Kapitel 34

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Vorsichtig stieg ich hinter Thorin jede einzelne steinernde Stufe herab und schaute dabei auf meine Füße. Thorin hielt meine Hand fest umschlossen mit seiner und führte mich hinter sich her. Er bestand darauf vor mir zu laufen und mich aufzufangen, falls ich fiel.
Ich fand er war etwas überfürsorglich, aber da er bis vor wenigen Minuten noch dachte, dass ich tot sei, verzichtete ich darauf es ihm zu sagen. Irgendwie war es auch süß, dass er so auf mich aufpasste und nicht nur weil ich jetzt von ihm schwanger war. Er hatte mich auch schon vorher beschützen wollen. So war er nunmal, aber vielleicht waren auch alle Zwerge so. Das wusste ich noch nicht so, denn einige der Gemeinschaft kannte ich noch immer nicht.
Aber sie waren mir sennoch zu einer Familie geworden. Eine große Familie und wenn Thorin mal nicht in meiner Nähe war, dann waren es Fili und Kili, denn die beiden konnte fast nichts trennen. Die Brüder standen immer zu zweit rum und einen der beiden allein anzutreffen, war schon ein Wunder.
Sie quetschten mich immer über meine Welt aus und waren noch neugieriger als ich, aber neugierig war ich nicht wirklich, also war das nicht schwer mich darin zu übertreffen. Ob sie das von ihrer Mutter hatten? Oder doch von ihrem Vater? Oder war Thorin in jungen Jahren auch so neugierig und aufgeweckt gewesen?
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch nicht viel über seine Vergangenheit wusste. Eigentlich gar nichts!
"Bilbo du bist der Flinkeste. Schau mal nach ob uns die Wargmeute noch immer verfolgt", ordnete Thorin an und schon war er verschwunden. Verwirrt schaute ich mich um, entdeckte ihn aber kurz darauf bei Dwalin in eine angeregte Unterhaltung vertieft.
Gelangweilt lehnte ich mich an einen Baumstamm und summte leise I see fire vor mich her, denn noch immer war es mein Lieblingslied und seit Beutelsend verband ich es mit Thorin, auch wenn der Inhalt des Liedes kein so schöner war.
"Langweilig?", fragte plötzlich jemand neben mir, ich öffnete die Augen und nickte Kili zu. Hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass einer der beiden nicht lange auf sich warten ließ und wie ich jetzt wusste stand Fili zwei Sekunden später auch neben mir.
"Ich freu mich für euch", meinte Kili breit grinsend und steckte mich damit an als er auf meinen Bauch deutete.
"Thorin kann ich mir noch gar nicht als Vater vorstellen. Mutter behauptete immer er würde auch nie einer werden, dabei ist er der König", gab Fili sein Kommentar und lachte leise.
"Bruder, wir bekommen dann ja einen kleinen Cousin", rief Kili erfreut und knuffte seinem Bruder in die Seite.
"Oder eine Cousine", meinte ich kichernd.
"Das ist ja egal. Hauptsache ein kleines Zwerglein", meinte Kili erfreut und brachte mich zum Lächeln. Die beiden waren einfach nur süß und noch so jung. Ich musste ihnen einfach das Leben retten, nur musste ich mir noch überlegen wie ich das anstellen sollte.
Ich schaute über Filis Schulter hinweg und sah Bilbo in der Dunkelheit wieder auf uns zukommen.
"Wie nah ist die Meute?", fragte Thorin sofort und ließ Bilbo kaum zu Atem kommen.
"Nicht weit. Höchstens ein paar Stunden, aber.....", Bilbo wurde rüde unterbrochen bei Dwalins Schnaufen.
"Aber was?", fragte Gandalf sanft und blickte den kleinen Hobbit an.
"Du wurdest gesehen?", fragte Thorin erschrocken und lautes Gemurmel wurde hörbar.
"Nein nein das ist es nicht", wand Bilbo schnell ein und schüttelte den Kopf.
"Aber....", erneut unterbrachen ihn die Zwerge, dabei versuchte er verzweifelt etwas zu sagen.
"Ruhe jetzt!", schrie ich aufgebracht und augenblicklich war alles ruhig. Bilbo nickte mir dankbar zu.
"Aber es gibt nich etwas anderes. Da draußen war noch etwas", flüsterte Bilbo und blickte ängstlich zurück.
"Welche Gestalt?", fragte Gandalf leise und ging auf den Halbling zu.
"Die eines Bären?", fragte der Zauberer weiter und Bilbos ängstlicher Blick wechselte zu einem Erstauntem.
"J-ja, aber größer", stammelte Bilbo.
"Hier in der Nähe gibt es ein Haus. Da können wir Schutz suchen", meinte Gandalf sehr nachdenklich geworden. Ich stieß mich von dem dicken Baumstamm hinter mir ab und machte mich darauf bereit gleich zu rennen.
"Freund oder Freind?", fragte Thorin sofort misstrauisch und trat einen Schritt auf mich zu.
"Weder noch. Er wird uns helfen oder er wird uns töten", sprach Gandalf.
"Haben wir eine Wahl?", fragte Thorin und wenige Sekunden später dröhnte ein lautes Brüllen durch den Wald.
"Nein", meinte Gandalf und schnappte sich seinen Stab.
"Lauft!", schrie er und rannte los. Ich folgte ihm sofort und konnte lange Zeit mit den vordersten mithalten, dich schnell ging mir die Puste aus und ich wurde langsamer. Selbst Bombur lief plötzlich an mir vorbei und er war der langsamste gewesen.
"Leonie!", rief Thorin und wurde so langsam, dass er neben mir herlief. Ich schnaufte und keuchte und mir der Schweiß über die Stirn.
"I-ich.... kann....nicht......mehr", keuchte ich und schnappte nach Luft.
"Du musst aber", rief Thorin aufmunternd, griff meine Hand und zog mich weiter mit sich. Die anderen hatten den großen Garten bereits erreicht, als es hinter uns brüllte und knackte und ein riesiger schwarzer Bär aus dem Gebüsch gesprungen kam. Ich erschrak, sah die Mulde vor mir nicht, stolperte und riss Thorin mit zu Boden.
"Tut mir Leid", stammelte ich und versuchte mich noch wieder aufzurichten, doch merkte ich sofort das es zu spät war. Beorn war zu dicht und auch die erschrockenen Rufe der anderen halfen nichts mehr.
Als ich mich versuchte später daran zu erinnern, warum ich zu meiner Wächtergestalt wechselte, konnte ich nichts sagen. Doch plötzlich war ich die Wächterin, spürte den Herzschlag des Tieres und hörte sein Schnaufen noch deutlicher. Wie in Trance stand ich auf und baute mich schützend vor Thorin auf. Schnell streckte ich beide Arme nach vorne aus und schrie laut:
"NEIN!"
Den Hautwechsler interessierte es nicht, doch etwas passierte mit mir. Ich spürte etwas in mir, ein Kribbeln in meinen Fingerspitzen, dass sich im ganzen Körper ausbreitete. Als Thorin nach meiner Hand griff, riss er erschrocken die Augen weit auf und spürte dasselbe Kribbeln.
"Was?", fragte er verwundert und starrte mich an. Alles um und herum verschwamm und plötzlich verlangsamte sich der Lauf des Bären. Um uns herum bildete sich ein leichte gelblicher Schimmer und in der Luft schien es zu glitzern. Ich verstand noch nicht genau wie ich das geschafft hatte, aber die Chance nutzte ich und zog Thorin auf seine Beine.
"Schnell, ich weiß auch nicht was ich da tat", rief ich und rannte weiter zum Haus. Thorin folgte mir und ließ meine Hand nie los. Zum Glück, denn sonst wäre die Zeit für ihn wieder normal weitergelaufen. Als wir den Eingang des Gartens und somit die anderen erreicht hatten, wechselte ich zurück in meine normale Gestalt. Thorin und ich fühlten einen Schubser und standen plötzlich vor Fili und Kili, die uns anstarrten. Verwirrt starrte ich auf meine Hände und dann auf Thorin Neffen.
Thorin war genauso verwirrt, aber rannte weiter Richtung Haus. Wir schafften es alle noch rechtzeitig nach drinnen und schlugen die Tür gerade da zu, als der Bär das Haus erreichte. Vor der Tür knurrte und brüllte er, aber wir waren in Sicherheit.
"Wer ist das?", fragte Ori und wand sich dem Zauberer zu.
"Das ist unser Gastgeber. Sein Name ist Beorn und er ist ein Hautwechsler. Als Bär ist er unberechenbar, aber als Mensch lässt es sich mit ihm reden. Allerdings ist er nicht so begeistert von Zwergen", meinte Gandalf und betrat den großen Wohnraum. Kühe und Ziegen lebten hier auch und schauten uns an.
"Ruht euch aus. Heute Nacht werden wir sicher sein", meinte der Zauberer und verschwand aus meinem Sichtfeld. Ich starrte meine Hände immer noch an und konnte mir nicht erklären, was ich da gerade gemacht hatte. Oder besser wie, denn ich wusste, dass ich die Zeit verlangsamt hatte. Für alle, außer für mich und Thorin, aber wahrscheinlich weil er mich berührte.
"Was in Durins Namen war das?", fragte Dwalin und schreckte mich aus meiner Starre. Einige der Zwerge starrten mich an und ich starrte zurück.
"I-ich weiß es nicht", stammelte ich.
"Es ist wohl etwas das eine Wächterin kann", meinte ich schulterzuckend und ließ mich auf einen der Strohballen fallen. Bequem war etwas anderes, aber als sich Thorin neben mich legte, war es gleich besser. Ich grinste und rückte näher an ihn.
"Ich kann auch nicht sagen wie ich das gemacht habe. Ich kann nur sagen, dass ich jetzt todmüde bin", meinte ich leise und gähnte weit.
"Verstehe", meinte Balin und verschwand, wobei er Dwalin mit sich zog.
"Gute Nacht", meinten Fili und Kili und legten sich nicht weit von uns in das Stroh. Thorin legte einen Arm mich und drückte mich näher an sich.
"Ich bleibe bei dir", flüsterte er und küsste mich auf die Stirn. Ich lächelte und drückte mein Gesicht an seine Brust während ich die Augen schloss. Liebevoll legte er seine Hand auf meinen Bauch und strich darüber.
"Ich freue mich auf unser Kind", war das letzte, das ich hörte, bevor ich einschlief.

Ich freue mich schon riesig auf die Osterferien :) es ist die wenige Zeit in der ich noch schreiben kann :)
Und danke für die über 18k reads ^-^
Laura

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