Kapitel 36

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Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn als ich langsam wach wurde, schaukelte ich sanft hin und her. Jedoch nicht mehr von dem Pferd, sondern dadurch, dass Thorin mich trug. Ich lag in seinen Armen und hatte mich wohl im Schlaf an ihn gekuschelt, denn als ich langsam die Augen öffnete, erblickte ich den Stoff seines Oberteils. Er kitzelte mich in der Nase und schnell drehte ich den Kopf weg, bevor ich niesen musste.
"Was ist da vorne los?", fragte Thorin plötzlich laut und erschreckte mich zutiefst, sodass ich zusammenzuckte.
"Wir haben den Weg verloren", meinte Bofur kleinlaut und drehte sich im Kreis. Tatsächlich hörte der Weg vor dem Zwerg mit der Mütze auf und war auch nicht weiter vorne zu sehen.
"Dann findet ihn!", schrie Thorin und erst dann schaute er auf mich herab.
"Hey mein kleiner Drache, du bist ja wach", flüsterte er als niemand uns mehr zuhörte. Vorsichtig setzte er mich auf meine eigenen Füße und augenblicklich schaute ich ihn fragend an.
"Wie hast du mich gerade genannt?", fragte ich und glaubte mich schon verhört zu haben.
"Mein kleiner Drache", wiederholte Thorin und schmunzelte kurz. Vorher hatte er mich immer bei meinem Namen genannt und nie einen Kosenamen benutzt. Das tat ich aber auch nicht bei ihm und genau deshalb hatte mich das gerade auch so überrascht.
"Schlimm?", fragte er leise und trat einen Schritt auf mich zu, bis er seine Hände auf meine Arme legen konnte.
"Nein", flüsterte ich und grinste.
"Jetzt muss ich mir nur überlegen wie ich dich nenne", grinsend legte ich meine Lippen auf seine und küsste ihn kurz.
"Ist die Luft hier schlecht", nuschelte ich und drehte mich von Thorin weg. Mein Blick schweifte über die großen Bäume, die bedrohlich neben uns aus dem Boden ragten. An ihnen hingen Schlingflanzen und allerlei Moose. Pilze wuchsen an den Stämmen und verliehen ein wenig Farbe in das sonst so düstere Dunkelbraun und Grau. Der Wald wirkte wahrhaftig krank und schon halb tot. Soweit ich sehen konnte, entdeckte ich, abgesehen von den Zwergen, kein Lebewesen. Und hörte auch keines.
"Thorin der Weg ist weg", meinte Balin, der plötzlich neben uns stand. Ich drehte mich zu ihm und schaute auf den weißhaarigen, alten und auch weisen Zwerg herab. Zumindest für einen Zwerg war er weise. Mit Elronds Weisheit konnte er bei Weitem nicht mithalten, denn auch wenn Thorin es nicht wusste, es war wirklich nicht weise gewesen diese Reise anzutreten. Natürlich unter dem Gesichtspunkt, dass ich nicht dabei gewesen wäre, denn jetzt hatte ich schon einiges verändert und noch weiteres würde folgen.
"Wir müssen nach Osten", erklärte Thorin, als sich auch die anderen Zwerge wieder bei uns eingefunden hatten.
"Aber wo ist Osten? Wir haben die Sonne verloren", beschwerte Dwalin sich. Ich stand neben Thorin und verfolgte das ganze Geschehen. Natürlich stimmte es und die Sonne war verschwunden und natürlich hatten wir Osten verloren und ebenso wusste ich was passieren würde, aber wollte ich es nicht aufhalten.
"Bilbo findet die richtige Richtung", meinte ich leise und war mir nicht einmal sicher, ob mir überhaupt jemand zugehört hatte.
"Achja und wie?", fragte Dwalin, der mich anscheinend doch hörte. Skeptisch beobachtete er mich und zog eine Augenbraue hoch.
"Er ist den Baum hochgeklettert", erklärte ich und deutete auf den Baum neben mir. Dwalin schaute daran nach oben, aber Bilbo war bereits nicht mehr zu sehen. Stattdessen blickte der Zwerg in riesige Facettenaugen und Fangzähne so lang wie meine Hand. Die Riesenspinne öffnete kreischend den Mund und ehe ich mich versah hatte sie Dwalin ihren Stachel in den Bauch gerammt.
"Spin-", begann ich, doch mir blieb das Wort im Hals stecken, als ich einen fürchterlichen Schmerz im Rücken verspürte. Noch bevor ich auf den Boden fiel, hatte mich die Spinne aufgefangen und begann ihr klebriges Netz um mich zu weben. Um mich herum wurde alles schwarz. Für wie lange wusste ich nicht!

"Leonie", rief eine tiefe Stimme direkt neben mir, es war aber nicht Thorin.
"Leonie wach auf", flehte derjenige und schon spürte ich einen Schlag auf meiner Wange.
"Autsch", grummelte ich leise, öffnete die Augen und schaute direkt in Kilis dunkelbraunen Augen.
"Durin sei Dank, endlich", murmelte der junge Zwerg und reichte mir seine Hand. Ich nahm sie dankend an und er zog mich mit einem schnellen Ruck auf die Beine. Zu schnell!
"Mir ist schlecht", nuschelte ich und verschwand schleunigst zum nächsten Baum wo ich mich auch schon übergab. Ich hustete und hörte dennoch die kreischenden Laute ganz in der Nähe.
"Schnappt eure Waffen", rief Thorin plötzlich und griff nach meiner Hand. Ich stolperte kurz, als er mich hinter sich herzog, aber fing mich relativ schnell wieder und folgte ihm. Orcrist glänzte in seiner Hand und es war wahrlich eine bemerkenswert schöne Klinge.
Mein Aussehen veränderte sich langsam. Mein Gang wurde graziler und ich machte größere Schritte. Thorin wurde kleiner, weil ich etwas größer wurde und dank meiner spitzen Ohren vernahm ich das Kratzen der Spinnenbeine auf den Ästen der Bäume. Ich griff das Schwert auf meinem Rücken und hielt den dunkelbraunen Griff fest in Händen. Die helle Klinge glitzerte und leuchtete schwach, als hätte sie ein eigenes Licht in sich. Es war die Waffe einer Wächterin und wie in mir floss in ihr auch Magie.
Dann kamen auch schon die ersten Spinnen und die Zwerge begannen zu kämpfen. Doch zu mir kam keine einzige. Es schien als würde allein meine Präsenz ihnen Angst einjagen, doch das hielt nur für die ersten Minuten. Da stürzten sich auch schon die ersten zwei auf mich und eine fiel tot zu Boden, als ich ihr das Schwert in den Kopf rammte. Geschickt wich ich der Zweiten aus und wunderte mich selbst über meine Reaktionsschnelligkeit.
Kaum hatte ich diese zwei getötet, kamen auch schon die nächsten und drängten mich von Thorin und den anderen weg. Ich köpfte eine der Spinnen, doch für diese tote, kamen zwei neue. Immer weiter drängten sie mich in den Wald, doch das ließ ich mir nicht gefallen. Mit ein wenig Anlauf schaffte ich es auf einen breiten Ast zu laufen und lief über ihn zurück in Richtung der Zwerge. Doch auch die Spinnen merkten was ich vorhatte und folgten mir geschwind. Ich sah sofort, dass sie mich einholen würden und überlegte fieberhaft was ich tun konnte.
Da fiel mir plötzlich wieder etwas ein, das Beorn zu mir gesagt hatte und ich versuchte es. Ich sprang vom Baum und blieb mitten im Wald stehen. Ich konnte bereits das Knarzen der Bögen hören, die die Elben spannten. Ich konzentrierte mich aber voll und ganz auf die vier Spinnen, die auf mich zugekrabbelt kamen. Instinktiv hob ich eine Hand, spreizte die Finger und fokussierte meinen Blick auf die Spinnen.
Für eine Weile funktionierte gar nichts und die Spinnen kamen rasch näher. Ich dachte schon es funktionierte nicht und wollte bereits umkehren und um mein Leben rennen, doch ich blieb. Nur langsam ging ich Schritt für Schritt nach hinten in Richtung der Zwerge. Meine Ohren vernahmen bereits die Stimme von Legolas, als die Spinnen plötzlich langsamer wurden. Zufrieden grinsend steckte ich mein Schwert weg und ging weiter nach hinten. Blöderweise folgten die riesigen schwarzen Untiere mir, griffen mich aber nicht mehr an.
Ich spürte die erstaunten Blicke der Elben im Rücken, als ich aus dem Gebüsch trat, immer noch rückwärts laufend.
"Kann mal bitte jemand die vier Spinnen töten", bat ich und fing schon an zu schwitzen.
"Lange kann ich mich nicht mehr konzentrieren", erklärte ich und wollte schon die Augen verdrehen, als ich Kili hörte.
"Welche Spinnen?", fragte er und wenige Sekunden später hörte ich ein 'Ahh' aus seiner Richtung, als die vier Spinnen auf die Lichtung krabbelten. Tatsächlich steckten Sekunden später in ihren Köpfen Pfeile und ich sank erschöpft zu Boden. Jedoch wurde ich wieder auf die Beine gezogen und zu den anderen geschleppt. Legolas inspizierte mich kurz und streckte plötzlich die Hand aus. Sanft schob er meine blonden Haare von meinem Schlüsselbein und da ich immer noch als Wächterin rumlief, sah er das Zeichen des Drachens. Seine blauen Augen weiteten sich und er schaute direkt in meine. Ich grinste ihn schief an, konzentrierte mich und plötzlich stand vor ihm nur eine normale junge Frau.
"Ich bin wer ich sein will", flüsterte ich und ließ Legolas verdutzt stehen. Er hatte nicht mal mehr Zeit mir meine Waffen abzunehmen, denn die konnte man nur sehen und fassen wenn ich in mriner Wächtergestalt war. Einzig die Dolche meiner Eltern waren gut versteckt in den Stiefeln, die ich trug.
Breit grinsend lief ich neben Thorin her zum Palast des großen Elbenkönigs Thranduil, von dem ich natürlich mehr als alle anderen Zwerge wusste. Ich spürte, dass Bilbo uns folgte und mein Grinsen wurde noch breiter.

Hey meine teuren Follower ^-^
Morgen ist wieder Schule -_- und deshalb zum Abschluss der Ferien noch ein Kapitel, weil ich weiß, dass während der Schulzeit nicht so viel kommen wird :/
Und jetzt was, das mich interessiert, weil ich es schon von manchen gehört hab was sie denken xD
Wer denkt ihr ist Leonies Vater?
Laura

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