Sowohl meine Mutter als auch Elladan blickten besorgt und betrübt zueinander. Sie beiden hatten weder mich noch meinen Vater und die anderen Krieger bemerkt. Aber wie sollten sie auch? Ich wandelte im Reiche Námos, im Reich der Toten, auch wenn ich keine einzige Seele zu Gesicht bekam, aber das würde ich bestimmt, wenn ich in Mandos Hallen in dieser Form herumginge.
"Marina es tut mir Leid, dass ich dich in diese missliche Lage gebracht habe", flüsterte Elladan leise mit tiefer, melodischer Stimme, die dennoch hell und edel klang. Die Stimme eines hohen Noldo!
"Du musst dich nicht entschuldigen Elladan", sprach meine Mutter mit ihrer hellen, lieblichen Stimme, die mich früher so oft in den Schlaf gesungen hatte, wenn mich Albträume gequält hatten. Meine Mutter hatte mir so sehr gefehlt und jetzt würde ich sie nicht noch einmal verlieren!
Auf Zehenspitzen schlich ich mich, was sich als eine Unnötigkeit herausstellte, da ich unsichtbar für die Lebenden war. Einzig meine Mutter hob ihren Kopf und scannte ihre Umgebung genauestens, aber sehen konnte sie mich nicht.
"Ruhe!", knurrte einer der Orks, holte aus und schlug Elladan auf den Hinterkopf. Sein Kopf schoss nach vorne, die dunkelbraunen Haare verteilten sich in seinem Gesicht und ich sah wie er sich auf die Lippen biss.
Wütend biss ich die Zähne aufeinander, mein Blut kochte regelrecht. Wie konnten diese Wesen nur? Wie konnten sie den Kindern Erús nur so etwas antun? Den Eldar! Den ersten Kindern Erús. Was im Hinblick auf die Erschaffung der Zwerge durch Aulë nicht so ganz der Wahrheit entsprach.
Ich musste meine Wut zügeln um nicht einfach wahllos auf den nächsten Ork loszustürmen. Deshalb schloss ich die Augen und atmete ein paar Mal tief durch.
"Wächterin", hallte Námos Stimme in meinem Geist wieder. Langsam hoben sich meine Lider und enthüllten weiß leuchtende Augen.
"Du, Leonie, besitzt eine besondere Gabe, die ich zuvor noch nie bei jemandem bemerkt habe. Ich habe es vorhin bereits bemerkt und mich mit König Manwë in Verbindung gesetzt. Er bestätigte meine Vermutung. Du kannst nicht nur in der Welt der Toten wandeln, sondern die Seelen der Toten auch sehen und für dich gewinnen. Sie können dir helfen wenn sie es möchten.
Und zudem hast du Kräfte, die du selbst herausfinden musst. Ich kann dir nur sagen, dass es sehr hilfreich sein wird, zusätzlich zu dem Feuer in dir. Du wirst es finden, wenn du nur tief in dir suchst", endete er. "Wähle weise", damit verschwand das Gefühl seiner Präsenz. Doch die weiß, glühenden Augen blieben. Von welcher Kraft hatte er bitte gesprochen? Vetwirrt stand ich direkt neben Elladan und schüttelte diese Gedanken ab, als ich ihn aufstöhnen hörte. Vor Schmerzen krümmte er sich voran und mein Blut kochte wieder auf.
Hitze durchfloss mich, jede Nerve meines Körpers und kleine Flammen züngelten in meiner Handfläche.
Ein weiteres Mal trat der Ork ihm grölend und grimmig lachend in den Magen und gegen die Brust. Schwer atmend versuchte Elladan Luft zu bekommen, doch er röchelte nur. Schwer gelangte Luft in seine Lungen und der Schmerz zischte durch seine Nerven.
"Lasst ihn in Ruhe!", schrie meine Mutter wütend, schrie aber auf als ihr jemand eine schallende Ohrfeige gab.
"Ruhe!", knurrte der Ork mit dem Riss im Ohr. Na wartet! Ich zog den Bogen aus seiner Halterung direkt am Köcher und dazu noch einen Pfeil. Schnell spannte ich ihn ein, brachte den senkrecht gehaltenen Bogen auf Spannung und zielte.
Gerade als der kleine Ork mit den Ringen in der Nase, wie es in unserer Welt oft die Bullen in der Landwirtschaft hatten, wieder zutreten wollte, zischte es in der Luft und wie aus dem Nichts bohrte sich ein graziler Pfeil mittig durch seinen Kopf. So schien es zumindest für alle, denn mich sehen konnte immer noch niemand.
Geschwind zog ich, während der Ork reglos zu Boden sackte, den verbogenen, schwarzen Dolch aus seinem Gürtel und rammte ihn dem am nächsten stehenden Ork direkt in die Brust.
"Wo kam das denn her?", fragte ein kleiner Ork mit krummen Rücken verwirrt, grunzte und hielt seinen blutigen Dolch hoch in die Luft. Er stand direkt hinter Marina und bedrohte meine Mutter mit eben diesem Dolch. Ich hatte keine Zeit die Chancen abzuwägen und so schmiss ich mit voller Kraft.
Mitten in seiner Stirn blieb die Waffe seines Kameraden stecken und so hauchte auch er sein Leben aus.
"Hier ist wer", knurrte der Anführer der Orks, doch ich grinste nur frech. Kurz schloss ich die Augen und als ich sie erneut öffnete, war alles wieder normal.
"Stimmt", erwiderte ich, wirbelte herum und sauber schnitt die Klinge meines Schwertes durch seinen Hals. Das Lachen verging auch dem letzten übrig bleibendem Ork, der jedoch bereits reagierte, als ich seinen Anführer köpfte. Er hatte sein Krummschwert gezogen und kam knurrend auf mich zu, was ich noch nicht bemerkt hatte.
Erst der erschrockenen, spitze Schrei meiner Mutter ließ mich herumwirbeln, aber meine weiß glühenden Augen weiteten sich nur vor Schreck, als ich direkt in das entstellte Gesicht des Orkes blickte. Mein Herz schlug mir bis zur Brust, panisch schnappte ich nach Luft, die kühl durch meine Lungen striff. Ich erwartete bereits den stechenden Schmerz in meinem Bauch, wartete aber vergeblich. Denn auch nach Sekunden passierte nichts, einzig meine beiden Kleinen begannen sich unruhig zu regen. Sie tritten und boxten mich, aber nicht schlimm, dennoch fuhr ich beruhigend mit der Hand über meinen gerundeten Bauch.
Wenige Sekunden nachdem ich mich herumgedreht hatte, sackte der Ork leblos zu Boden und das besorgte Gesicht meines Vaters erschien. In der Hand hielt er sein Schwert, verschmiert mit dunklem Orkblut.
"Ist alles in Ordnung mit euch?", fragte er zuerst mich und als ich verstört nickte, wand er sich an meine Mutter. Thranduil kniete sich vor seiner Liebe in den Schnee und Schlamm und löste die Fesseln, bevor er sie in ihre Arme zog. Meine Mutter weinte, ich konnte ihr schluchzen hören.
Noch immer stand ich wie angewurzelt da, befreite Elladan wie in Trance versetzt und wurde erst aus meinen Gedanken gerissen, als er mich an den Schultern schüttelte.
"Leonie!?", schrie er bereits und Besorgnis machte sich in ihm breit. Ich war beinahe gestorben! Verängstigt hielt ich mir den Bauch, meine beiden Kinder, für die ich die Verantwortung trug. Ich hatte das Leben der beiden aufs Spiel gesetzt!
"Leonie Schatz", flüsterte nun die sanfte Stimme meiner Mutter, als ich wiederholt nicht auf Elladan reagierte. Für sie wirkte ich wie vollkommen weggetreten, was ich in einer bestimmten Weise auch war.
"Schätzchen, meine Kleine", meine Mutter zog mich in ihre wärmende Umarmung. Das bekannte Gefühl von Geborgenheit durchströmte mich und endlich ließ ich meinen Gefühlen freien Lauf und so auch meinen Tränen.
"Mom", schluchzte ich und klammerte mich an ihrer Kleidung fest. Ich hatte bereits von diesen Reaktionen gehört, wenn man dem Tod so nahe gestanden hatte und nur so knapp entkommen war. Aber, dass ich dies selbst einmal durchmachen musste, hätte ich niemals für möglich gehalten.
"Alles wird gut", beruhigend fuhr sie über mein goldenes Haar und drückte mich dichter an sich. Ich spürte wie mein Vater ebenfalls seine Arme um uns beide legte und leise seufzte.
"Ada! Nana! Leonie", meinen Namen rief Legolas eher überrascht als besorgt, denn so klang seine Stimme. Langsam lösten wir uns voneinander und fragend blickte ich hoch in das ebenmäßige Gesicht meines Bruders.
"Was ist denn los iôn nín (mein Sohn)?", fragte Thranduil leise und trat auf Legolas zu, der völlig abgehetzt von seinem weißem Pferd absprang.
"Orks! Eine zweite Gruppe! Sie kommt vom Rabenberg her", berichtete der Prinz des Düsterwaldes seinem Vater und König.
"Thorin!", stieß ich erschrocken aus und fuhr herum. Sofort heftete sich mein Blick auf den Rabenberg und die unheilvolle Armee der Orks, die darauf zurollte.
"Leonie du kannst da nicht hin!", rief mein Bruder erschrocken und hielt mich an meinem Handgelenk zurück.
"Vertrau mir Legolas, bitte. Ich muss!", sanft löste ich mich aus seinem Griff und ging ein paar Schritte zurück.
"Aber die Orks auf dem Schlachtfeld", versuchte er weiter mich zu überzeugen, doch mein Kopfschütteln signalisierte bereits, dass er es nicht weiter versuchen brauchte. Ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen!
"Ich bin bald zurück!", versprach ich, kurz glühten meine Augen besonders hell auf und ich ließ Legolas mit verdutzem Blick stehen, als ich mich in Luft auflöste.
Tatsächlich aber wandelte ich wieder im Reich det Toten und steuerte direkt auf den Rabenberg zu, der bedrohlich gen Himmel ragte.Uhhhhh es wird spannend o.O sehr spannend ;)
Was meint ihr von welcher Kraft Námo gesprochen hat? Stellt mal Vermutungen an. Mich würde es sehr interessieren was ihr denkt :)
Laura :*
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Portal of Love
FanfictionLeonie ist ein durchschnittliches Mädchen aus einem Vorort Berlins. Streit mit ihrem Vater inklusive. Leonies Mutter ist seid fünf Jahren nicht mehr da. Sie verschwand spurlos ein paar Tage nach der Scheidung von ihrem Vater. Sie denkt nicht so oft...