- Lola -
„Also…verstehe ich das richtig“, setzt meine Mutter nach einer für mein Gefühl viel zu langen Schweigepause an, während sie leicht vornüber gebeugt auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt und dabei auf ihre Teetasse starrt, welche sie mit beiden Händen fest umschlossen hat.
„Du vermutest…ihr beide vermutet, dass…dass dein Vater…“, sie zögert und deutet mit dem Kopf in Nicos Richtung, „…auch…auch sein Vater ist und…und wollt euch deshalb mithilfe
dieses komischen Tests davon überzeugen, ob eure Vermutung zutreffend ist?“
„Ja, genau“, erwidere ich leise und nicke schwach, bevor ich eine Hand ausstrecke und sanft über das Knie meiner Mutter streiche, „und dafür brauchen wir deine Hilfe, Mama.“
„Meine Hilfe?“ Das Lachen meiner Mutter ist kurz und spöttisch, als sich ihre Finger noch etwas fester um ihre Tasse schließen und sie anschließend ihren Kopf in meine Richtung dreht.
„Ich wüsste wirklich nicht, wie ich euch bei dieser…Angelegenheit... behilflich sein könnte, Lola.“
Die mitschwingende Verachtung in ihrer Stimme lässt mich für einen Moment schlucken, während ich gleichzeitig aus den Augenwinkeln bemerke, wie Nico mir einen verunsicherten Blick zuwirft.
Kein Wunder…
Auch wenn ich ihn ja schon etwas vorgewarnt hatte, was die Reaktion meiner Mutter auf ihn betrifft, hat er vermutlich nicht mit dem Ausmaß an Ablehnung gerechnet, was ihm bislang von meiner Mutter entgegengekommen ist, seit ich ihr von dem Verdacht, dass Nico der Sohn
meines Vaters ist, erzählt habe.
Dabei kann er am allerwenigsten etwas dafür, zumal diese eventuelle Begegnung zwischen Nicos Mutter und meinem Vater lange vor der Beziehung meiner Eltern gewesen wäre.
Aber so sehr, wie meine Mutter meinen Vater geliebt und wie extrem sie unter seinem plötzlichen Verlust gelitten hat, ist es nicht allzu verwunderlich, dass ihr jedes weitere Kind von ihm ein Dorn im Auge ist.
Insbesondere wenn ein solches Kind ihm so ähnlich steht, wie Nico es tut…sofern Nico denn auch sein Kind ist…
„Du kannst uns aber helfen, Mama“, sage ich, während ich meiner Mutter weiter übers Knie streiche, „und zwar, indem…indem du bei dem Test mitmachst.“
Der Blick meiner Mutter wird immer verstörter. „Also, falls du jetzt auch noch ernsthaft anzweifeln solltest, dass ich deine Mutter bin…“
„Ach quatsch, darum geht es doch gar nicht“, unterbreche ich meine Mutter und schüttle den Kopf, „es geht darum, dass durch den Test festgestellt werden soll, ob Nico und ich eine gewisse Menge an Erbgut teilen. Und das kann man etwas besser feststellen, wenn man vorher das nicht gemeinsame Erbgut herausfiltert.“
„Also, meines?“, hakt meine Mutter nach und verzieht auf mein Nicken hin argwöhnisch das Gesicht, „wie überaus charmant.“
Seufzend verdrehe ich die Augen. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass der Test so funktioniert. Wenn Nicos Mutter noch leben würde, hätten wir ja auch genauso gut sie fragen können…“
„Aha, und mir damit gleichzeitig diese doch recht wichtige Information vorenthalten können, richtig?!“
„Nein, natürlich nicht! Aber es ging dir doch gerade darum, dass…“
„Für mich hat es sich aber so angehört!“
„Darf ich vielleicht auch mal was dazu sagen?“, unterbricht Nico meine Mutter und mich mit gehobener Stimme und räuspert sich, nachdem wir beide verstummt sind. „Ich möchte keinen Streit oder sonst irgendwie für Stress sorgen, okay? Ich will einfach nur wissen, ob etwas an Lolas Vermutung dran sein könnte. Wenn ihr die Ähnlichkeit zwischen ihrem Vater und mir nicht aufgefallen wäre, hätte ich nie auch nur einen Anhaltspunkt gehabt, wer mein Vater sein könnte. Ich meine, meine Mutter kannte ja nicht mal seinen Namen, geschweige denn eine Adresse oder sonst was. Ich…ich will einfach nur Gewissheit. Und ich denke ehrlich gesagt, dass Sie das auch wollen, Frau Sommer. Oder möchten Sie sich vielleicht ihr Leben lang fragen, ob ihre große Liebe nicht noch ein Kind mit einer anderen Frau hatte?“
Angespannt und hoffnungsvoll zugleich, wie meine Mutter auf diese fast schon provozierende Frage von Nico reagieren wird, drehe ich meinen Kopf zu ihr und sehe den Blick, mit dem sie Nico mustert.
Diese Mischung aus Ablehnung und Missgunst, aber auch einem gewissen Grad an Trauer und Verletzlichkeit, welche mit Sicherheit Nicos Ähnlichkeit zu meinem Vater geschuldet ist.
Es muss wirklich schmerzhaft für sie sein Nico anzusehen…
Gerade jetzt, wo sie zum ersten Mal nach Jahren ernsthafte Fortschritte gemacht hat, mit dem Tod meines Vaters abzuschließen…
Für eine kleine Ewigkeit schauen sich die beiden einfach nur an, bis meine Mutter schließlich tief Luft holt ergeben nickt.
„Na gut. Ich…ich mache bei dem Test mit.“
DU LIEST GERADE
Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)
Romance- Fortsetzung zu „Liebe Auf Französisch" und „Weihnachten Auf Französisch" - Man sagt, dass die Hochzeit der schönste Tag des Lebens ist. Was einem jedoch niemand sagt, ist die Tatsache, dass bis zu diesem besagten schönsten Tag des Lebens eine Me...