Kapitel 55

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Geschwind trugen mich meine Füße über den mit Blut und Schnee bedeckten Boden. Leichen ignorierte ich so gut es ging, ich wollte nicht von meinem Plan abgehalten werden. Es waren bereits Minuten vergangen, seitdem ich losgelaufen war, da dröhnte ein dumpfes Schlagen durch die Luft. Trotz meines Wanderns in der Welt der Toten hörte ich es und verschnellerte mein Tempo noch ein wenig mehr. Hastig strumpelte ich eine Treppe nach oben und noch eine. Der zugefrorene Wasserfall lag neben mir, ich hastete darauf zu, denn das dumpfe Trommeln war abgeklungen und verriet mir eine Sache. Ich war zu spät gekommen für Fili!
Tränen schossen in meine Augen und die Sicht verschwamm.
"Es geht ihm gut Wächterin", beruhigte Námos tiefe Stimme mich und schon lief ich weiter, schitterte und rutschte über das glatte Eis.
Wo war Kili? Er würde als nächster sterben und auch wenn ich Thorin über alles liebte, waren mir die beiden Brüder ans Herz gewachsen. Aus den Filmen wusste ich zudem, dass Thorin noch etwas mehr Zeit blieb als es bei Kili der Fall war.
Wie durch Watte hörte ich Tauriels Rufe nach Kili und auch seine Antwort. Er war ganz in der Nähe und schnell sprang ich über einen kleinen Abgrund. Mein runder Bauch hielt mich etwas beschränkt, aber ich versuchte so gut es ging zu kämpfen.
Irgendwann, ich hörte bereits wie Kili mit einem Kampfgeschrei auf Bolg zuging und auch Tauriels schmerzvolles Aufstöhnen drang an meine spitzen Ohren, da löste ich die Verbindung zum Vala des Todes und Lebens und rannte wieder sichtbar für die Lebenden weiter.
"Kili!", schrie die helle Stimme Tauriels und Besorgnis schwang in ihr mit. Ich hörte es deutlich und sofort begann mein Herz das Blut in Höchstgeschwindigkeit durch meine Adern zu pumpen. Ich hörte es bereits in meinen Ohren rauschen und zog den Bogen aus seiner Halterung am Rücken.
Die kleinen Schlingen, Federn und Buchstaben, die die Valar in meinen Bogen eingearbeitet hatten, fingen an zu leuchten und schimmern.
Ich wusste nicht warum, aber sie taten es einfach! Darüber machte ich mir im Moment auch keine Sorgen, ich hatte weit aus größere Probleme.
Aprubt blieb ich stehen, schlidderte noch kurz über den verschneiten und vereisten Boden und fand erst kurz vor dem Abgrund Halt. Ich riss den Bogen hoch und zielte, zielte direkt auf Bolgs Kopf. Seine Pranke umgriff Kili und mit der anderen hob er seine Waffe. Tauriel lag auf dem Boden, sie blutete und weinte.
Der Bogen schnalzte und es zischte in der Luft, als der Pfeil abschoss und die Luft durchschnitt. In Bolgs Kopf blieb er stecken.
Für einige Sekunden passierte gar nichts! Ich machte mir schon Gedanken und spannte den nächsten Pfeil, als Kili plötzlich hart auf den Boden aufschlug. Neben ihm prallte die Waffe klirrend auf dem Schnee auf und hinterließ Kratzer und kleine Bruchstücke in und auf dem Stein. Der helle Knall hallte noch lange in meinen Ohren wider und wie versteinert beobachtete ich wie Bolg zusammensackte und mit einem dumpfen Knall aufprallte. Leblos blieb er liegen und erst dann reagierte Tauriel und krabbelte auf Kili zu. Vor Freude weinend blieb sie neben ihm knien und schlang die Arme um ihren Geliebten.
Es versetzte mir einen ordentlichen Stich ins Herz. Es schmerzte wenn ich an Thorin und mich dachte. Und immer wenn ich an ihn dachte, strich ich über meinen gerundeten Bauch, um das zu fühlen, was ich immer von ihm bei mir hatte. Unsere Kinder!
"Leonie", hörte ich Kilis Stimme von weit her wie durch Watte an meinem Ohr.
"Leonie!", ich spürte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte und schließlich auch auf meiner Wange.
"Schhht. Nicht weinen Kleine", flüsterte Kili und wischte weitere Tränen weg, die über meine Wangen liefen und in den Schnee tropften. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich zu weinen angefangen hatte. Doch jetzt liefen die Tränen nur so und gedachten gar nicht mehr damit wieder aufzuhören! Meine Schultern zitterten und schließlich schluchzte ich auf, als Kili mich an sich drückte.
"I-ich habe Angst Kili! Angst, dass ich Thorin nicht retten kann", wimmerte ich und holte immer wieder zitternd Luft.
"So wie ich es bei deinem Bruder nicht konnte. Oh Kili, es tut mir so Leid", meine Beine gaben unter mir nach, als wenn sie nur aus Wackelpudding bestehen würden.
"Leonie es ist doch nicht deine Schuld, dass Fili t-tot ist", flüsterte der Zwerg, sank mit mir zusammen auf den Boden und umarmte mich immer noch. Sanft strich seine große, raue Hand über meinen Kopf, den er fest an seine Brust drückte. Ich hörte, wie auch Kilis Stimme zitterte.
"Onkel liebt dich mehr als alles andere. Kurz bevor wir losgegangen sind, um Unseresgleichen zu beschützen, ist Thorin noch zu mir und Fili gekommen. Balin ist auch dabei gewesen. Er bat uns auf dich aufzupassen, sollte er es nicht überleben. Er erklärte uns, dass wir dich vor allem beschützen sollten, dich wie unsere Königin, Tante und beste Freundin behandeln sollten und dir bei den Kindern helfen sollten. Weißt du, er hat sich so sehr gefreut, dass er gleich Vater zweier Kinder sein wird. Er liebt dich, mehr als alles Gold im Berg, mehr als seine Krone, mehr als sein Leben selbst", erklärte Kili und während er sprach, hob ich langsam den Kopf und blickte ihn gerührt aus rotgeweinten Augen an.
"Wirklich?", hackte ich leise mit hoher Stimme nach.
"Ja wirklich und nun rette ihm seinen königlichen Hintern", schmunzelnd folgte mir Kili mit seinem Blick, als ich aufsprang, ihm ein 'Danke' zurief und auf den vereisten Wasserfall zulief.
Bereits von Weitem hörte ich die Geräusche des Kampfes. Ich hörte wie das Wasser aufschäumte, als Azog darin versank, ich hörte Thorins Schmerzensschrei, als eben dieser ihm die Klinge durch den Fuß rammte. Es brachte mich dazu noch schneller zu rennen, bis die eisige Luft regelrecht in meiner Lunge und meinem Hals brannte.
"Thorin!", schrie ich und schlidderte auf das Eis, das noch keine Risse aufwies. Ich sah Azog, Orcrist ragte aus seiner Brust und er war tot. Doch wo war Thorin?
"Thorin?", rief ich noch einmal nach meinem Geliebten und jetzt erhielt ich auch eine Antwort. Direkt vor mir erschien er, majestätisch und königlich. So wie ich mich in ihn verliebt hatte.
"Leonie, i-ich", Thorin versuchte noch weiter zu reden, doch seine Stimme verstummte und plötzlich sackte er in sich zusammen. Reglos blieb er auf dem kühlen Boden liegen und mein Herz blieb stehen, als ich es realisierte.
"Nein", flüsterte ich geschockt und schrie es daraufhin noch einmal.
"Thorin!", schrie ich aus vollem Halse und rannte auf ihn zu. Ohne auf die Schmerzen zu achten, die mir das spitze und kantige Eis zufügte, als ich mich darauf niederfallen ließ.
"Thorin", schluchzte und schrie ich und ließ mich auf seinen warmen Körper fallen.
"Leonie", hauchte seine schwache Stimme und schwach hob er seine Hand an. Ich griff nach ihr und presste sie an meine verweinte Wange, schluchzte und wimmerte.
"I-ich liebe dich", sprach seine schwache Stimme und auch ihm kullerten Tränen über dir Wangen und tropften auf den eisigen Boden.
"Pass auf...unsere Kinder auf. K-kümmere dich gut um sie. Wenn eines der Kleinen ein Junge ist, dann soll er König werden", sprach er mit der letzten Kraft seines Körpers.
"Du bist der König Thorin und du wirst es auch bleiben! Du wirst auch unsere Kinder sehen und wir werden sie zusammen großziehen", meine Stimme brach ab und ich legte meinen Kopf auf Thorins Brust. Schwach hob und senkte sie sich, ich hörte seinen Herzschlag in meinem Ohr.
Die Kleinen traten gegen meine Bauchdecke und bewegten sich rege und munter.
"Fühl mal", flüsterte ich, nahm Thorins Hand und legte sie auf meinen Bauch, damit auch er die Bewegungen seiner Kleinen spüren konnte. Ein schwaches Lächeln zog sich über seine blutigen Lippen, aber immer öfter schlossen sich seine Augen vor Schwäche.
"M-meine Lieben", hauchte er, dann blieben seine Lippen geschlossen. Ich hörte wie sein Herz ein letztes Mal schlug und schon senkte sich seine Brust ein allerletztes Mal. Für immer.
"Nein!", kreischte ich und brach endgültig auf Thorin zusammen. Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen und ich versuchte vergeblich Luft zu bekommen. Es fühlte sich an als würde mir ein Teil des Herzens entrissen werden, ein Teil meines Lebens, meines Willens zu leben. Ich wollte zu Thorin, alles andere war mir im Augenblick egal.
Tränen strömten in Sturzbächen aus meinen zugekniffenen Augen und durchnässten seine Tunika. Sie flossen auch in seine Wunde. Ich krallte meine Finger in den Stoff seiner Kleidung und wünschte mir nichts sehnlicheres als wieder bei Thorin zu sein.
Das Atmen fiel mir immer schwerer und schwerer und uch fühlte wie eine Schwäche in mir aufsteigt. Sie kroch in alle Fasern meines Körpers, selbst meine Kinder wurden etwas ruhiger. Meine Tränen versiegten und langsam schlossen sich auch meine Augen und ich erschlaffte auf Thorins leblosem Körper.
So bemerkte ich auch nicht mehr was in den nächsten Minuten geschah...

Ich glaube das ist ein mega toller Weihnachtsgruß xD Eine krasser Cliffhanger an der spannendsten Stelle :D

Was denkt ihr bekommt Leonie alles nicht mit? Denkt ihr sie ist auch verstorben? Und was ist mit Thorin? Lasst mich die wildesten Vermutungen hören! :D

Ich wünsche euch allen ein Frohes Fest und eine besinnliches Weihnachten mit eurer Familie und euren Liebsten ^-^

Eure Laura :*

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