Kapitel 3

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Erst als wir in eine Einfahrt fuhren, sah ich aus der Frontscheibe. Bei dem Anblick blieb einem im ersten Moment die Luft weg.

Das Haus war wunderschön. Es war richtig modern und neu. Aber bei dem Wagen hätte ich das erwarten sollen.

Als erstes stach einem der perfekte Vorgarten mit grünem Gras, ein paar Blumen und kleinen Büschen ins Auge. Es hatte alles die perfekte Anordnung und stand mitten in der Blüte.

Meine Mum fuhr in die Garage, die natürlich mit einem elektrischen Tor ausgestattet war, welches automatisch aufging. Es standen noch zwei weitere Autos dort.

Wie viel Geld hatte diese Familie? In der Einfahrt hatten nämlich seitlich zwei weitere Autos geparkt.

Wir stiegen aus und sie holte meinen Koffer aus dem Kofferraum. Ich wollte ihn ihr abnehmen, aber sie sagte: "Nein, schon gut. Überlasse mir das Tragen, Ariana." Ich nickte und ließ ihr den Vortritt.

Wir verließen die Garage und gingen zur Haustür hinüber. Ein kleiner Weg führte durch den Rasen zur Veranda und drei Stufen waren es zum Haus hinauf.

Auf der Veranda standen auch noch Topfpflanzen und eine Hollywoodschaukel, die ich irgendwann auf jeden Fall testen wollte. Hm, gemütlich und schön wirkte sie auf jeden Fall.

Meine Mum schloss die Haustür auf und meine Nervosität stieg an. Es war heute Sonntag, weshalb ich vermutete, dass die restliche Familie zu Hause war. Das dürfte ein interessantes Kennenlernen werden.

Wir betraten das Haus und von innen sah es genauso perfekt und sauber aus, wie von außen.

Eine Garderobe und ein großer Schuhschrank kamen als ertes in mein Sichtfeld. Ein paar Schuhe standen schön aufgereiht am Boden. Vier Stück um genau zu sein und alles Männerschuhe. Also hatte ihr Mann nur Söhne und scheinbar schon große.

Ich zog mir meine Schuhe aus und stellte sie neben die anderen Paare. Meine sahen witzig klein aus, neben den Herrenschuhe. Ich hatte eben kleine Frauenfüße. Meine Mum tat es mir gleich und mein Herz schlug viel zu schnell. Ein Wunder, dass ich nicht umkippte.

Ich sah mich um und das Haus war ein Wahnsinn. Gleich links ging eine Treppe geradeaus nach oben. Vom Eingang weg führte ein langer, offener Gang nach hinten.

Der Koffer wurde neben dem Schuhschrank abgestellt und meine Mum lächelte mich an. "Die anderen dürften alle im Wohnzimmer sein. Ich stelle sie dir vor." Wieder kam nur ein Nicken von mir, ohne einem Lächeln.

Sie ging voraus und ich folgte ihr brav. Wir nahmen die erste Tür rechts. Es war eher ein offener Bogen, das konnte man nicht wirklich eine Tür nennen.

Noch immer hatte meine Mum einen freudestrahlenden Gesichtsausdruck aufgelegt. Sie betrat das Wohnzimmer und sagte: "Darf ich euch vorstellen, das ist Ariana." Da ich noch nicht im Wohnzimmer war, verdrehte ich meine Augen.

Kaum war ich um die Ecke setzte ich einen neutralen Gesichtsausdruck auf. Respektlos wollte ich ungern sein. So sehr ich es hasste, aber ich würde halbwegs freundlich bleiben.

Drei Männer waren in diesem Raum, zwei davon saßen auf der Couch und grob geschätzt dürften sie in meinem Alter sein. Ein Mann, sicher der Ehemann meiner Mum, saß in einem der Sessel. Er stand auf und kam mit einem Lächeln zu mir. Er streckte mir seine Hand entgegen, welche ich annahm und er sagte dabei: "Ich bin Walter und freut mich sehr dich endlich kennenzulernen, Ariana." "Ja, mich auch." Nicht.

Ich hätte ihn auf Anfang 50 geschätzt. Das wäre ein paar Jahre älter als meine Mum. Er hatte graue kurze Haare, trug eine Brille und ansonsten wirkte er wie Mister Ich-bin-ach-so-perfekt in dieser ach-so-perfekten-Familie. An sich wirkte Walter freundlich, aber ich war allgemein negativ gestimmt.

Schon kam der andere zu mir und reichte mir seine Hand, welche ich annahm. "Freut mich auch und ich bin Carl." Seine Stimme klang freundlich und die warmen, braunen Augen ließen ihn sympathisch erscheinen. Sein allgemeiner Gesichtsausdruck teilte mir mit, dass er kein bisschen genervt von meiner Anwesenheit war. In derselben Tonlage antwortete ich: "Hey Carl, freut mich genauso."

Nummer zwei kam dran und es war wieder dasselbe Spiel mit dem Hände schütteln. Da kam ich nicht rum. Diesmal fing ich an in dem ich sagte: "Freut mich dich kennenzulernen." Er lachte und antwortete: "Mich auch. Ich bin Castiel, aber nenn mich Cas."

Castiel? Das war mal ein Name. Er sah seinem Bruder sehr ähnlich. Nur, dass er grüne Augen hatte. Es sahen beide nicht schlecht aus, das musste man ihnen lassen.

Von meiner Mum kam die Frage: "Wo ist Cole?" Ihr perfektes Lächeln hatte sich gemildert. Walter antwortete ernst: "Er ist vorhin gegangen und seitdem hat er uns nicht mehr beehrt." Also noch einer. In dem Haus lebten viel zu viele Menschen.

Carl wandte sich an mich und fragte: "Wie wärs, wenn Cas und ich dir das Haus zeigen?" Das war keine dumme Idee, dann wüsste ich wo genau ich wohnte. Mit einem Nicken antwortete ich: "Ok, danke."

Bei allen drei Kindern fing der Name mit C an. Hm, das war schon ein bisschen witzig.

Carl ging voraus, ich folgte ihm und hinter mir war Cas. Carl fing an: "Zuerst starten wir in der Küche. Es ist immer gut, wenn man den wichtigsten Raum als erstes kennt." Ja, er schien ein cooler Typ zu sein. Ich lieferte gleich eine Antwort: "Das klingt als wärst du verfressen." Beide mussten deshalb lachen und Carl meinte: "Ich mag dich jetzt schon."

Das war eigentlich ein guter Start. Es konnte nie schaden, wenn ich mit ihnen klar kam. Wir wohnten ab heute im selben Haus, es würde mein Leben erleichtern, wenn wir einander mochten.

Die Küche war ganz hinten im Erdgeschoss, diese war riesig und hochmodern. Alles sah sehr neu und ordentlich aus.

In diesem Stock war noch ein Badezimmer, eine Abstellkammer, ein Esszimmer und ich nannte es mal ein Wohnzimmer 2.0. Alle Räume waren groß und schön hell. Der Architekt oder Inneneinrichter hatten genau gewusst was sie taten.

Danach ging es in den ersten Stock. Dort waren die ganzen Schlafzimmer, zwei Badezimmer und ein Büro, welches Walter gehörte. Mein Zimmer war nach der Treppe rechts, die hinterste linke Tür. Meinem Zimmer gegenüber war das Zimmer von Cole. Wer weiß, wann ich den kennen lernen würde.

Das Zimmer von Carl war neben dem von Cole. Neben meinem war ein Badezimmer. Links von der Treppe war das Zimmer von Cas. Gegenüber das Büro, daneben das Schlafzimmer von meiner Mum und Walter. Neben Cas seinem Zimmer war das zweite Bad.

Es war eindeutig ein sehr großes Haus. Wie meine Mum gesagt hatte, sie hatten genug Platz für mich.

Mein Zimmer wurde mir als Letztes gezeigt, dabei interessierte mich das am meisten. Wen würde das auch nicht interessieren? Das wäre mein Reich, mein Zufluchtsort.

Mit den beiden Jungs kam ich gut klar. Die waren locker und cool. Denselben Humor hatten wir auch noch. Das könnten Freundschaften werden.

Carl ließ mir den Vortritt in mein Zimmer und ich ging gleich hinein. Die Spannung hatte ihren Höhepunkt erreicht und die Neugier sowieso.

Mein Blick ging die Runde und man hatte sich Mühe gegeben. Es passte alles zusammen und es schien gemütlich zu sein.

Eine Wand entlang war ein großer Kleiderschrank, der mit ein paar Klamotten für mich befüllt war. Es wunderte mich, aber ich kommentierte es nicht. Das Bett war groß und sah bequem aus. Ein Schreibtisch mit Stuhl fehlten auch nicht. Ein guter Bonus war der Schminktisch mit Stuhl.

Das Zimmer war wunderschön, das hatten sie gut getroffen. Hier konnte man sich auf jeden Fall wohl fühlen.

Ich nickte und sagte: "Gefällt mir." "Perfekt." Kam von Carl und Cas antwortete: "Freut uns, wenn dir das Haus gefällt. Und noch mehr, dass du echt cool bist." Bei der Aussage musste ich lachen. Aber gut zu wissen, dass ich gemocht wurde. Der Anfang war positiv verlaufen.

Ich ging zum Bett hinüber und setzte mich. Ein Probesitzen konnte nie schaden. Ja, es schien bequem zu sein. Diesen kurzen Check hatte es bestanden.

Carl fragte: "Willst du dich erst mal erholen oder gehen wir in die Küche und trinken was?" Cas fragte: "Oder hast du Hunger?" Also wollten sie mich nicht sofort los werden, was mich zum Lächeln brachte. "Essen wäre echt schön." Bei meinen Worten grinsten beide und Carl antwortete: "Da sind wir gerne dabei." "Du musst uns nicht lange überreden, Ariana." Wir lachten alle drei und verließen mein Zimmer wieder.

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