-Chapter 20-

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Samu:

Ich hatte mich durchforscht aber ich konnte sie nirgends finden.

Meine Seele.

Ich wollte sie zurück,für Jessica.

Aber ich fand sie einfach nicht.

Nicht in dem Teil,den ich als mich selbst kannte,und auch nicht in dem anderen,in dem geheimen,träumenden Teil.

Aber das Gefühl wohnte in mir,solange ich zurückdenken konnte.

Das Gefühl,das wie eine zweite Person war,eine Seele für sich.

Eine Seele mit einem Namen und einer Stimme,die mir sagte:Sei der Meine.Ich bin dein und du bist mein,und zusammen sind wir größer als die Summe,die Summe unserer Teile.

Nicht immer war diese Stimme gut.

Sie gab mir Befehle,Lebewesen zu töten und Jessica zu verletzen,wenn es sein musste und wenn sie Hunger hatte.

Sie übernahm meinen Kopf,bohrte sich in mein Gehirn,wie ein Bandwurm und steuerte mich.

Jessica:

Samu hob den Blick und sah mich an.

Panik schien ihn zu durchzucken.

Er hatte sich zu einer Kugel zusammengekrümmt,die Knie wie eine schützende Barrikade an die Brust gepresst und die Beine umklammerte er mit seinen Händen.

,,Was ist los?Du brauchst doch keine angst vor mir zu haben"

Aber er antwortete nicht.

Er beobachtete mich wachsam über seine Knie hinweg.

Eine wirre Haarsträhne war über die Augen gefallen,und er wirkte auf mich wie ein ängstliches kleines Tier.

,,Samu bitte..."

Er hatte das Gesicht langsam über die Barrikade der Knien gehoben.

Er musterte mich,erforschte mein Gesicht mit einem dunklen,wissenden Blick.

Das Gefühl der Wildheit war immer noch da,ein tierhaft nervöses Zucken in seinen Bewegungen,seiner Haltung.

Und seine Haut,dachte ich,als mein Blick an ihm heraufwanderte und ihn nochmal ganz betrachtete,seine Knie,seine Arme und schließlich sein Gesicht.

Nicht weiß,nicht blass-diese beiden Worte waren keine angemessene Beschreibung des Strahlens,das von ihm ausging.

Als habe die Helligkeit seiner Haut,nichts mit den fehlenden Pigmenten zu tun,sondern komme von woanders her.

Ein inneres Strahlen,was letztenendes eine Seele in Betracht zog...

Ich wusste es nicht.

Ich merkte,dass meine Gedanken wegdrifteten und mich davontrugen wie eine Strömung.

Erst als sich Samu aufrichtete,sich unmenschlich schnell hinter mich stellte und ich seine Nähe spürte und seinen Körper nicht mehr im Blickfeld hatte,kam ich wieder zu mir.

Aus Nebel der Panik erhob sich eine Frage:Warum war ich noch nicht tot?

Als ich das erste Mal geflohen war,hatte ich damit gerechnet,keine zehn Schritte weit zu kommen.

Ein blitzartiger Schmerz,und alles wäre vorüber.

Mindestens eine Minute vergingen,bevor ich begriff,dass er immer noch hinter mir stand.

R U NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt