Bevor ich bei meinem Bett ankam, ging meine Zimmertür auf. Nicht mal anklopfen konnte er. Was für ein Arsch.
Ich drehte mich um und verschränkte meine Arme, damit er wusste was ich von seinem Verhalten hielt. Mit gehobener Augenbraue fragte ich: "Was willst du?"
Gestern hatte ich zwar unbedingt mit ihm reden wollen, aber im Moment war mir das vergangen. Ich wollte meine Ruhe haben und in meinem Bett liegen. Schön in Selbstmitleid baden und mich nach dem Sinn des Lebens fragen. Ja, das war maßlos übertrieben, aber ich war ein Teenager. Mir war das erlaubt.
Cole sah ziemlich fertig aus, aber mir ging es gleich. Außerdem hatte er selbst Schuld, falls es korrekt war. Eigentlich musste man mit ihm kein Mitleid haben.
Er sah mich entschuldigend an und fragte: "Kann ich kurz mit dir reden?" Ich deutete nach unten und antwortete: "Es gibt Abendessen und Bethany reißt dir den Schädel ab, wenn du dem fernbleibst."
Cole kam einfach herein und schloss hinter sich die Tür. Schön, dass er meine stille Bitte ignorierte und mein Zimmer betrat. Privatsphäre schien im ein Fremdwort zu sein.
Nach dem er sich wieder zu mir gedreht hatte, antwortete er: "Als ob du nach unten gehen willst." Nein, das tat ich nicht und gesagt hatte ich das genauso wenig. Der Herr müsste nur auf meine Wortwahl achten.
Ich behielt meinen ernsten Gesichtsausdruck und fragte: "Über was willst du reden?" Eigentlich war es mir klar, aber die Frage war bereits gestellt.
"Wegen gestern."
Er kam langsam auf mich zu und ich tat ihm den Gefallen und blieb stehen. Vermutlich auch, weil ich nicht anders konnte. Eigentlich wollte ich ihn nämlich bei mir haben, aber Dank der ganzen Umstände, war alles viel zu verwirrend und komisch.
Direkt vor mir blieb Cole stehen und sah mir in die Augen. Alleine das reichte aus, um mich weich werden zu lassen. Diese wunderschönen blaugrauen Augen, die in meine sahen. Der innere Drang ihn zu küssen war da und das sofort.
Wieso konnte ich ihm keine Minute widerstehen? Das war gemein und unfair.
"Ari, ich weiß, dass das alles Scheiße ist. Aber noch ist nicht gesagt, ob es stimmt. Wer weiß, was im kranken Hirn von Brittany abgeht."
Ich ließ mir kein bisschen anmerken, dass er bereits einen Einfluss auf mich hatte. Das war ein schweres Thema, da sollte ich mich zusammenreißen und mich darauf konzentrieren.
Nach einem Räuspern antwortete ich: "Cole, wenn das die Wahrheit ist, dann weiß ich auch nicht, wie das weitergehen soll."
Er seufzte und sah an die Decke, was ein verzweifeltes Bild war. "Mir geht es nicht anders. Keine Ahnung, wie ich das machen soll."
Vater zu werden hatte in dem Alter sicher nie zu seiner Lebensplanung gehört. Schon gar nicht mit dem Quietschkopf als Mutter.
Mir kam etwas in den Sinn und die Frage stellte ich aufgebracht: "Hast du nicht verhütet?" So dumm hätte er nie sein sollen. Tja, das war auch schon zu spät.
Jetzt sah er wieder zu mir und das genervt. "Was denkst du von mir? Natürlich habe ich das."
Naja, bei unserem ersten Mal miteinander hatte er es vergessen. Eigentlich war die Frage berechtigt gewesen.
Wenn er verhütet hatte, dann senkte es zumindest die Chancen einer Schwangerschaft. Aber ein gewisses Risiko gab es immer, dass jemand trotzdem schwanger wurde.
Ich stellte schon die nächste Frage: "Wie geht das jetzt weiter?" Hoffentlich hatte er wenigstens irgendeinen Plan. Ich selbst war ziemlich planlos.
"Ich habe versucht Brittany heute anzurufen, aber sie ignoriert mich und zurückrufen tut sie auch nicht."
Vermutlich musste sie ihren Wahnsinn nochmal überdenken und sich überlegen, wie sie ihm das am besten als echt verkaufen konnte.
Oder sie war schwanger und einfach nur sauer auf ihn.
Beide Szenarien waren realistisch.
Cole löste meine verschränkte Arme und nahm meine Hände in die seinen. Das war süß und beruhigte mich etwas.
Er meinte: "Ari, noch ist nichts gesagt. Können wir es abwarten und dann weiterreden?"
Kurz dachte ich darüber nach, aber eigentlich war es die beste Lösung. Aktuell konnte niemand ein richtiges Urteil fällen.
Ich nickte als Zustimmung und Cole drückte leicht meine Hände.
Er fuhr fort: "Eins noch. Falls sie sich nicht mehr meldet, fahre ich morgen zu ihr und versuche persönlich mit Brittany zu reden."
Verwirrt sah ich ihn an und fragte: "Wieso zu ihr? Morgen ist Montag, also haben wir Schule und sie wird wohl hoffentlich anwesend sein."
Er schüttelte leicht den Kopf und antwortete: "Wir haben diese Woche Ferien. Scheinbar hast du das vergessen."
Ja, das hatte ich. Aber gut zu wissen.
Richtige Freude kam bei mir keine auf. Ferien waren zwar gut, aber bis das mit dem Quietschkopf geklärt war, würde ich keine ruhige Minute haben.
Cole zog mich in eine Umarmung und sagte: "Glaub mir, wir hoffen beide, dass das ein kranker Witz ist. Ich würde es ihr zutrauen."
Wenn es ein Witz war, dann war dieser Frau, meine Faust in ihrer Fresse sicher.
Ich umarmte Cole fest, so als hing mein Leben davon ab. Er legte sein Kinn auf meinem Kopf ab und damit fühlte sich alles ein bisschen weniger scheiße an.
Leise sagte ich: "Cole, ich will dich auf keinen Fall verlieren." Das wollte ich wirklich niemals, aber ein Gefühl in mir warnte mich, dass es zu Ende ging. Ich konnte es nicht genau benennen, aber es war da.
Vielleicht auch weil ich selbst daran zweifelte, ob ich bei ihm bleiben würde, falls er ein Kind erwartete.
Allerdings ging mein Gefühl eher in die Richtung, dass er es beenden würde.
"Ich dich auch nicht, Ari." Seine Worte erleichterten mich, aber nicht genug.
Keine Ahnung, was aus uns wurde.
DU LIEST GERADE
Maybe you're wrong | ✔️
ChickLitNachdem Arianas Vater ins Gefägnis kam, musste sie zu ihrer Mutter ziehen. Ihre Mutter, die sie seit zwölf Jahren weder gesehen noch gesprochen hatte. Richtig kompliziert wurde das Ganze erst als sie ihren Stiefbruder kennen lernte, aber nicht nur...