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- Lola -

Das kann doch nicht wahr sein…
Nur mit Mühe unterdrücke ich ein genervtes Stöhnen, während ich auf dem Rücken liegend an die dunkle Zimmerdecke starre und Zoes ruhigem und gleichmäßigem Atem lausche.
Ich verstehe das einfach nicht…
Zoe und ich, wir…wir haben doch die Sache mit ihrem Exmann geklärt…und sie hat mir obendrein auch noch eine wunderschöne Liebeserklärung gemacht…
Warum also kann ich nicht aufhören an dieses Gespräch von vorhin zu denken?
Und vor allen Dingen…warum zweifle ich an dessen Wahrheitsgehalt?
Ich meine, ich vertraue Zoe doch…oder?
Grübelnd kaue ich auf meiner Unterlippe und drehe meinen Kopf zur Seite, um zu Zoe zu schauen, deren schlafende Gesichtszüge ich nur als Umrisse in der Dunkelheit erkennen kann.
Trotzdem spüre ich das warme Gefühl, welches sich sofort in mir breitmacht.
Ja.
Ich vertraue Zoe.
Voll und ganz.
Und ich liebe sie.
Ich liebe sie über alles.
Aber dieser Robert…dem vertraue ich nicht…ihm und seinen Absichten gegenüber Zoe…
Wieso musste der Kerl auch unbedingt wieder auftauchen?
Und dann auch noch ausgerechnet jetzt, kurz vor unserer Hochzeit!
Mit einem leisen Seufzer drehe ich mich zurück auf den Rücken und setze mich auf, bevor ich langsam zur Bettkante rutsche.
So sinnlos hier rumzuliegen bringt auch nichts…
Am besten vertrete ich mir ein bisschen die Beine oder schnappe etwas frische Luft auf dem Balkon, dann komme ich bestimmt etwas zur Ruhe…
Auf Zehenspitzen schleiche ich mich zur Schlafzimmertür und drücke dessen Klinke in einem zeitlupenverdächtigen Tempo herunter, immer bedacht darauf, Zoe nicht zu wecken.
Mühsam zwänge ich mich durch den schmalen Spalt, um den ich die Tür geöffnet habe und schließe diese genauso leise wieder hinter mir.
Allerdings nicht, ohne dass sich meine Augenbrauen ein gutes Stück heben.
Wieso brennt denn in der Küche noch Licht?
Wir hatten doch alles ausgemacht, als wir schlafen gegangen sind…
Langsam tapse ich über den Flur und stecke meinen Kopf vorsichtig in den Küchentürrahmen, nur um kurz darauf meine Augenbrauen noch mehr zu heben.
„Oh, ähm…guten Abend, Marie…“
„Guten Abend, Lola...oder…vielmehr guten Morgen, nicht wahr?“, kichert Marie und prostet mir mit ihrem halbvollen Weinglas und leicht geröteten Wangen zu, „ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich mich an eurem Weinschrank bedient habe?“
„Ähm…“, ich lasse meinen Blick über den Küchentisch gleiten, an dem Marie sitzt und auf dem die nur noch zu einem knappen Viertel gefüllte Weinflasche steht, „ja klar, kein Problem…aber ich denke, du hattest für heute erst mal genug.“
„Aber wieso denn? Die Nacht ist doch noch jung“, entgegnet Marie und kichert erneut, während ich mit festen Schritten auf den Küchentisch zutrete und die Weinflasche an mich nehme, „trinkst du dann wenigstens ein Glas mit?“
„Nein, danke“, murmle ich und verschließe die Flasche, während ich mich gleichzeitig nach einem genaueren Blick auf das Etikette frage, was Direktorin Berger wohl davon halten würde, wenn sie wüsste, dass der teure Wein, den sie uns zur Verlobung geschenkt hat, soeben von meiner zukünftigen Schwägerin fast vollständig aufgetrunken wurde.
„Aber warum denn nicht?“, höre ich Marie hinter mir fragen, als ich die Flasche mit dem kläglichen Rest an Wein in den Kühlschrank stelle, „in Gesellschaft trinkt es sich doch vieeel
besser.“
„Mag sein“, ich seufze leise und schließe die Kühlschranktür mit einem dumpfen Geräusch, „aber dazu bin ich gerade wirklich nicht in Stimmung.“
„Ach, man muss doch nicht in Stimmung sein, um ab und an das eine oder andere Glas Wein zu trinken. Im Gegenteil, es hilft…“, Marie hält kurz inne und blinzelt mehrmals, bevor sie fortfährt, „…es hilft einem, erst richtig in Stimmung zu kommen.“
„Wenn es denn bei ab und an und bei dem einen oder anderen Glas bleibt“, entgegne ich und drehe mich mit prüfendem Blick zu Marie um, die auf meine Bemerkung hin nur die Augen
verdreht.
„Dieser Satz hätte auch von Zouzou kommen können“, sagt sie und nimmt einen demonstrativen großen Schluck von ihrem Glas, „ihr zwei passt wirklich gut zusammen.“
„Das hat weniger etwas mit Zoe und mir zu tun und mehr mit meinen Erfahrungen mit meiner Mutter“, erwidere ich trocken und sehe, wie sich trotz Maries leicht benebelten Blickes ein schuldbewusster Ausdruck auf ihrem Gesicht ausbreitet.
„Oh…ich…entschuldige bitte, Lola“, murmelt Marie und beißt sich leicht auf die Unterlippe, ehe sie ihr Weinglas ein Stück über den Tisch von sich wegschiebt und stattdessen ihr Gesicht in beiden Händen vergräbt, „ich bin so ein Idiot…wie konnte ich das nur vergessen? Tut mir
Leid…“
„Ist schon okay, Marie.“ Mit einem verständnisvollen Lächeln trete ich auf den Küchentisch zu und ziehe einen der Stühle zurück, um mich neben meine Schwägerin zu setzen. „Du hast zurzeit ja auch einige andere Dinge im Kopf.“
„Ja…das stimmt…“ Schwer seufzend hebt Marie ihren Kopf wieder und schenkt mir ein schwaches Lächeln. „Und was hält dich so spät noch wach?“
„Ach…“, ich senke meinen Blick und streiche mir mit einer Hand durch die Haare, „nichts Wichtiges…“
„Da sagt der Ausdruck auf deinem Gesicht aber etwas anderes“, erwidert Marie und zieht leicht eine Augenbraue hoch, „geht es um die Hochzeit? Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten mit den Vorbereitungen oder…“
„Nein…damit ist alles in Ordnung…“
„Und was beschäftigt dich dann?“
„Na ja…“, ich hole tief Luft und lasse beim Ausatmen meine Schultern hängen, „Zoe…Zoe ist heute ihrem Exmann begegnet und…“
„Was?!“
„Nicht so laut!“
„Tut mir Leid“, entschuldigend beißt sich Marie auf die Unterlippe, bevor sie sich leicht räuspert und ein Stück zu mir vorlehnt, „aber…stimmt das wirklich? Zouzou soll…Robert begegnet sein?“
„Wenn sie mich vorhin nicht angelogen hat, dann schon.“
„Aber wo soll das denn gewesen sein? Sie war doch den ganzen Tag über mit Mona und Romy unterwegs…“
„…genau, und dabei ist sie Robert begegnet, weil er die Räumlichkeiten, die wir für unsere Hochzeit nehmen wollten, wohl für irgendeine Firmenfeier braucht.“
„Verstehe“, sagt Marie und nickt langsam, wenn auch mehr zu sich selbst, „deshalb ist Zouzou auch heute Abend gedanklich so abwesend gewesen.“
„Ja…leider…“
Ich seufze tief und widerstehe nur mit Mühe dem Drang die Augen zu verdrehen, während Marie mich nachdenklich ansieht.
„Also…Lola…wenn du denken solltest, dass Zouzou noch etwas von Robert will…“
„Nein…ja…ich…ach, keine Ahnung.“ Mit einem frustrierten, aber dennoch gedämpften Laut lasse ich mich nach hinten in den Stuhl fallen, „ich weiß, dass Zoe mich liebt und sie hat vorhin auch nochmal mehrfach betont, dass sie mit ihrem Exmann abgeschlossen hat…“
„…aber du glaubst ihr nicht?“
„Doch, aber…“, verzweifelt und auf der Suche nach den richtigen Worten fahre ich mir erneut mit einer Hand durchs Haar, während Marie mich weiter aufmerksam ansieht, „aber…dieser Robert will anscheinend noch was von Zoe…und das hat er ihr gegenüber auch deutlich gemacht…und was ist, wenn…was ist, wenn das Zoe verunsichert hat und sie mich nicht länger heiraten möchte…wenn sie am Ende vielleicht sogar ihre Liebe zu mir hinterfragt oder Zweifel bekommt und zurück zu ihrem Exmann geht…“
„Das glaube ich nicht“, unterbricht Marie mich, wobei mich die Entschlossenheit in ihrem Kopfschütteln halbherzig auflachen lässt.
„Ach ja?“, ich richte mich wieder etwas im Stuhl auf, „und warum?“
„Ganz einfach“, Marie streckt ihre Hand über den Tisch nach meiner aus und schaut mir fest in die Augen, „Robert war vielleicht Zoes erste Liebe, aber du bist ihre große Liebe, Lola. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen euch beiden. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich Zoe in all den Jahren mit Robert nicht ein einziges Mal auch nur halb so glücklich gesehen habe, wie sie jetzt mit dir ist. Sie liebt dich, Lola. Nur dich. Und daran wird auch Robert nichts ändern können. Niemals…“

- Zoe -

„Chérie?“, murmle ich und taste mich im Halbschlaf immer weiter mit einer Hand über Lolas Seite des Bettes, bis ich schließlich mit einem herzhaften Gähnen meine Augen einen Spalt breit öffne, welcher im nächsten Moment jedoch um ein Vielfaches größer wird, als ich die leere Fläche neben mir erblicke.
Wo…wo ist sie denn?
Etwas umständlich setze ich mich auf und schaue mich suchend in dem dunkeln Raum um, wo ich jedoch auch keine Spur von Lola entdecke.
Das verstehe ich nicht…
Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie sich aus dem Zimmer geschlichen hat.
Ob sie nur kurz im Bad ist?
Oder kann sie nicht schlafen?
Macht sie sich wegen ihrem morgigen Vorhaben bezüglich Nico Gedanken?
Oder beschäftigt sie vielleicht doch noch unser Gespräch von vorhin?
Aber...warum sollte es das?
Wir hatten doch eigentlich alles geklärt…oder?
Nachdenklich reibe ich mir über meine noch recht trägen Augen, bis ich schließlich die Decke über mir zurückschlage.
Ich sollte nach Lola sehen…ja, das ist vermutlich das Beste…
Wilde Spekulationen bringen mich da auch nicht weiter...
Doch gerade als ich meinen ersten Fuß auf den kühlen Parkettboden gesetzt habe, öffnet sich die Schlafzimmertür mit einem leichten Knarzen und Lola betritt vorsichtig das Zimmer, hält jedoch inne, als sie mich sieht.
„Was machst du denn da?“, fragt sie, wobei ich trotz der Dunkelheit anhand ihrer Stimme höre, wie sie ihre Augenbrauen hebt.
„Ich…ähm…ich wollte nach dir sehen, chérie“, sage ich und komme mir dabei fast schon ein wenig dämlich vor, während Lola nun vollständig in den Raum tritt und die Zimmertür hinter sich schließt, „ich bin wach geworden und du warst nicht da und…na ja, da wollte ich einfach sichergehen, dass bei dir alles in Ordnung…“
Meine Stimme versagt, als ich höre, wie Lola leise auflacht, bevor sie langsam und hüftschwingend zu mir hinüberschreitet und ich kurz darauf ihr Gewicht auf meinem Schoß spüre.
„L-Lola“, stammle ich, während meine Augen immer größer werden, „w-was…w-was machst du…“
Meine Worte verstummen erneut, als Lolas Hände mein Gesicht umfassen und sie sich mit einem süffisanten Schmunzeln zu mir vorlehnt.
„Ist das nicht offensichtlich?“, haucht sie fragend gegen meine Lippen, ehe sie sich noch etwas mehr vorbeugt und diese in einen langen und fordernden Kuss einnimmt.
Oh…wow…
Stöhnend gewähre ich Lolas Zunge Einlass in meinen Mund, während meine Hände zu ihrem Po wandern und sie etwas mehr auf meinen Schoß ziehen, woraufhin Lola unseren Kuss noch etwas mehr vertieft, bevor sie diesen schließlich mit einem seligen Seufzen und einem leichten Biss in
meine Unterlippe unterbricht.
„Womit…“, keuchend hole ich tief Luft und schaue Lola mehrfach blinzelnd an, „womit habe ich das denn verdient, chérie?“
„Als ob du dir das verdienen müsstest...“ Mit einer sanften Bewegung streicht Lola mir eine Haarsträhne hinters Ohr und seufzt bedauernd auf, während ich ihren Blick schwer atmend erwidere. „Es…es ist wirklich schade, dass wir nicht alleine in der Wohnung sind…“
„Ach ja?“, ich lasse mehrmals und betont unschuldig meine Augenlider auf- und wieder zuschlagen, was Lola leise knurren lässt, „was wäre denn dann, chérie?“
Für einen Moment glaube ich, dass der azurblaue Farbton in Lolas Augen eine Nuance dunkler zu werden scheint, zumindest sofern ich das in der Dunkelheit richtig erkennen kann, als sie sich auch schon erneut schmunzelnd zu mir vorlehnt.
„Da müssen Sie sich wohl bis zu unserer Hochzeitsnacht gedulden, um das herauszufinden, Frau Jacobi. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.“
Die überraschende Rauheit in Lolas Stimme jagt einen heißen Schauer durch meinen Körper, als sie mit einem letzten Stoß gegen mein Becken von meinem Schoß hinunterklettert.
Diese miese kleine…
„Na na na, Frau Jacobi“, ermahnt Lola mich mit einem koketten Lächeln und löst den Griff meiner Finger, die sich wie aus Reflex um ihr Handgelenk gelegt haben, mit einem entschlossenen Ruck, „contenance, s’il vous plaît.“
Contenance…diese Frau hat gut reden…
Grummelnd und gierig zugleich schaue ich Lola dabei zu, wie sie weiter an mir vorbei auf ihre Seite des Bettes krabbelt und sich mit einem zufriedenen Seufzer und mit dem Rücken zu mir liegend darauf fallen lässt.
„Bonne nuit, Zoe.“
Bonne nuit…sehr lustig…
Mein tiefes Schnaufen entlockt Lola ein vorwitziges Kichern, welches jedoch verstummt, als ich ihren Körper von hinten mit einem Arm umfasse und sie ganz dicht zu mir ziehe.
„Das bekommst du zurück, chérie. Verlass dich drauf.“
„Ist das eine Drohung? Oder ein Versprechen?“
„Beides.“
Der mitschwingende Trotz in meiner Stimme bringt Lola ein weiteres Mal zum Kichern, als sie ihre Finger mit meinen verschränkt und sich noch mehr in meine Arme kuschelt.
„Das hatte ich gehofft.“

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt