Kapitel 35

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Als wir im Bus auf dem Rückweg in die Stadt waren, war ich einerseits erleichtert aus dem Gefängnis zu sein, aber andererseits fand ich es schade. Es hatte gut getan meinen Dad wiederzusehen und mit ihm zu reden.

Ich tippte gerade auf meinem Handy eine Nachricht an Viv, damit sie auf dem neusten Stand waren.

Ariana
Cole und ich sind wieder auf dem Weg zurück in die Stadt. Es war richtig nice bei meinem Dad.
Wie sieht es bei euch aus?

Viv
Fancy und freut mich. Erzähl, wie war es so?
Carl und ich arbeiten brav die Liste ab. Wir liegen gut im Zeitplan.

Ariana
Reden wir später.
Perfekt. Cole und ich machen auch gleich weiter mit der Liste.

Viv.
Wie ist es mit ihm?

Ariana
Wir haben unsere Höhen und Tiefen, aber ganz gut.
Wie läuft es mit Loverboy?

Viv
So fancy, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Aber freu mich mega auf dich.

Ariana
Ich mich auch. Bis später.
Lieb dich ❤

Viv
Lieb dich auch ❤

Ich schob mein Handy in meine Jackentasche und sagte: "Viv und Carl liegen im Zeitplan, bald können wir ins Motel oder was normales machen." Mein Blick wurde erwidert und er nickte. "Aber wir müssen uns keinen Stress machen. Du musst zugeben, dass es witzig ist, sich die ganzen Dinge anzusehen."

Ich stieß ihm meinen Ellbogen in die Seite und antwortete: "Das sagst du nur, weil du hoffst, dass mich wieder eine Spinne attackiert." Als Antwort bekam ich ein Lachen und das war mir Antwort genug. Kopf schüttelnd sah ich aus dem Fenster und sah, die mir vertraute Gegend an.

Das war einer der Momente an dem ich Heimweh empfand. Was seltsam war, immerhin war ich aktuell in meiner alten Gegend. Aber ich vermisste es hier zu leben und meine Freunde.

Freunde, die ich eigentlich hätte treffen sollen. Das war in dem Ganzen untergegangen.

Aber ich fragte mich, ob es überhaupt eine gute Idee war. Vielleicht würde ich das ein andermal machen und sie treffen. Dieses Wochenende würde ich mit meinen neuen Freunden verbringen.

~~~

Als wir in der Stadt ankamen, ging es gleich weiter. Unser Ziel war eine Fußgängerbrücke. Das Teil war uralt, weshalb es als extrem wertvoll betrachtet wurde. Bethany dürfte das sicher gefallen, weshalb diese auf unserer Liste stand.

Wir schossen aus jedem erdenklichen Winkel, der möglich war ein Foto. Am Ende gingen wir auf die Brücke und machten welche von der Aussicht.

Es war nicht sonderbar spannend, aber Cole war aktuell gut gelaunt. Das machte die Lage einfacher und weniger langweilig. Ich stellte mich ans Geländer und sah einmal die Runde.

Cole stellte sich neben mich und fragte: "Wie sehr vermisst du dein altes Zuhause?" Ich seufzte und sah zum Fluss hinunter. "Jetzt, wo wir hier sind sehr."

Zu meiner großen Überraschung legte Cole einen Arm um meine Taille und drückte mich an sich. Es war komisch, aber auch schön. Wir schwiegen beide und schauten einfach nur auf den Fluss hinunter.

Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus und drehte ihm mein Gesicht zu. Sein Verhalten irritierte mich und das wollte ich geklärt haben.

"Wieso bist du manchmal ein derartiger Arsch? Offensichtlich kannst du doch nett sein." Cole blieb der Aussicht vor uns zugewandt und fragte: "Warum bist du manchmal eine Zicke, wenn du offensichtlich nett sein kannst?"

Ich seufzte, lehnte meinen Kopf an ihn und antwortete: "Weil du ein Arsch sein kannst." "Und du eine Zicke." Irgendwie brachte mich das zum Lächeln.

Und dieses verdammte Gefühl in meinem Magen in seiner Nähe machte mich irre. Von den restlichen Gefühlen wollte ich gar nicht erst anfangen.

Es herrschte wieder Stille zwischen uns und die war angenehm. Wer hätte gedacht, dass wir sogar normale Momente miteinander haben konnten. Ich hätte eher erwartet, dass wir uns übers Wochenende gegenseitig terrorisierten. Vielleicht sogar umbrachten, aber nein.

Ohne Vorwarnung löste er sich abrupt von mir und sagte schroff: "Wir sollten weiter gehen."

Cole ging los und ich sah ihm etwas verwirrt nach. Diese Stimmungsschwankungen musste man erst mal haben.

Mit seiner Reaktion hatte er mich wütend gemacht. Ich eilte ihm nach, was ich praktisch musste, immerhin waren wir ein Team.

Kurz bevor ich mit ihm aufgeholt hatte, sagte ich: "Da ist ja wieder Arschgesicht. Was ist eigentlich dein Problem?" Cole blieb stehen, weshalb ich fast in ihn hinein gerannt wäre. Das war zu plötzlich gewesen.

Cole drehte sich zu mir um und er sah genauso wütend aus. Es stand ihm riesengroß ins Gesicht geschrieben.

Warum? Wieso hatte er diese 180 Grad Drehung gemacht? Ich verstand den Mann einfach nicht.

"Was mein Problem ist? Du kapierst es wirklich nicht, oder?" Meine Wut wechselte zur Verwirrtheit und das konnte man sicherlich meinem Gesicht ablesen.

Woher sollte ich wissen was das Problem ist?

Er war immer das Arschloch und das von Anfang an. Ich hätte mich an einem guten Start versucht und hätte mir Mühe gegeben, wenn er wenigstens halbwegs freundlich gewesen wäre.

Cole kam einen Schritt näher, weshalb ich nach oben sehen musste. Wir berührten einander fast und das ließ mein Herz höher schlagen.

Verdammtes Herz und noch mehr verdammt an meinen Magen, der verrückt spielte.

Er hypnotisierte mich mit seinen Augen, denn ich schaffte es nicht weg zu sehen. Leise sagte er: "Du bist mein Problem, Ari." Jetzt klang er nicht mehr wütend und seine Gesichtszüge wurden sanfter.

Von seiner Nähe benebelt, dauerte es einen Moment, bis mich seine Worte richtig erreicht hatten.

Hatte ich das korrekt verstanden? Ich war sein Problem?

Es lag wirklich an mir und nicht an sonst einer psychischen Störung seinerseits.

Ich funkelte ihn an und antwortete genauso leise: "Wundervoll. Du hättest mir einfach von Anfang an ins Gesicht sagen können, das du mich nicht ab kannst."

Wenigstens hätten wir das Problem geklärt und ich konnte ihm in Zukunft stolz aus dem Weg gehen. Trotzdem tat das weh und das etwas zu sehr.

Ich fuhr fort: "Wenn ich dein Problem bin, dann solltest du darüber nachdenken. Du bist freiwillig mitgefahren, obwohl dir klar war, dass ich dabei bin. Die Zimmereinteilung hast du vorgeschlagen. Mal ernsthaft, geh zu einem Arzt und lass dich durchchecken."

Ich wollte mich abwenden und gehen, aber Cole hielt mich am Kinn fest. Ich wollte ihn eigentlich anfahren, da sagte er leise: "So war das nicht gemeint."

Bevor ich nachfragen konnte, beugte er sich zu mir und im nächsten Moment trafen seine Lippen auf meine.

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