# 46

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- Nico -

„Wo bringen Sie sie hin?“
„Ins Johanna-Krankenhaus. Das ist am nahesten“, erwidert der bärtige Sanitäter, dessen dunkle Augen mich schon seit dem Eintreffen des Krankenwagens forschend mustern, wohingegen ich jedoch nur zu Lola schauen kann, die gerade von zwei anderen Sanitätern medizinisch versorgt wird.
Ihre geschlossenen Augen.
Ihr leicht verdrehtes Bein.
Die Schrammen in ihrem Gesicht und an ihren Armen.
Die schmale Platzwunde an ihrem Kopf…
Mein Magen zieht sich zusammen.
Wieso hat sie das gemacht?
Scheiße, Mann! Wieso hat sie das nur gemacht?!
Sie wollte doch nur Danny anrufen und ihm eine gute Nacht wünschen!
Also warum, verdammt nochmal, warum steigt sie dann alleine auf mein gottverdammtes Bike?!
Sie wollte doch gar nicht fahren!
Sie meinte doch selber, dass ihr die einmalige Fahrt auf dem Vorplatz vor Yusufs Autowerkstatt erst mal gereicht hätte!
Und selbst wenn sie hätte fahren wollen, warum nimmt sie dann einfach mein Bike ohne mich zu fragen?!
Verdammt, wenn ich ihr das alles nicht gezeigt hätte…wenn ich sie gar nicht erst alleine fahren lassen hätte…Scheiße!
Verdammte Scheiße!
„Jetzt mach dir keine Sorgen, Junge“, holt der bärtige Sanitäter mich aus meinen Gedanken zurück und klopft mir mitfühlend auf die Schulter, „auch wenn es schlimm aussieht, hätte der Unfall noch um einiges schlimmer sein können. Deine Freundin scheint trotz allem großes Glück gehabt zu haben, im Gegensatz zu ihrer Maschine.“
„Sie ist meine Schwester“, presse ich mühsam hervor, während meine Hände sich zu schmerzhaft geformten Fäusten ballen, „und die Maschine gehört mir.“
„Oh…“
„Ja! Oh!“, knurre ich den Sanitäter an, ehe ich wieder zurück zu Lola schaue, die gerade von den Sanitätern dazu bereit gemacht wird, auf die neben ihr platzierte Liege gehoben zu werden.
Verdammt, warum habe ich nicht früher nach ihr geschaut?
Ich hatte doch so ein komisches Gefühl…warum bin ich dem nicht sofort gefolgt und habe nach ihr gesehen?
Vielleicht hätte ich sie aufhalten können!
Vielleicht hätte ich sie davon abhalten können, auf das Motorrad zu steigen und hätte sie nicht erst gesehen, als sie damit losgefahren ist!
Ich hätte nur ein paar Sekunden früher aus der Kneipe rauskommen müssen!
Nur ein paar Sekunden!
Und wenn Lola jetzt wegen meinem Motorrad…wegen mir…
Nein, das darf einfach nicht sein!
Sie darf nicht…nein!
Sie darf es einfach nicht!
Das…das würde ich mir nie verzeihen…
„Kann ich mitfahren?“
„Mitfahren?“ Die Verblüffung über meine Frage ist in der Stimme des Sanitäters kaum zu überhören. „Zum Krankenhaus meinst du?“
„Ja.“
„Ähm ja, sicher kannst du mitfahren. Das ist kein Problem. Aber willst du dich nicht vielleicht erst mal um deine Maschine kümmern, Junge? Ich verspreche dir auch, dass deine Schwester im Krankenhaus bestens versorgt sein wird und…“
„Das ist mir egal! Ich fahre mit!“
„Okay, okay“, sagt der Sanitäter und hebt beschwichtigend beide Hände, „beruhige dich, ja? Du kommst mit.“
„Gut.“
Ich nicke knapp und bemerke aus den Augenwinkeln, wie die anderen beiden Sanitäter gerade dabei sind, Lola vorsichtig auf die Liege hieven.
Ohne ihnen auch nur irgendeine Art von Beachtung zu schenken, knie ich mich neben die Liege und spüre, wie sich mein Hals zusammenschnürt, als ich meine Hand ausstrecke und sanft mit meinen Fingern über Lolas Arm streiche.
„Du musst mir jetzt was versprechen, Löckchen“, flüstere ich und überspiele den immer größer werdenden Kloß in meinem Hals mit einem gezwungenen Lächeln, auch wenn Lola das aufgrund ihrer geschlossenen Augen und ihrer Bewusstlosigkeit nicht mitbekommt, „du musst wieder gesund werden, okay? Du musst wieder gesund werden und dann deine Zoe heiraten. Du darfst jetzt nicht aufgeben, klar? Du musst stark sein. Du musst stark sein und du…du musst bleiben. Bitte, Löckchen…bleib.“
„LOLA!“
Der markerschütternde Schrei lässt mich herumfahren und ich reiße meine Augen auf, als ich Zoe sehe, die sich unsanft zwischen den umherstehenden Passanten hindurchschiebt und auf uns zustürzt.
Oh nein!
Verdammt, nein!
Wenn sie Lola so sieht…ach, scheiße!
Sie hat sie doch schon längst so gesehen!
Scheiße, scheiße, scheiße!
Hastig springe ich auf und laufe Zoe entgegen, nur um sie im nächsten Moment abzufangen und mit beiden Händen an den Oberarmen  festzuhalten, um sie am Weiterlaufen zu hindern.
„Lass mich los, Nico!“, schreit Zoe mich an und trommelt mit beiden Fäusten vor meine Brust, doch mein Griff bleibt eisern, „lass mich durch! Sofort! Ich muss zu Lola! Lass mich zu Lola! Bitte, Nico! Bitte!“
Ihr Schluchzen und Flehen lässt den Kloß in meinem Hals nur noch schwerer werden und als ich sie ein Stück von meinem Körper wegdrücke und ihr tränenüberströmtes Gesicht sehe, lockert sich mein Griff wie von selbst, was Zoe ausnutzt und an mir vorbei und auf Lola zustürzt…

Hochzeit Auf Französisch (Lola & Zoe - Band 3) (girlxgirl; wedding)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt