# 42

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- Lola -

„Na dann, auf dich Prinzessin! Auf dich und Fräulein Frankreich und darauf, dass ihr euch in genau einer Woche die kleinsten Handschellen der Welt anlegt!“
„Oh Mann, Bibi!“, stöhnt Rohan und verdreht die Augen, während Marvin in sein Bier prustet und ich einen amüsierten Blick mit Rebecca austausche, „das war bestimmt einer der schlechtesten Sprüche, die du jemals gebracht hast.“
„Ach, du bist doch nur neidisch, dass dir dieser geniale Vergleich nicht eingefallen ist, Romeo“, entgegnet Habib und streckt Rohan feixend die Zunge raus, ehe er einen großen Schluck aus seiner Flasche nimmt, „und abgesehen davon hab ich doch Recht. Mein Opa hat immer gesagt, wenn man heiratet, halbiert man seine Rechte und verdoppelt seine Pflichten, also sollte man sich auch ruhig damit Zeit lassen.“
„Das nenne ich doch mal eine interessante Lebensweisheit“, kommentiert Xenia Habibs Aussage mit einem vielsagenden Schmunzeln, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den sechs Gläsern zuwendet, die sie ordentlich in einer Reihe auf dem Tresen vor sich aufgestellt hat.
Ich spüre, wie sich meine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln heben, während ich die mit Eiswürfel und bordeauxroter Flüssigkeit gefüllten Gläser betrachte und gleichzeitig Xenia dabei zusehe, wie sie mit scheinbar höchster Konzentration auf jedem Glas ein Minzblatt platziert.
So so…
„Apropos interessant“, sage ich und winkle meinen Arm immer breiter grinsend an, um mein Kinn in meine Handfläche zu stützen, „verrätst du uns jetzt auch endlich, was es mit deiner neuesten Kreation auf sich hat?“
„Neugierig wie immer, hm?“, fragt Xenia und zwinkert mir verschwörerisch zu, ehe sie sich wieder dem letzten Glas zuwendet, welches sie mit dem abschließenden Minzblatt dekoriert, „einen Moment noch…und…voilà, fertig!“
Mit einer ausladenden Handbewegung deutet Xenia auf die Gläserreihe auf dem Tresen, was die anderen und mich auflachen lässt.
„Meine wertgeschätzten Damen und Herren…ich darf präsentieren…meine neueste Kreation…Kirsche küsst Limette und Maracuja. Auf Eis, mit Granatapfelkernen fürs Auge und einem Hauch von Minze für die leichte Frische. Und alkoholfrei, damit ein bedenkenloser Genuss möglich ist.“
Xenia zwinkert ein weiteres Mal in die Runde, wobei Marvin ihr mit seinem Bier zuprostet, Rohan und Rebecca sich amüsiert angrinsen und Habib mit den Augen rollt.
„Oh Mann, wo bleibt denn da der Spaß?“, fragt er und verschränkt die Arme vor der Brust, woraufhin ich ihm einen Stoß gegen den Oberarm verpasse.
„Seit wann brauchst du denn Alkohol, um Spaß zu haben, Bibi?“
„Hmmm.“ Grübelnd lebt Habib die Stirn in Falten und zuckt anschließend mit den Schultern, „da hast du auch wieder Recht, Prinzessin.“
„Ich weiß“, entgegne ich selbstsicher und stoße Habib erneut gegen seinen Arm, als er mir eine Grimasse schneidet, bevor ich wieder zurück zu Xenia schaue, „und hast du auch schon einen Namen für deine neueste Kreation?“
„Oh, den habe ich in der Tat, meine Liebe“, erwidert Xenia schmunzelnd und schiebt eines der Gläser über den Tresen hinweg zu mir rüber, „le mariage français…die französische
Hochzeit.“
„Das war ja klar“, stöhnt Habib und keucht auf, als er diesmal sowohl von Rohan als auch von Marvin einen Stoß gegen die Arme bekommt. „Au! Mann, Leute! Seid ihr eigentlich bescheuert?! Was sollte das?!“
„Halt einfach mal die Klappe, Bibi“, knurrt Rohan, während ich nach dem Glas vor mir auf dem Tresen greife und es an meine Lippen führe, um einen großen Schluck davor zu nehmen.
Mmmmm…
Säure und Süße mischen sich in meinem Mund und werden dabei von den verschiedensten Aromanoten begleitet, welche trotz ihrer Unterschiede wunderbar miteinander harmonieren.
„Und?“, fragt Xenia und schaut mich sowohl abwartend als auch erwartungsvoll an, „was sagt die zukünftige Braut?“
Meine Mundwinkel heben sich erneut zu einem Lächeln.
„Très bien, ma chère Xenia“, erwidere ich und nehme zur Unterstreichung meiner Worte einen weiteren Schluck, als ich ein abruptes Knarren und das leise Klingeln des Glöckchen über der Eingangstür von Xenias Kneipe hinter mir höre.
„Wir haben heute geschlossene Gesellschaft“, sagt Xenia und lehnt ihren Kopf ein Stück zur Seite, um an mir vorbei zu schauen, „ich würde Sie also bitten, sich für den heutigen Abend eine andere Lokalität zu suchen.“
„Keine Sorge, ich bin auch schon gleich wieder weg.“
Was zum…?!
Vor Erstaunen über die überraschende und dennoch vertraute Stimme verschlucke ich mich beinahe an Xenias Drink und drehe mich auf dem Hocker am Tresen um, nur um kurz darauf mit geweiteten Augen zu Nico zu sehen, der im Eingang von Xenias Kneipe steht.
„Wer ist das denn?“, höre ich Rebecca leise fragen, deren Verwirrung sich ebenfalls in Marvins und Rohans Blick abzeichnet, wohingegen Habib breit zu grinsen beginnt.
„Ey, Alter! Lang nicht gesehen!“, ruft er und nickt Nico begrüßend mit dem Kopf zu, ehe er sich mit einem fast schon entschuldigenden Blick wieder zu uns wendet, „sorry, Leute. Ich glaube, Nicos Auftauchen ist auf meinem Mist gewachsen…“
„Ich glaube nicht, dass das hier einen von uns überrascht, Bibi“, knurrt Rohan und verdreht die Augen, während Marvin fragend den Kopf schief legt.
„U-Und wer ist d-dieser Nico? K-Kennt ihr e-euch?“
„Nico arbeitet zusammen mit mir in der Autowerkstatt meines Onkels. Ich habe ihm in der Pause erzählt, dass ich heute Abend auf dem Junggesellinnenabschied unserer Prinzessin bin und…na ja…wahrscheinlich hat er gedacht, dass da auch ein bisschen was…für ihn
rausspringt…“
„Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was du ihm da genau erzählt hast“, murmelt Rohan und schüttelt den Kopf, während ich unbemerkt mit einem Lächeln von meinem Hocker rutsche und auf Nico zutrete, der immer noch etwas unschlüssig im Eingang der Kneipe steht.
„Hey, ähm…“, setzt er an und räuspert sich, als sein Blick für einen Moment über meine Schulter fällt und er vermutlich die teils verwirrten und argwöhnischen Blicke meiner Freunde sieht, „ich…ich schätze mal, dass es keine besonders gute Idee von mir gewesen ist, hier einfach so unangekündigt reinzuschneien. Ich wollte dir auch eigentlich nur einen
schönen Abend wünschen und…“
„Keine Sorge, du kommst genau zum richtigen Zeitpunkt“, unterbreche ich Nico und seine Augenbrauen heben sich vor Überraschung, als ich eine Hand auf seine Schultern lege und
mich mit einem noch breiter werdenden Lächeln wieder zu den anderen umdrehe, „Leute…ich würde euch gerne meinen Halbbruder vorstellen…“

- Zoe -

„Oh bitte, Mona“, stöhne ich und stütze meinen Kopf in einer Handfläche ab, während meine beste Freundin dem Barkeeper mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen gibt, uns nachzuschenken, „nicht noch eine Runde. Mir brummt ja jetzt schon der Schädel…“
„Ach, komm schon, Zoe“, schneidet Mona mir das Wort ab und lächelt dem Barkeeper dankend zu, als dieser mit einer Weinflasche an unseren Tisch in einer etwas abgelegenen Nische der Bar tritt, um erneut etwas von der burgunderroten Flüssigkeiten in unsere Gläser zu füllen, „du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du mittlerweile nicht einmal mehr halb so viel verträgst wie früher.“
„Das wird vermutlich an dem guten Einfluss von Lola liegen“, erwidert Romy schmunzelnd und setzt ihre Lippen an ihr Glas, um einen zaghaften Schluck davon zu nehmen.
„Willst du damit etwa sagen, dass ich einen schlechten Einfluss auf Zoe habe, mein Schatz?“
„Das ist lediglich deine Interpretation meiner Worte…mein Schatz“, entgegnet Romy und schmunzelt noch etwas mehr, woraufhin Mona seufzend, aber lächelnd, die Augen verdreht und sich anschließend vorlehnt, um Romy sanft zu küssen.
„Du kleiner Frechdachs“, raunt sie ihr zu, nachdem die beiden sich wieder voneinander gelöst haben.
Immer noch schmunzelnd stupst Romy ihre Nasenspitze gegen die von Mona. „Das sagt die Richtige.“
Nur mit Mühe unterdrücke ich ein belustigtes Grinsen und senke stattdessen meinen Blick, während ich gleichzeitig mein Glas über den Tisch hinweg etwas näher zu mir ziehe.
„Also, wenn ihr mögt, können wir den Abend auch abkürzen, damit ihr zwei…“
„Netter Versuch, Zoe“, unterbricht Mona mich und dreht ihren Kopf wieder zurück in meine Richtung, wobei sie fast im selben Atemzug und mit einer fließenden Bewegung nach ihrem Weinglas greift, „wirklich ein sehr netter Versuch deinerseits, meine Liebe, aber vollkommen zwecklos. Das hier wird mit großer Wahrscheinlichkeit einer deiner letzten unverheirateten Abende sein. Und auch wenn du dieses Mal wenigstens die richtige Person heiraten wirst, möchte ich, dass wir diesen Abend auch gebührend feiern. Und nichts und niemand wird uns
das verderben kön-…oh, das kann doch nicht wahr sein!“
„Wie bitte?“, frage ich und blinzle verwirrt über Monas abrupten und mehr als frustrierten Ausruf, als ich mit einem Mal eine gewisse und mir leider viel zu vertraute Präsenz hinter mir spüre…
„Hallo Zoe...“

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt