Kapitel 56

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Dunkelheit umgab mich. Ich wusste weder zurück, noch nach vorne. Ich wusste nicht wo ich war, noch ob ich noch lebte.
Doch eines wusste ich! Thorin war nicht bei mir und meine Kinder auch nicht! Panisch weiteten sich meine Augen, ich versuchte die Hände auf meinen gerundeten Bauch zu legen, doch es gelang mir nicht. So verzweifelt ich auch es auch versuchte, ich war nicht in der Lage nur eine einzelne Muskelfaser zu bewegen.
Angst kroch durch meinen Körper und nahm mich vollkommen in Beschlag. Ich wollte einfach nur weg von hier! Zu Thorin. Zu meinen ungeborenen Kindern. Zu meiner Mutter. Ja sogar zu meinem Vater!
Tausend Fragen schwirrten mir im Kopf herum. Wo war ich? Wo meine Kinder? Wie konnte ich nur wieder zurück? Denn eines wusste ich mittlerweile! Ich war nicht tot, schließlich hätte ich dann ja auf Námo treffen müssen.
Aber wo war ich dann?
Ich schaute mich um. Das Einzige, zu dem ich gerade imstande war. Aber warum? Ich fühlte mich nicht schwach oder dergleichen. Gar nichts spürte ich im Moment. Dies war aber nicht der einzige Fakt, der mich zum Stutzen brachte. Mich störte das Fehlen meiner beiden Kleinen. Sehr sogar! Sie waren ein Teil von mir geworden. Ich spürte ihre Herzschläge, ihre Bewegungen, ja selbst ihr Wachstum.
Ein Leben ohne die beiden konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen! Ohne Thorin. Oder Kili. Fili lebt leider nicht mehr...
Wusste Thorin es schon? War er tot? Tränen begannen über meine Wangen zu laufen.
"Hallo? Irgendjemand?", fragte ich, aber kein Laut kam über meine Lippen. Die Stille erdrückte mich noch immer! Ich drohte mich in ihr zu verlieren, als eine schwache Stimme an mein Ohr drang.
"Meleth nín. Sie wird erwachen", hörte ich und erkannte sofort die liebliche Stimme meiner Mutter wieder. Ich wollte weinen, ich wollte erwachen und ihr sagen, dass sie Recht hatte! Aber ich konnte nicht. Ich hörte nur weitere Stimmen. Und Stimmen! Nichts als Stimmen, zu einigen hatte ich Gesichter, zu anderen nicht.
"Warum ist sie so lange schon ohne Bewusstsein? Vier Tage schon?", fragte Legolas leise, der auch neben dem großen Bett stand, auf dem ich lag.
"Ihr Körper ist nicht mehr schwach, nachdem sie Thorin von ihrer Lebenskraft etwas abgab. Sie hat ihr Leben riskiert, um das Seine zu retten. Normalerweise müsste sie aufwachen, sie wäre körperlich stark genug, doch weiß ich nicht um ihre geistige Stärke", erklärte meine Mutter meinem Bruder und trat seufzend näher, zumindest hörte ich ihre Schritte auf dem steinernen Boden. Wo war ich nur? Was war passiert? Hatte ich Thorin wirklich etwas von meiner Lebenskraft abgegeben? Und vor allem. Hatte es geholfen? War er noch am Leben.
"Bitte Leonie komm zurück zu mir", hörte ich eine schwache, kratzige Stimme direkt neben meinem Ohr und für einen Augenblick setzte mein Herz aus. Eine Träne lief über meine Wange, gefühlt waren es tausende Tränen vor Freude, doch die Anwesenden sahen nur diese eine!
"Sie weint. Oh Leonie, komm zurück. Kann sie uns hören? ", fragte Thorin hoffnungsvoll, meine Mutter nickte.
"Möglich." Mutter hatte die Hand auf Vaters Schulter liegen und strich sie beruhigend. Thorin erhob sich langsam. Ein Verband spannte sich über seinen Oberkörper, aber darüber trug er ein leichtes Leinenhemd, das den weißen Stoff verdeckte.
"Thranduil...ich muss mich bei Euch entschuldigen. Von meinem Cousin hatte ich es erwartet, dennoch auch eine Entschuldigung für ihn. Aber ich hätte dies nicht sagen sollen, auch nicht gegen Leonie", ich spürte einen leichten Windhauch an meiner Wange und berührte sie in der Dunkelheit verwirrt. Sie kribbelte, als Thorin seine darauf legte. Ich hörte und spürte immer mehr! Mein Bewusstsein kehrte zurück. Ich kehrte zurück!
"Ich liebe Eure Tochter mehr als alles andere auf Arda. Mehr als mein Gold. Ihr bekommt zurück was Ihr verlangt habt, König Thranduil. Nur um eines Bitte ich Euch." Langsam löste Thorin den Blick von mir und ließ seinen Blick zu meinen Eltern schweifen. So oft ich auch versuchte zu sprechen, kam aus meinem Mund nur ein leises Flüstern in der Dunkelheit und in Echt?
Dort rührte sich nicht ein einziger Muskel meines Körpers. Als wenn ich geistlich anwesend war, aber körperlich nicht.
"Ich bitte um die Hand Eurer Tochter. Meine Gemahlin möchte ich sie nennen und sie trägt meine Kinder in sich. Ich sehe ein, dass es unverantwortlich war, aber zu ändern ist es nicht mehr und ich danke Aulë nun dafür", erklärte Thorin und trotz der einfachen Kleidung, schien er wieder der liebenswerte, stolze Zwergenkönig zu sein, in den ich mich verliebt hatte und den ich nun über alles liebte.
Thranduil erhob sich, stolz und edel.
"Das Herz meiner Tochter habt Ihr bereits. Ich will sie glücklich wissen und das ist sie bei Euch. Es wäre mir eine Freude die Verbindung unserer beider Reiche durch eine Heirat zu verstärken", Thranduil neigte kurz den Kopf, er lächelte schwach, meine Mutter grinste breit.
Ich stand mit offenem Mund in der Dunkelheit und Tränen liefen über meine Wangen. Warum wachte ich nicht auf? Warum? Warum nur? Ich wollte aufwachen! Nichts sehnlicher als Thorin ein 'Ja' zu geben. Seine Frau, Königin und Mutter seiner Kinder und Erben sein!
Aber ich konnte nicht! Und das entfachte eine große Trauer in mir. Ich konnte nicht schreien! Und so sank ich lautlos auf den Boden, weinte ohne Geräusche und strich über meinen Bauch.
"Wenigstens habe ich euch beide noch", schluchzte ich, denn endlich hatte ich die beiden wieder gespürt. Meine beiden Schätze! Kostbarer als das schönste Gold Ardas, der größte Arkenstein. Besser als alles Glück und die tiefste Liebe war die, die Mutter und Kind verband. Sie währte auf ewig. Und bereits jetzt tat ich alles für meine Kinder. Lieber gab ich mein Leben, als dass jemand den beiden etwas zuleide tat.
Es war unbeschreiblich! Niemand konnte es nachvollziehen, wie es war zu spüren, dass zwei kleine Lebewesen in einem heranwuchsen.
Ich strich noch immer über meinen Bauch, als ein hölzernes Knarzen durch die Stille drang.
"Balin", sprach Thorin überrascht und erhob sich von dem großen Bett, auf dem ich gebettet war. Man hatte mir die Arme auf dem gerundeten Bauch gekreuzt und eine Decke war bis zur Hüfte hochgeschoben. Ein sanftes Lächeln zierte meine reglosen Lippen und einen goldenen Schimmer bildeten meine Haare.
"Thorin deine Schwester", meinte Balin und seine Stimme klang, als sei er schleunigst hergeeilt.
"Dis?", fragte mein Geliebter erstaunt und wand sich seinem alten Freund mit den weißen Haaren zu.
"Ja sie ist soeben eingetroffen. Es erwarten dich bereits alle im großen Saal. Und Euch auch", wand er sich an meine Eltern, Legolas war bereits verschwunden. Mit einem letzten Blick auf mich, der vor Besorgnis und Angst nur so triefte, verließen nun auch der Elbenkönig und seine Gemahlin das Zimmer.
"Thorin?", hackte Balin nach, nachdem dieser auch seit über zehn Minuten nichts erwidert hatte.
"Was wenn sie aufwacht? Sie weiß nicht, dass ich dank ihr noch am Leben bin. Was-"
"Thorin!", unterbrach Balin ihn barsch und kam auf ihn zu.
"Leonie schafft das auch jetzt schon. Komm du gehst jetzt zu deiner Schwester und den anderen. Und ich bleibe hier und wache über sie alles klar?", schlug der weise Zwerg vor und nur zögernd gab Thorin schließlich nach.
"Wenn sie auch nur das kleinste Zeichen gibt, dann-"
"Dann hole ich dich sofort! Mein Freund. Vertrau mir. Ich schaffe das schon, kümmere du dich um deine Schwester. Sie hat einen ihrer Söhne verloren", beendete Balin Thorins Satz und drückte ihn sanft, aber bestimmt aus dem Zimmer. Hinter ihm verriegelte er die Tür und kam zurück. Ich hörte ihn erst wieder, als er die raue, tiefe Stimme erhob.
"Du hast dir auch einen echt fürsorglichen Vater für die Kleinen ausgesucht. Dafür, dass er, während er an der Drachenkrankheit litt, so kalt und abweisend gewesen war, versucht er das jetzt anscheinend aufzuholen. Solange er die Kleinen alleine laufen lernen lässt", lachte der alte Zwerg und sein Lachen erwärmte mir das Herz. Wie gern hätte ich ihm jetzt geantwortet!
Doch um mich herum blieb nur diese erdrückende Schwärze und ich wusste nicht wie zu entfliehen.
"Bitte Manwë! Ein Zeichen nur, ein einziger Hinweis", bat ich stumm zum Himmel und senkte den Blick wieder.
Ein heller Lichtpunkt erschien schwach glühend am Horizont.

Ja endlich!!!!! :D
Ich habe es wieder auf die Reihe gebracht und die Zeit gefunden weiterzuschreiben.

Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich in letzter Zeit kaum noch zum Schreiben kam :/

Und leider habe ich auch weiterhin nicht so viel Zeit -.-

Laura :*

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