Schweigend folgte ich meiner Mutter durch die schmalen, aber wunderschöne Gänge des Palastes. An den Wänden hingen kleine, aber feine Wandleuchter und tauchten die Umgebung in ein warmes Licht. Immer wieder huschten Elben geschäftigt an uns vorbei, doch blieben jedes Mal stehen und grüßten die Königin erfreut.
"Mom was ist denn los?", fragte ich verwirrt.
"Alle sehen so beschäftigt aus." Meine Mutter lachte leise und blieb vor zwei Wachen nicht stehen. Ich wollte ihr folgen, doch plötzlich stoppten mich zwei Sperrspitzen, die auf mich gerichtet wurden.
"Mom!", stammelte ich verwirrt und ging sicherheitshalber einen Schritt zurück.
"Die Waffen zurück!", befahl meine Mutter sofort, kam zurück zu mir und nahm mich an die Hand.
"Ihr werdet sie ab jetzt auch durchlassen zu den königlichen Gemächern."
"Jawohl meine Königin", riefen die Wachen und starrten stramm stehend geradeaus. Ich schaute die beiden noch einmal an, dann folgte ich meiner Mutter in die etwas dunkler belichteten Gänge.
"Also zu deiner Frage. Heute Abend ist ein großes Fest. Dein Vater möchte dich dann auch dem Volk vorstellen", erklärte mir meine Mutter, doch bevor ich mich beschweren konnte, schob sie mich durch eine gerade geöffnete Tür.
"Muss das denn sein?", beschwerte ich mich und schaute flehend zu meiner Mutter.
"Ja muss es", erwiderte sie und schloss hinter sich die Tür. Ich seufzte auf und schaute mich das erste Mal in dem großen Raum um. Er war so groß und gemütlich eingerichtet. Auf einem großen Schreibtisch lagen viele Blätter verteilt und auch eine Krone lag darauf.
"Das ist dein Zimmer oder?", fragte ich erstaunt.
"Ja und das deines Vaters auch, auch wenn du ihn nicht leiden kannst. Er ist immer dein Vater und möchte es auch sein. Das gestern tut ihm wirklich Leid", flüsterte sie.
"Ich weiß", nuschelte ich und ging langsam auf das große Bett zu. Unschlüssig blieb ich davor stehen und starrte auf die fein säuberlich gefaltete Bettdecke.
"Setz dich ruhig", hörte ich meine Mutter und setzte mich tatsächlich vorsichtig hin. Die Decke bog sich nach unten, als meine Mutter neben mir Platz nahm.
"Ich hab dich so vermisst!", schluchzte ich auf einmal und schlang meine Arme um meine Mutter. Etwas überrascht erwiderte sie die Umarmung und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich weinte leise und vergrub mein Gesicht an ihrer Schulter. Meine Schultern bebten und nur schwer wollte ich mich wieder beruhigen. Jahrelang wurde meine Mutter für tot erklärt, jahrelang hatte ich sie nicht gesehen. Sie fehlte in den wichtigsten Jahren meines Lebens, der Zeit in der ich erwachsen worden war.
Jetzt in ihren Armen wurde ich wieder zu dem einen Kind, das sie damals zurückgelassen hatte.
"Du hast mir auch gefehlt meine Kleine. Ich rechnete nicht damit, dass ich dich so früh wiedersehen würde", flüsterte meine Mutter beruhigend und strich mir über den Kopf.
"Und jetzt werde ich Oma und nichtmal von Legolas", lachend drückte sie mich noch dichter an sich. Ich musste schmunzeln und strich mir über den Bauch.
"Ich weiß nicht was ich machen soll. Manwë sagte zu mir ich allein könne es schaffen, dass das Gute siegt, doch wie soll ich das machen? Ich weiß nicht wie ich meine Kräfte einsetzen soll und schwanger bin ich auch", murmelte ich verzweifelt und schaute langsam mit verweinten Augen wieder auf.
"In den nächsten Wochen kann ich dir beibringen wie du deine Kräfte nutzbar machen kannst. Selbst die Schwangerschaft wird dich daran nicht hindern. Wächterinnen im Zeichen des Drachens sind besonders willensstark und lassen sich nicht einkriegen. Eigentlich müssen wir nur herausfinden welche Kräfte du hast, denn das ist von Wächterin zu Wächterin verschieden", erklärte meine Mutter und stand langsam auf.
"Komm", sie nahm mich an die Hand und ging auf einen Durchgang zu. Er führte nach draußen auf einen kleinen Balkon, der wiederum eine wunderschöne Aussicht auf einen versteckten Garte bot.
"Es ist wunderschön hier", flüsterte ich begeistert und legte meine Hände auf die steinernde Wand, die verhinderte, dass man herunterfiel.
"Es gibt viele schöne Plätze hier." Ein glückliches Lächeln zierte das Gesicht meiner Mutter.
"Du sagtest mir bereits, dass dir die Tiere vertrauen. Zeig mir das doch bitte. Versuch doch den kleinen blauen Vogel dort anzulocken", bat meine Mutter und deutete auf einen kleinen Spatz, der im Geäst eines Baumes herumhüpfte und von Zeit zu Zeit leise piepte. Ich wusste nicht wie ich ihn auf mich aufmerksam machen sollte und pfiff daher einfach leise. Kurz hielt der Vogel inne, doch hüpfte dann einfach weiter.
"Versuch es einfach nochmal", munterte mich meine Mutter auf und legte die Hand auf meine Schulter. Sie war größer als ich und eine wunderschöne Elbin.
"Warum hab ich eigentlich so eine menschliche Gestalt und du bist immer eine Elbin?", fragte ich meine Mutter, während ich etwas anderes versuchte und much einfach auf den kleinen Vogel konzentrierte.
"Das kommt daher, dass ich immer in meiner Wächterinnen Gestalt bin. Die Kette, die mich zum Mensch machte, vermachte ich an dich und du trägst sie nun", erklärte sie und beobachtete erfreut wie der kleine Vogel sich uns zuwand und auf dem Ast in unsere Richtung hüpfte.
Er breitete die Flügel aus und landete kurz darauf neben mir auf dem Geländer. Leise fiepend hüpfte er näher und setzte sich auf meine Handfläche. Sanft lächelnd beobachtete ich ihn, doch als ich zu meiner Mutter schaute, flog er kreischend davon.
"Ist doch nicht schlimm. Tranier das einfach, dann klappt es immer besser", erwiderte sie und wir gingen zurück in das Zimmer.
"Was hast du denn für Fähigkeiten?", fragte ich meine Mutter und schaute zu ihr.
"Komm ich zeig dir eine", lachend ging sie zu einer weiteren Tür und öffnete sie. Dahinter kam ein Badezimmer zum Vorschein. Es war ebenfalls groß und in der Mitte stand eine große Badewanne, die gefüllt war mit schäumenden heißem Wasser.
"Ich kann dies", murmelte meine Mutter, schaute kurz auf die Wanne und dann wieder mit einem mysteriösen Lächeln auf den Lippen zu mir. Jedoch starrte ich nur mit offenem Mund auf die Wanne, als sich kleine Wassersäulen daraus herausschlängelten und etwa einen Meter nach oben stiegen.
"Ich kann das Wasser kontrollieren", erklärte meine Mutter mir. Mit einem kleinen Wink ihres Fingers stürzten die Wassersäulen, eine nach der anderen, wieder zusammen und füllten die Wanne wieder komplett auf.
"Jede Wächterin hat ihr Element. Meine Mutter hatte die Luft, ich das Wasser und deines müssen wir noch herausfinden", erwiderte sie und trat lächelnd auf mich zu. Ihre zierlichen Finger strichen eine dünne blonde Haarsträhne von meiner Wange und wickelten sie um den Finger.
"Du bist so wunderschön Schatz", flüsterte meine Mom und zauberte mir ein sanftes Lächeln auf die Lippen. Rot werdend schaute ich zu Boden auf meine Füße. Erst die Hand meiner Mutter brachte mich wieder dazu aufzuschauen und ihre Augen zu beobachten.
"Mmh meine Kleine." Sie lächelte warmherzig und drückte mich an sie.
"Ich habe dich auch so sehr vermisst. Es tut mir Leid, dass ich nicht für dich da war. Dass ich dir nie helfen konnte auch in Fragen der Liebe. Ich hätte gerne erlebt wie du erwachsen geworden bist", flüsterte sie und strich mir über den Rücken.
"Mom."
"Ja?"
"Das muss dir nicht Leid tun. Du wirst deine Gründe gehabt haben und das verstehe ich, doch sag mir. Wer war dann mein Vater? Kanntest du ihn?", fragte ich leise und drückte mich soweit von ihr weg, sodass ich ihr in die Augen blicken konnte.
"Ja ich kannte ihn zuvor und er wusste wer ich war. Er wurde extra ausgewählt um dich mit meiner Hilfe großzuziehen, um dir ein Vater zu sein. Er ist ein Manne Rohans, des Reitervolkes. Elrond wählte ihn aus, denn er ist ihm bekannt gewesen und mich verbindet mit ihm eine gute Freundschaft. Sobald es geht werden wir ihn zurückholen", erklärte mir meine Mutter und ließ mich endlich los.
Ich grinste überglücklich und kicherte leise. Ich freute mich darauf, dass ich vielleicht meinen Vater wiedersehen konnte. Auch freute ich mich darüber, dass meine Mutter wusste wie ich meine Kräfte kontrollieren könnte, wenn ich sie denn fand.
Am meisten jedoch freute ich mich auf mein Kind, dessen Heranwachsen ich deutlich spürte.
Auch um des Kindes Willen hatte ich eine folgenschwere Entscheidung getroffen, der nicht alle zustimmen würden.Hey meine lieben Leser :) bevor es mit meinen letzten drei Klausuren losgeht, noch schnell ein neues Chap ^-^
Ich will mich nochmal herzlich für die 250 Follower bedanken. Es sind meiner Meinung nach viele, doch ich hoffe es sind auch aktive Follower ;)
Nette Kommentare sind das Schönste, was man bekommen kann :D
Laura
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Portal of Love
FanfictionLeonie ist ein durchschnittliches Mädchen aus einem Vorort Berlins. Streit mit ihrem Vater inklusive. Leonies Mutter ist seid fünf Jahren nicht mehr da. Sie verschwand spurlos ein paar Tage nach der Scheidung von ihrem Vater. Sie denkt nicht so oft...