,,Das ist doch krank!Ihr Spinner habt sie doch nicht alle!Es gibt keine Vampire!"
Er gestatte sich ein Lächeln.
,,Glaubt was ihr wollt.Irgendwann werdet ihr es einsehen müssen...aber vielleicht ist es dann schon zu spät..."
Seine Kehle verließ ein tiefes,bösartiges Lachen.
Ich war zu erschöpft,um mich weiter zu wehren.
Ich ließ mich einfach auf den Boden fallen und schloss die Augen.
Was ist,wenn das doch alles real war?
Früher hatte ich eine Menge solcher Geschichten gelesen und mich eine Zeit lang von ihnen angezogen gefühlt,nicht nur die Comics-Tales From The Crypt und Dark Shadows und all das-,sondern auch den Originalen-Dracula von Bram Stroker,und die Filme kannte ich sowieso.
Alberner Quatsch und schlechter Sex,das hatte ich schon damals gewusst,und doch hatten sie etwas an sich,das ein tiefes Gefühl des Wiedererkennens in mir entstehen ließ-vielleicht sogar der Erinnerung?
Die Zähne,der Blutdurst,die unsterbliche Vereinigung mit der Dunkelheit-was wäre,wenn das alles keine Fantasien wären,sondern Erinnerungen oder sogar ein Instinkt,ein Gefühl,das sich über Äonen in die menschliche DNA eingeprägt hatte,das Gespür für eine dunkle Macht,die im menschlichen Tier verborgen war?
Eine Macht,die man reaktivieren,verfeinern,unter Kontrolle bringen konnte.
Aber ich hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken,weil ich spührte,wie Samu die Macht über meinem Körper an sich riss und mich in einen Alptraum zog.
Ich war wieder ein kleines Mädchen.
Eines Morgens wachte ich auf,bevor irgendjemand sonst auf den Beinen war,und das Licht schwebte mit leuchtender Schwerelosigkeit in meinem Zimmer.
Sofort wusste ich,was mich geweckt hatte:In der Nacht hatte es geschneit.
Ich warf die Bettdecke zurück,riss die Vorhänge auf und blinzelte in die glatte,neu erschaffene,helle Welt hinaus.
Mein Herz machte einen Satz im Angesicht dieses Wunders,der Reinheit des Möglichen und des Neuen,dieses fantastische,unvorstellbaren Geschenks,das draußen vor meinem Fenster wartete.
Ich berührte die Scheibe und spürte,wie die Kälte auf meine Fingerspitzen übersprang,ein plötzliches scharfes Kribbeln wie von einem Stromschlag.
Hastig wandte ich mich vom Fenster ab und zog meine Jeans an,schob die bloßen Füße in die Turnschuhe und schnürte sie nicht einmal zu.
Wenn dort draußen Schnee lag,musste ich mich einfach in die weiße Pracht stürzen.
Ich schlich mich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter ins Wohnzimmer.
Es war Samstagmorgen.
Am Abend zuvor hatten meine Eltern eine Party gegeben-Leute im ganzen Haus,Unterhaltung und laute Stimmen,die ich bis in mein Zimmer gehört hatte.
Der Zigarettengeruch hing noch jetzt in der Luft wie eine klebrige Wolke.
Meine Mutter und mein Vater würden oben noch stundenlang schlafen.
Ich öffnete die Haustür und trat hinaus auf die Veranda.
Die Luft war kühl und still,und sie duftete,frisch wie saubere Wäsche.
Ich atmete sie tief ein.
Dann sah ich ihn:den Pick-up meines Vaters.
Er parkte wie immer in der Einfahrt,aber etwas war anders als sonst.
Ich sah einen dunkelroten Fleck am Fenster auf der Fahrerseite-wie ein Spritzer aus einer Lacksprühdose.
Der Schnee machte ihn dunkler und röter.
Ich überlegte,was es sein mochte.
Es sah wie ein Jux aus.
Vielleicht wollte mich mein Vater auf den Arm nehmen,mir einen kleinen Streich spielen.
Ich lief die Verandatreppe hinunter und quer durch den Vorgarten.
Der Schnee drang in meine Turnschuhe aber ich wandte den Blick nicht von dem Truck,der mich jetzt mit Sorgen erfüllte,als sei es nicht der Schnee,der mich geweckt hatte,sondern etwas anderes.
Der Motor lief und blies einen grauen Abgasschwaden über die verschneite Einfahrt,und die Windschutzscheibe war beschlagen von Wärme und Feuchtigkeit.
Ich sah eine dunkle Gestalt,die an dem Fenster lehnte,wo der rote Fleck war.
Meine Hände waren klein und ich hatte keine Kraft aber ich schaffte es trotzdem,ich öffnete die Fahrertür und mein Vater kippte an mir vorbei in den Schnee.
Er war mit dem Gesicht nach oben gelandet.
Ein Auge war auf mich gerichtet,im Grunde jedoch auf gar nichts,das sah ich sofort.
Das andere Auge war weg.
Weg wie ganze Seite des Gesichts,als habe es sich irgendwie von innen nach außen gekehrt.
Ich wusste was >>tot<< war.
Ich hatte Tiere gesehen,die zerfetzt am Straßenrand lagen-Oposums,Waschbären,manchmal Katzen oder sogar Hunde-,und das hier war genau so.
Aus und vorbei.
Die Pistole war noch in seiner Hand,und der Finger krümmte sich durch das kleine Loch,wie er es mir an jenem Tag gezeigt hatte.
Hier siehst du,wie schwer sie ist?Du darfst nie mit der Pistole auf jemandem zielen.
Und überall war Blut,vermischt mit anderem Zeug,mit kleinen Fleischstücken und weißen Splittern und etwas Zerschmettertem,überall auf Vaters Gesicht und seine Jacke und dem Sitz und in der Innenseite der Tür.
Ich konnte es riechen,so stark,dass der Geruch die Innenseite meines Mundes überzog wie eine schmelzende Pille.
Es zerriss und zerfetzte mich,weidete mich aus und ich öffnete den Mund,um zu schreien,aber ich brachte keinen Laut hervor.
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Hey:D
Ich wollte mal nach Verbesserungsvorschlägen fragen,wenn ihr welche habt,schreibt sie mir gerne:*

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R U N
Vampire>>Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihn...