- Lola -
„...ich meine, du glaubst gar nicht, wie blöd ich mir heute vorgekommen bin!“
„Mmm…“
„Anstatt mit Nico zu reden und ihm von seiner Ähnlichkeit zu meinem Vater zu erzählen, habe ich ihn einfach nur angestarrt und kaum einen Ton rausbekommen…wie dumm kann man denn bitte sein?!“
„Mmm...“
„Und dann musste die Air Force One auf dem Vorplatz von der Autowerkstatt notlanden!“
„Mmm…“
„Zoe? Hörst du mir überhaupt zu?“
Bei der Nennung ihres Namens zuckt Zoe unwillkürlich zusammen und schaut zu mir, bevor sie mit einem tiefen Seufzer ihre Schultern hängen lässt.
„Entschuldige bitte, chérie“, seufzt sie und lässt die Bürste, mir der sie sich schon seit einer halben Ewigkeit auf der Bettkante sitzend durchs Haar streicht, sinken. „Ich habe dir zugehört. Wirklich. Und es tut mir Leid, dass das alles heute nicht so gelaufen ist, wie du es dir erhofft hattest, weshalb ich es umso besser finde, dass du das Ganze morgen in einem direkten Gespräch mit Nico klären möchtest.“
Okay...sie hat mir wohl wirklich zugehört…
Trotzdem mustere ich Zoe nachdenklich, die nun unruhig an ihren mehr als durchgebürsteten Haaren herumzupft.
„Aber irgendetwas beschäftigt dich doch“, sage ich schließlich und setze mich zu ihr aufs Bett, welches leicht unter meinem Gewicht knarrt.
„Nein...es ist nichts“, murmelt Zoe, wobei sie meinem Blick bewusst ausweicht, „ich…ich bin einfach nur in Gedanken…“
„Und worüber denkst du nach?“, frage ich und rutsche ein Stück näher zu meiner Verlobten, „gefällt dir vielleicht der Saal für unsere Hochzeit nicht, den du heute zusammen mit Romy und Direktorin Berger besucht hast?“
„Nein, damit ist alles in Ordnung…“
„Und was ist es dann?“, frage ich und lege zwei Finger an Zoes Kinn, um es zusammen mit ihrem Kopf in meine Richtung zu drehen, „komm schon, Zoe. Rede mit mir. Ich liebe dich und will dich nicht so grübelnd und bedrückt sehen.“
Meine Worte entlocken Zoe ein leichtes Lächeln, während sie ihre Hand hebt und mir einige Haarsträhnen hinters Ohr streicht.
„Ich liebe dich auch, Lola. So unendlich sehr“, erwidert sie und seufzt tief, als sie ihren Blick wieder sinken lässt, „und deshalb...möchte ich auch nicht, dass du das, was ich dir jetzt sage, nicht falsch verstehst…“
Ich runzle die Stirn, während ich gleichzeitig spüre, wie sich ein beklemmendes Gefühl in mir breit macht.
„Was soll ich nicht falsch verstehen?“, frage ich tonlos und schlucke schwer, als Zoe tief Luft holt und sich mit einer Hand durch die Haare fährt.
„Heute Mittag, als...als Mona, Romy und ich bei der Besichtigung des Saales gewesen sind, da…da bin ich jemandem begegnet.“
Jemandem…begegnet?
Mein Hals zieht sich zusammen und ich schlucke ein weiteres Mal.
„Und…und wem?“
Zoe erwidert meinen Blick für einen Moment, bevor sie ein weiteres Mal tief durchatmet.
„Robert…“- Zoe -
„Er bereut es also, dass er dich damals betrogen hat…“
Ich kann den Tonfall in Lolas Stimme nicht ganz deuten, aber die Distanziertheit, die darin mitschwingt, lässt mich nervös auf meiner Unterlippe kauen.
„Ja, also…das hat er zumindest gesagt…“
„Und wahrscheinlich auch so gemeint“, entgegnet Lola, deren Körperhaltung sich mehr und mehr versteift hat, bevor sie ihren Kopf wieder zu mir dreht, „ich habe dir ja schon damals gesagt, dass dein Exmann ein Idiot ist, wenn er eine so tolle Frau wie dich gehen lässt. Und das wird ihm in den letzten Jahren wahrscheinlich auch bewusst geworden sein.“
Ich spüre, wie sich eine leichte Röte über meinen Wangen ausbreitet, während Lolas langer Blick mich unruhig hin und her rutschen lässt.
„Du…du übertreibst, chérie…“
„Nein, ich denke nicht, dass ich das tue“, entgegnet Lola ruhig, wobei mir jedoch das angespannte Zucken ihrer Kiefermuskeln mehr als deutlich auffällt, „du…du empfindest noch etwas für deinen Exmann, oder?“
„Was?!“ Entgeistert starre ich Lola an, deren Gesichtsausdruck wie versteinert bleibt. „Nein, chérie! Ich…wie kommst du denn bitte darauf?!“
„Ist das wirklich so schwer für dich nachzuvollziehen?“, fragt Lola spöttisch, während sich die Röte meiner Wangen mehr und mehr intensiviert, „du bist den ganzen Abend über schon so abwesend, hörst mir nicht richtig zu…“
„Ich habe dir doch zugehört!“, protestiere ich, was Lola allerdings nicht wirklich zu beeindrucken scheint.
„…und dann sagst du mir, dass du heute Nachmittag deinen Ex getroffen hast. Auf welche Schlussfolgerung soll ich denn dann deiner Meinung nach sonst kommen? Hm?!“
Ich kann nicht anders, als Lola mehrfach blinzelnd anzustarren, deren steinernder Gesichtsausdruck mehr und mehr bröckelt und stattdessen einer Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung Platz macht.
„Chérie…“, ich hole tief Luft und greife nach Lolas Händen, die sie nur widerwillig von meinen umschließen lässt, „dass…dass ich etwas durcheinander gewesen bin, bedeutet doch nicht automatisch, dass ich noch Gefühle für Robert habe.“
„Und was sollte das sonst bedeuten?“, entgegnet Lola, wobei mich die Bitterkeit in ihrer Stimme etwas zusammenzucken lässt, „wenn ich mit etwas oder jemandem abgeschlossen habe, bringt mich die Sache oder die Person auch nicht länger durcheinander. Und du hattest selbst gesagt, dass du wahrscheinlich nicht mit mir zusammen gekommen wärst, wenn du noch mit Robert verheiratet gewesen wärst.“
„Ja, das stimmt“, ich nicke leicht und verstärke gleichzeitig meinen Griff um Lolas Hände, „aber die Betonung liegt hierbei auf dem Wort „wärst“. Aber das war ich nicht. Robert hat
mir mit seiner Affäre das Herz gebrochen und ihn nach all der Zeit einfach so zufällig und unvorbereitet wieder zu sehen, hat mich…na ja…ein wenig aus der Bahn geworfen. Genauso wie seine anschließende Erklärung, dass er die Affäre von damals im Nachhinein bereut. Aber das heißt nicht, dass diese Sache etwas an meinen Gefühlen für dich ändert, chérie. Ich habe dir schließlich nicht ohne Grund den Antrag gemacht…“
Mit einem leichten Lächeln lasse ich meinen Kopf sinken und schaue auf unsere Hände.
Genauer gesagt auf den Verlobungsring, den Lola trägt und über den ich langsam mit einem Finger streiche.
„Ich möchte mein Leben mir dir verbringen, chérie. Nur mit dir. Und bezüglich Robert musst du dir keine Sorgen machen. In meinem Herzen ist nur Platz für eine Person und das bist du. Ganz allein du.“
Ich platziere einen leichten Kuss auf Lolas Handrücken und schaue wieder auf, nur um in das sowohl erleichterte als auch gerührte Gesicht meiner Verlobten zu sehen.
„Wirklich?“, fragt sie leise, woraufhin ich Lola für einen sanften Kuss zu mir ziehe und sie anschließend lächelnd betrachte.
„Ja, chérie. Wirklich.“
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Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)
Romance- Fortsetzung zu „Liebe Auf Französisch" und „Weihnachten Auf Französisch" - Man sagt, dass die Hochzeit der schönste Tag des Lebens ist. Was einem jedoch niemand sagt, ist die Tatsache, dass bis zu diesem besagten schönsten Tag des Lebens eine Me...