# 37

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- Lola -

„Die drei scheinen sich wirklich sehr gut zu verstehen.“
„Ja, sieht ganz so aus“, stimme ich meiner Mutter lächelnd zu, während wir gemeinsam von der Parkbank aus beobachten, wie Danny, Amélie und Thibault unter lautem Gekicher und
Gequietsche den angrenzenden Spielplatz unsicher machen.
Dabei sind die drei so derart in ihr Spiel vertieft, dass sie meine Mutter und mich wahrscheinlich gar nicht mehr wahrnehmen, insbesondere Amélie und Thibault, deren Wangen von dem vielen Lachen schon ein wenig gerötet sind.
Kein Vergleich zu den verwirrten und leicht besorgten Blicken der beiden von vorhin, als Constantin vor unserer Wohnungstür erschienen ist und es mich all meine Überzeugungskraft gekostet hat, die Zwillinge nach draußen in den Park zu Danny und meiner Mutter zu bringen, damit sie nichts von der wahrscheinlich sehr holprigen Aussprache ihrer Eltern mitbekommen.
Trotzdem haben Amélie und Thibault natürlich gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt.
Bereits gestern Abend haben die beiden Zoe und mich in unterschiedlichen Abständen immer
wieder mit Fragen gelöchert, warum ihre Mutter die ganze Zeit über so traurig wäre oder ob irgendetwas Schlimmes passiert sei, was Zoe und ich jedoch stets verneint haben, um die Zwillinge nicht noch mehr zu beunruhigen.
Umso schöner ist es nun, die beiden so unbeschwert mit Danny spielen zu sehen.
So, wie es sich für ihr Alter auch gehört…
„Na? Was seufzt du so tief?“, fragt meine Mutter und ich sehe aus den Augenwinkeln, wie sie ihren Kopf schmunzelnd zu mir dreht, während ich mich auf der Parkbank zurücklehne und ein Bein über das andere schlage.
„Na ja, es ist schon irgendwie beneidenswert, oder? Ich meine, wenn man den dreien so zusieht, könnte man fast meinen, dass Danny, Amélie und Thibault sich schon seit Jahren kennen und sich nicht erst vor einer knappen Stunde kennengelernt haben.“
„Ja, das ist wohl wahr“, meine Mutter stimmt in meinen tiefen Seufzer mit ein, „diese Leichtigkeit verliert man leider, sobald man älter wird…“
„Oh Mann, Mama“, mit einem lachenden Augenrollen stoße ich meiner Mutter spielerisch gegen den Arm, „jetzt tu mal nicht so, als ob du schon ein Fall fürs Altersheim wärst.“
„Das habe ich ja auch nicht gesagt, Lola.“ Meine Mutter erwidert meinen spielerischen Stoß mit einem belustigten Lächeln, wobei ich jedoch gleichzeitig sehe, wie sich ein leichter Schatten über ihr Gesicht legt. „Aber zu einem gewissen Grad ist da schon etwas Wahres dran. Sobald man älter wird, werden manche Dinge eben einfach komplizierter. Oder…na ja…zumindest bestimmte Begegnungen…“
Bestimmte Begegnungen?
Mit gerunzelter Stirn drehe ich mich mit dem Oberkörper zu meiner Mutter, die jedoch vollkommen in ihren Gedanken versunken zu sein scheint und vor sich auf den Boden schaut, wodurch sie meinen forschenden Blick vermutlich gar nicht richtig wahrnimmt.
„Spielst du damit auf Marie und Constantin an?“
„Ich…ähm…“ Meine Mutter blinzelt ein paar Mal, so als bräuchte sie einen Moment, um sich zu sammeln, ehe sie mit einem gezwungenen Lächeln wieder zu mir sieht. „Ja…äh, natürlich. Wen sollte ich denn sonst damit meinen?“
Unbeeindruckt über diese derart schlechte Schauspielkunst verschränke ich die Arme vor der
Brust und ziehe betont langsam eine Augenbraue hoch.
„Nun…zum Beispiel Christoph und dich?“
„C-Christoph?“
„Ja. Oder habt ihr euch inzwischen mal wieder getroffen?“
„I-Ich…d-das…“, stammelt meine Mutter weiter, ehe sie mit einem Mal ihre Schultern strafft und ihr Kinn ein Stück anhebt, um sich so etwas mehr aufzurichten, „ich glaube nicht, dass
ich dir in Bezug auf mein Liebesleben auch nur ansatzweise Rechenschaft schuldig bin, Lola“
„Keine Sorge, auf Details kann ich gut und gern verzichten“, entgegne ich und unterdrücke einen Würgereiz, was mir einen missbilligenden Blick von meiner Mutter einbringt, „ich will
ja auch nur wissen, ob ihr euch in letzter Zeit nochmal gesehen habt. Und zumindest auf die Antwort dieser Frage habe ich ja irgendwie schon ein Anrecht, nachdem du mich beim letzten Mal als Notlügegrund vorgeschoben hast, um dich nicht mit Christoph treffen zu müssen.“
Während ich erneut meinen forschenden Blick aufsetze, fährt meine Mutter sich nach tiefem Luftholen mit einer Hand durch ihre Haare und hält noch für ein paar Augenblicke inne, bevor sie langsam mit dem Kopf schüttelt.
„Nein, ich…ich bin Christoph weiterhin ausgewichen. Beziehungsweise weiche ich ihm nach wie vor aus.“
„Ach, Mama…“
„Jetzt schau mich nicht so an, Lola. Ich habe ihm gegenüber mittlerweile sowieso schon ein schlechtes Gewissen.“
„Und warum versetzt du ihn dann trotzdem immer wieder?“
„Das habe ich dir doch erklärt, oder etwa nicht?!“
Der gereizte Ausruf meiner Mutter lässt Danny und die Zwillinge vom Klettergerüst aus in unsere Richtung schauen, woraufhin ich ihnen mit einem Lächeln und einem kurzen Winken zu verstehen gebe, dass alles in Ordnung ist, ehe ich wieder zurück zu meiner Mutter schaue.
„Kannst du beim nächsten Mal bitte noch lauter brüllen, damit die drei auch wirklich jedes einzelne Wort verstehen?“
„Deine Ironie kannst du dir sparen, Fräulein!“, zischt meine Mutter, wenn auch in einem etwas leiseren Ton, „seit wann bist du eigentlich so eine Verfechterin von Christoph, hm? Ich
dachte, du kannst ihn nicht leiden.“
„Nicht leiden ist vielleicht zu viel gesagt“, erwidere ich und zucke mit den Schultern, „ich finde ihn…na ja…einfach ein bisschen komisch. Vielleicht auch nur, weil er mich ständig siezt, keine Ahnung. Aber mir muss er ja auch nicht gefallen, sondern dir. Und wenn er dich glücklich macht…“
Abwartend und ohne den Satz weiter zu sprechen schaue ich meine Mutter an, deren Gesichtszüge nach und nach weicher werden, bis sie schließlich ihren Blick senken lässt und sich vorlehnt, um ihr Gesicht in beiden Handflächen zu vergraben und etwas Unverständliches dagegen zu murmeln.
„Ähm…“, ich kratze mich leicht am Kopf, „…was hast du gesagt?“
Mit einem schweren Seufzer richtet meine Mutter sich wieder auf.
„Ich habe gesagt, dass das alles nicht passiert wäre, wenn dieser Nico nicht in dein Leben getreten wäre. Durch ihn ist einfach alles von früher wieder in mir hochgekommen…alle Erinnerungen an den Tod deines Vater und den damit verbundenen Schmerz…alle falschen
Entscheidungen, die ich seitdem getroffen habe…alle Fehler, die ich gemacht habe, insbesondere Danny und dir gegenüber…einfach alles. Ich habe deinen Vater über alles geliebt und durch die Anwesenheit…ach, allein schon durch die einfache Existenz von diesem Nico ständig an ihn und an seinen Tod erinnert zu werden, ertrage ich einfach nicht,
Lola…und…und ich weiß auch nicht, wie ich damit umgehen sollte, wenn dieser Nico wirklich dein Halbbruder wäre…“

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt