragend den Kopf schief, „hast du geweint, Mama?“
„Ich…ähm…“, ich zögere und fahre mir ein weiteres Mal übers Gesicht, ehe ich leicht nicke, „ja, ich…das habe ich, Danny.“
„Oh.“ Danny legt seinen Kopf noch schiefer. „Bist du traurig? Soll ich dich trösten?“
„Nein, ich…alles gut, Danny“, erwidere ich und zwinge mich zu einem Lächeln, während erneut Tränen in meinen Augen aufsteigen, „das…das ist wirklich süß von dir, mein Schatz, aber es…es geht schon.“
„Echt?“ Danny runzelt skeptisch die Stirn. „Du siehst aber immer noch traurig aus, Mama. Hast du dir wehgetan? Oder ist was Schlimmes passiert?“
Wenn du nur wüsstest, Danny.
Wenn du nur wüsstest…
Ein ungewollter Schluchzer entfährt mir und lässt sowohl Danny als auch mich zusammenzucken, genauso wie das plötzliche Klingeln an unserer Wohnungstür.
Wer…wer ist das denn jetzt?
Und dann noch um diese Uhrzeit?
„Mama, wer hat denn da geklingelt?“
„Das wüsste ich auch gern“, murmle ich und wische mir noch einmal rasch übers Gesicht, ehe ich wieder aufstehe und mich zur Tür drehe.
„Vielleicht ist es ja Lola.“
Dannys Vermutung und das hoffnungsvolle Lächeln, was in seiner Stimme hinter mir mitschwingt, versetzen meinem Herz einen schmerzhaften Stich und ich halte in meiner Griffbewegung nach der Türklinke inne.
„Das…das glaube ich nicht, Danny“, entgegne ich stockend und schlucke hart, bevor ich meine zitternden Finger erneut ausstrecke, „Lola i-ist…i-ist…L-Lola hat e-einen Schlüssel.“
„Ach so, ja stimmt“, höre ich Danny sagen, während ich die knarrende Klinke herunterdrücke und im nächsten Moment erstarre.
„C-Christoph?“
„Hallo Sarah.“
Obwohl er seinen Blick unter seiner zurechtgerückten Brille gesenkt hält, höre ich die Niedergeschlagenheit in seiner Stimme mehr als deutlich.
„Ich…ich weiß, dass du mich eigentlich nicht sehen möchtest, erst recht nicht so spät, aber ich wollte nur sagen, dass…“
Christoph verstummt, als er aufschaut und mich aus seinen sich weitenden Augen ansieht.
„Sarah, was…was ist los? Hast du geweint?“
„Ich…i-ich…“, ich spüre, wie sich mein Hals erneut zuschnürt und weitere Tränen in meinen Augen aufsteigen, „i-ich…muss ins K-Krankenhaus. Lola…sie…s-sie…“
„Schon gut, ich verstehe“, unterbricht Christoph mich und nickt wissend und mit ernster Miene zugleich, „ich bin mit dem Auto hier. Ich fahre dich.“
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Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)
Romance- Fortsetzung zu „Liebe Auf Französisch" und „Weihnachten Auf Französisch" - Man sagt, dass die Hochzeit der schönste Tag des Lebens ist. Was einem jedoch niemand sagt, ist die Tatsache, dass bis zu diesem besagten schönsten Tag des Lebens eine Me...