Kapitel 57

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Unbehelligt und ohne mir groß darüber Gedanken zu machen ging ich los. Ich wurde schneller und noch schneller, bis ich auf den weißen, hellen Lichtpunkt zurannte. Er war auf einmal aufgetaucht und in der Lichtlosigkeit war er der einzige Hoffnungsschimmer.
Mein Verstand war vollkommen darauf programmiert zu Thorin zurückzukehren. Ich dachte nicht an mögliche Konsequenzen und auch machte ich mich keiner Gefahren bewusst. Was passieren würde, wenn ich das Licht erreichte, das wusste ich nicht. Ob es gut oder schlecht sein würde. Aber darüber dachte ich nicht nach! Mein größter Wunsch war es zu Thorin zurückzukehren. Mit ihm unsere Kinder großzuziehen. Glücklich zu werden.
So spornte ich mich selbst noch einmal an und erhöhte mein Tempo. So schnell wie mein gerundeter Bauch es zuließ, stürmte ich auf den hellen Punkt zu.
Er wurde größer und größer, bis es fast mein ganzes Sichtfeld eingenommen hatte. Das unendliche, erdrückende Schwarz war dem angenehmen, hellem Weiß gewichen.
„Ach Leonie. Es wäre schon echt praktisch und auch erleichternd, wenn ich das so bemerken darf, wenn du uns endlich die Güte erweisen würdest und erwachst. Thorin nervt schlichtweg mit seinen Sorgen und Ängsten. Zudem isst er nichts mehr und er trinkt nur wenn man ihn dazu auffordert, beinahe schon zwingt", Balins leises Seufzen klang dumpf an meinen Ohren, wie in Watte gehüllt. Ich befand mich mittlerweile im weißen Licht, es hatte mich komplett eingehüllt, aber wieder nichts geschah!
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!", fluchte ich und schaute mich hastig um. Plötzlich, wie aus dem Nichts, traf mich ein harter Schlag auf den Hinterkopf und alles war wieder so schwarz wie vorher.
„Thorin ist schwach, viel zu schwach", sprach Balin seine Bedenken aus. Erneut dröhnte es watteartig in meinen Ohren. Dennoch spürte ich an mir selbst eine große Veränderung. Die Luft erdrückte mich beinahe und nur mit größter Mühe konnte ich meine Lider öffnen. Es war weder dunkel noch hell, als ich blinzelte. Ein angenehm, gedämpftes Licht erhellte den Raum.
„Z-zwingt ihn...zum E-essen", krächzte ich und konnte den aufkommenden Hustreiz nicht zurückhalten. Zur Seite gebeugt kniff ich die Augen zusammen und hustete. Meine Hand ruhte währenddessen auf dem gewölbten Bauch.
„Leonie endlich! Ihr seid wach. Oh das ist gut! Das ist sehr gut. Wir hatten alle befürchtet du seist gestorben, als Beorn dich und Thorin zu uns brachte. Dein Vater ist ausgerastet, was bei einem Elb ziemlich merkwürdig ist", schmunzelte Balin und half mir mich aufzusetzen. Ich lachte leise bei seinen Worten und lächelte ihn dann erfreut an.
„Wo ist Thorin? Bei seiner Schwester Dis, das weiß ich, aber ich muss zu ihm. Geht da?", fragte ich leise, stellte die Füße auf den kalten, steinigen Boden. es war mein erster Versuch zu stehen, doch nur Balins schnelle Reaktion verhinderte, dass ich zu Boden stürzte. Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding und ich hasste es! Jetzt war ich wach und dennoch konnte ich nicht zu Thorin.
„Komm ich helfe dir Leonie. Eigentlich sollte ich Thorin Bescheid geben, wenn du wach bist, aber ich kann dir auch gleich helfen zu ihm zu gehen", Balin zwinkerte mir zu und griff mir unter die Schulter. Stützend schlang er seinen Arm um meine Hüfte, während ich meinen auf seiner Schulter platzierte.
Vorsichtig setzte ich einen Schritt vor den anderen und grinste breit als ich nicht wieder zusammenklappte.
„Du konntest also mithören was um dich gesprochen wurde", stellte Balin murmelnd fest, ich nickte.
„Ja einen Teil schon. Thorin war dort, meine Eltern und mein Bruder. Dann schließlich auch du, aber es ist lückenhaft. Ich freue mich nur so sehr endlich Thorin wiederzusehen. I-ich weiß nur nicht wie in Erus Namen ich das geschafft habe",lachte ich leise.
Balin half mir den langen Weg durch die dunklen Studiengänge zu überstehen. Die Schatten, die die Fackeln an die Wände warfen, tanzten unermüdlich. Uns kamen Zwerge entgegen, auch Zwerginnen und so manch skeptischer Blick wurde mir, hochschwangere Elbin, zugeworfen und so manch einer tuschelte später, wenn sie dachten, dass ich sie nicht mehr hören könnte. Aber meine elbischen Ohren waren ausgezeichnet!
„Mach dir nichts draus Leonie. Wir Zwerge sind ein stures Volk, dickköpfig und steinhart", erklärte Balin und bog mit mir in einen großen, breiten Gang. Hier entdeckte ich sogar ein paar elbische Krieger. Feren stand neben ein paar seiner Männer und plötzlich tauchte auch ein schwarzhaariger Elb bei ihnen auf, ein Noldo.
Lächelnd löste ich mich von Balin und strumpelte los, Elladan direkt in die Arme.
„Leonie", rief er und drückte mich fest an sich.
„Den Valar sei Dank, dir geht es gut. Ich war schon besorgt, dass du jetzt in Mandos Hallen wandelst."
„So schnell kriegt man mich nicht klein. Entweder die Dickköpfigkei hat von den Zwergen abgefärbt oder das konnt von meinem Vater", lachte ich leise und Elladan stimmte mit ein.
„Leonie. Der Thronsaal ist direkt dort drüben. Ohne mich lassen dich die Wachen nicht rein", erklärte der weißhaarige Zwerg leise. Nickend gab ich mein Einverständnis und verabschiedete mich von meinem Freund aus Bruchtal.
Endlich hielten mich auch meine eigenen Beine oben, nur ein wenig schwächelte ich, aber das würde sich auch bald legen.
„Wachen öffnet die Tür", befahl Balin mit lauter Stimme.
„Der König möchte nicht gestört werden", wand eine der zwei Wachen ein und sein skeptischer Blick musterte mich.
„Ich bin mir sicher, dass unser König diese Störung durchaus lieb ist. Ich wiederhole es nur noch einmal. Öffnet die Tür!", befahl Balin nun strenger. Die Wachen zögerten noch, doch öffneten sie die große Doppeltür aus dunklem Holz. Sie erstreckte sich etliche Meter von der Decke des Ganges bis zum Boden.
„Komm Leonie. Du möchtest Thorin doch wiedersehen und nicht unsere bemerkenswerte Bauweise bestaunen oder?", hackte Balin grinsend nach. Kopfschüttelnd löste ich meinen Blick von der gigantischen Tür und folgte Balin geschwind in das Innere des Thronsaals. Er übertraf all meine Vorstellungen, die Größe war einfach nur erstaunlich, atemberaubend, nicht zu beschreiben.
Meine Aufmerksamkeit galt jedoch nur einer einzigen Person. Seine breiten Schultern wirkten schmaller. Sein braunes Haar hatte mehr graue Strähnen bekommen und es wirkte matt und krank.
Seine ganze Haltung wirkte eingesunken, wenn man ihn mit der Zwergin neben ihn verglich. Sie hatte die Arme um Kili geschlungen und ich hörte ihr Schluchzen. Es ging um Fili und das musste zweifelsohne Dis sein. Meine Eltern standen etwas abseits beieinander, der Kopf meiner Mutter ruhte auf Vaters Schulter.
„Thorin...du musst mehr essen. Du siehst schlimm aus. Das ist nicht der Zwerg, der vor Monaten in meinem Garten gelandet ist", bemerkte ich und trat noch etwas näher. Nur noch ein paar Meter trennten mich von dem Idiot, in den ich mich verliebt hatte.
„Leonie", flüsterte seine tiefe, raue Stimme. Er kam auf mich zu und zog mich in die engste Umarmung, die wir jemals geteilt hatten.
„Du bist endlich wach. Endlich! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Wie geht es dir? Und den Kleinen? Ich wollte mich nochmal entschuldigen wegen dem was ich gesagt habe. Du bist mein Spitzohr, mein allein", flüsterte Thorin und strich über die Spitzen meiner Ohren.
„Und du bist mein dickköpfiger, sturer Zwerg. Mein Idiot! Ich habe dir vergeben", erwiderte ich und wartete nicht länger, um meine Lippen auf seine zu legen. Lange hatte ich darauf gewartet und nun schien endlich alles perfekt zu sein.
„Die Kleinen freuen sich ihren Vater bald kennenzulernen", nuschelte ich gegen seine Lippen und kicherte leise.
„Willst du mich nicht deiner Schwester vorstellen oder...ist das gerade etwas unpassend? Du weißt schon, wegen Filis Tod", fragte ich leise und blickte über seine Schulter zu Kili und meinen Eltern, die mich alle erfreut anschauten. Einzig Dis wirkte sichtlich verwirrt.
„Bruder, wer ist dieses Elbenweib?", fragte sie leise und trat vorsichtig näher. Selbst die Stimme der Zwergin war tief und dunkel wie die von Thorin und die Art wie sie ihre Augenbrauen zusammenbog, erinnerte mich stark an Thorin.
„Das ist Leonie. Die Frau, die ich liebe und die meine Kinder in sich trägt", erklärte Thorin. Ich spürte wie er sanft über meinen Bauch streichelte und lächelte zufrieden. Endlich war alles gut.

Wie ihr vielleicht auch merkt, neigt sich diese Fanfiktion ebenfalls dem Ende zu o.O
Ich kann nicht sicher sagen wie viele Kapitel es noch geben wird, aber ein oder zwei kommen bestimmt noch :D

Laura :*

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