-Chapter 15-

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Ich hockte auf dem Boden,die Augen geschlossen,und hörte wie jemand die Treppe runter kam.

,,Hat er dich noch immer nicht getötet?"

,,Ich wüsste keinen Grund dafür…"

Viktoria lachte.

,,Na…dann muss ich das wohl übernehmen,was meinst du?"

Ich stand auf und trat einen Schritt zurück.

,,Wo ist Samu?"

,,Der schläft bereits…es ist Tag,meine Liebe.Das ist die Zeit,wo Vampire schlafen"

Ich wurde misstrauisch.

,,Warum schläfst dann du nicht?"

Sie zuckte die Achseln,und ich legte die Stirn in falten.

Viktoria kam mir immer näher,egal ob ich versuchte mich von ihr zu entfernen.

Es war also Zeit.

Es war komisch,dachte ich.

Nicht haha-komisch,sondern merkwürdig-komisch,die ganze Vorstellung von Zeit.

Sie wie keine Linie,sondern ein Kreis,und nicht einmal das:Sie war ein Kreis,der aus Kreisen bestand,die aus Kreisen bestanden,und jeder lag über dem anderen,sodass jeder Augenblick mit anderen verbunden war;alles geschah zugleich.

Und wenn man das einmal wusste,konnte man dieses Wissen nicht mehr abschaffen.

So wie jetzt,als ich Ereignisse sehen konnte,wie sie sich gleich entwickeln würden,als wären sie schon geschehen,weil sie ja in gewisser Weise auch schon geschehen waren.

Aber ich hatte immer noch die Chance die Zukunft zu verändern.

,,Samu wird mir dankbar sein.Dann hat er nicht so viel Arbeit"

,,Ach fick dich doch,Viktoria"

Sie lachte und fuhr mit ihrem kalten Handrücken über meine Wange.

,,Du bist so süß,wenn du versuchst,dich zu wehren"

Ich schluckte und schloss meine Augen.

Ich stellte mir einfach vor,ich säße wieder auf dem Boden und versuche meine Tränen zu unterdrücken.

So wie ich es tat,bevor Viktoria die Treppe runtergelaufen kam.

Ihre Zähne streiften meine Haut.

Als ich mich endlich damit abfand,spührte ich wie sie von mir weggezogen wurde.

Meine Augen konnten gar nicht hinschauen so schlimm sah es aus,was Samu mit ihr tat.

Einfach nicht hinsehen,sagte ich mir immer,aber dann tat ich es trotzdem jedes Mal.

Ich glaubte immer Vampire hätten kein Blut aber das war wohl ein Mythos.

Er war fünf Meter von mir entfernt,hob den Kopf,drehte das Gesicht zur Seite und schaute mich abschätzend an.

Blut glitzerte auf seinem Gesicht,auf seinen Händen,den Reihen seiner nadelspitzen Zähne.

Ein klickendes Geräusch kam aus seiner Kehle.

Langsam und in einer genussvoll trägen Bewegung richtete er sich auf.

Ich schluckte und als ich das nächste mal den Kopf hob,stand er direkt vor mir.

,,Ihr müsst besser auf Euch aufpassen.Ich kann nicht immer da sein,wenn ihr mich braucht"

Ich nickte und Samu nahm mich mit nach oben.

Irgendwie hatte ich deutlich das Gefühl,dass Samu lebendig und beseelt war,ganz gleich,was er sein mochte.

Den Tod verstand ich:Im Leben war der Körper mit der Seele verbunden,und im Tode trennten sie sich.

Das hatte ich in den letzten Stunden meiner Mutter gelernt.

Das Geräusch ihrer letzten rasselnden Atemzüge und dann die plötzliche Stille-da hatte ich gewusst,dass die Frau,die sie gewesen war,nicht mehr existierte.

Wie konnte irgendetwas ohne Seele weiterleben?

,,Ihr denkt zu viel über den Tod nach",stellte Samu fest,als er sich neben mich ins Bett legte.

,,Wie könnte ich nicht,wenn mich er ständig umgibt?"

Er antwortete nicht.

R U NWo Geschichten leben. Entdecke jetzt