Kapitel 50

950 75 10
                                    

Nahars Hufe hämmerten über den staubigen, trockenen und äußerst harten Boden. Staub und Dreck flog hoch in die Luft, doch Óromës Mantel, den er um sich selbst und mich gelegt hatte, schützte uns beide vor der Verschmutzung.
Immer mal wieder drang ein leises Wiehern des großen Tieres an meine Ohren. Zu meinem Erstaunen blieben meine beiden Babys ruhig und störten mich mal nicht mit ihren Schritten. Das konnte nämlich sehr nervig und störend werden, besonders während eines Kampfes.
"Óromë?", fragend legte ich den Kopf in den Nacken und blickte dem Reiter in die bernsteinfarbenden Augen. Selbst auf dem Rücken des edlen Pferdes fühlte ich mich wie ein Kind neben dem Vala.
"Was beschäftigt dich Kleine?" Ich seufzte genervt auf bei der Nennung meines 'Namens'. Er würde mich fortan immer so nennen, das wurde mir klar und so sagte ich nichts mehr dagegen. Stattdessen rutschte ich auf dem Sattel hin und her und schaute wieder auf in das ebenmäßige Gesicht des Vala.
"Habt Ihr vielleicht Kleidung für mich? Mir steht nicht der Sinn danach im Nachthemd zu kämpfen", fragte ich ihn und hörte nur ein amüsiertes Lachen von ihm.
"Natürlich habe ich das. Wir machen gleich bei der kleinen Strauchgruppe eine Pause, da kannst du dich dann umziehen", erklärte Óromë, seine Finger zeigten auf eine wahrlich kleine Gruppe aus gerade einmal vier oder fünf Sträuchern, die die zwei Meter auch nicht überschritten mit ihrer Höhe. Je näher wir kamen, desto dürrer und verwelkter wurden die Zweige und Blätter der Sträucher und als wir schließlich direkt neben der Gruppe zum Stehen kamen, waren die verbliebenen Blätter auch nicht mehr in ihrer natürlich, grünen Farbe.
"Ein Jammer", murmelte Óromë, sprang von Nahars Rücken und half mir danach ebenfalls herunter.
"Yavanna liebt jede ihrer Pflanzen" der Vala streckte den Arm aus und nahm eines der Blätter zeischen Daumen und Zeigefinger. Leise Worte verließen seine Lippen, die ich von der Lautstärke, aber auch von der Sprache her nicht verstehen konnte. Meine ungeteilte Aufmerksamkeit galt auch eher dem, was nun geschah!
An der Spitze beginnend färbte sich das Blatt zurück in seinen ursprünglichen hellgrünen, saftigen Farbton. Der Zweig wurde dicker und an ihm sprießten immer mehr neue, gesunde Blätter.
Als Óromë sich wieder erhob, denn er hatte sich aufgrund seiner enormen Größe hingekniet, stand der eine Busch wieder in voller Blüte und ich starrte den Busch fasziniert an.
"Nun zu deiner Kleidung", mit den Worten wand sich der Vala seinem Werk ab und ging auf sein prächtiges Tier und Weggefährten zu. Seine für einen Mann zierlichen Finger öffneten die Schlaufe einer Satteltasche und schon beförderte der Gott Ardas einen Stapel Kleidung zutage.
Die Macht und Magie der Valar ließ sich auf der Erde von keinem Wissenschaftler erklären, aber das musste man hier auf Arda auch nicht, denn Magie war einfach Magie. Es benötigte keine Erklärung, weil es einfach geschah. In mir steckte schließlich auch Magie und die versuchte ich mir mittlerweile nicht mehr zu erklären.
"Zieh das hier an. Es müsste auch wegen den beiden Kleinen in dir passen und bequem sein. Der Stoff ist edel und dehnt sich aus, je nachdem welche Größe der Träger benötigt", erklärte der Jäger unter den Valar und reichte mir das Kleiderbündel. Dankend nahm ich es entgegen, schaute mich um und verschwand geschwind hinter dem Busch, der jetzt vor Leben nur so trotzte.
Schnell legte ich die neu gewonnenen Waffen ab und zog und zerrte mir das Nachthemd über den Kopf. Vorsichtig legte ich dieses über einen besomders stabilen Ast des Busches und wand mich jetzt der neuen Kleidung zu. Ich zog die hellgraue Hose über und schlüpfte in braune Lederstiefel, die mir bis zu den Knien reichten. Der Stoff fühlte sich unglaublich weich an meiner Haut an und passte perfekt.
Das Oberteil bestand aus einem schlichten weißen, langärmlichen Hemd und darüber zog ich mir die braune Lederrüstung, die Brust und Bauch verdeckte und schützte. Für die Hände fand ich noch zwei Armschienen aus demselben braunen Leder und einen Schutz für die Hand, wie alle Bogenschützen ihn nutzen sollten.
Fertig umgezogen schnappte ich mir das Nachthemd und auch den neuen Bogen mitsamt Kocher. Ich ging zurück um den Busch herum und direkt auf Óromë und Nahar zu, die geduldig auf mich warteten.
"Passen perfekt", grinste ich zufrieden und befestigte den Köcher und den Bogen noch nicht auf meinem Rücken. Es störte sonst nur beim Reiten, mich nicht, aber den Vala.
"Gebt mir das Nachthemd", meinte Óromë und nahm es mir ab, als ich es ihm reichte. Schnell verstaute der Vala dies in seiner Satteltasche, wo vorher die anderen Sachen waren, dann schwang er sich zurück in den Sattel.
Von oben schaute er auf mich herab und streckte mir mit einem lieblichen Lächeln die große Hand entgegen.
"Danke", flüsterte ich und legte meine Finger in seine und spürte wie er die Muskeln in seinem Oberarm anspannte. Mit einem Ruck zog er mich hoch und vor sich in den ledernden Sattel. Nahars Wiehern war laut und kräftig. Kurz verloren seine vorderen Hufe den Kontakt zum Boden, dann preschte das Tier los über den staubigen und teils steinigen Boden.
Mit der Zeit wurde die Umgebung immer steiniger, die Sonne stieg höher und schließlich erblickte ich in der Ferne die schneebedeckte Spitze des Erebors. Nahar hielt direkt auf den Berg zu und ein glückliches Lächeln zierte meine Lippen. Bald würde ich wieder bei Thorin sein, auch wenn er im Moment nicht er selbst war. Doch das Problem würde ich auch lösen können oder es tat Thorins Selbsterkenntnis wie in den Filmen.
Immer größer wurde der Erebor und schließlich erreichten wir seine Ausläufer und preschten weiter im Galopp. Nahar schien nie müder zu werden und auch die Unebenheiten des Berges schienen dem prächtigem und edlem Tier nichts auszumachen. Ein Tier dem Vala würdig.
Ich umklammerte fest den Bogen, als Nahar schlitternd zum Stehen kam und nur wenige Zentimeter vor einer Klippe zum Stehen kam. Vor uns breitete sich die große Ebene zwischen Erebor und Thal aus und in der Ferne sah ich die Rüstungen und Waffen des Elbenherres blitzen. Thranduil und Bard waren mitsamt ihrer Leute bereit auf dem Weg zum Berg um mit Thorin zu verhandeln. Der Arkenstein befand sich bereits in ihrem Besitz.
Óromë lenkte Nahar nach links und schon galoppierten wir weiter, meinem Vater folgend und langsam kamen wir dem Herr näher. Dumpfe Schritte der Menschen drangen an meine spitzen Ohren, denn ich befand mich nun stets in meiner Wächterinnen Gestalt. Nald darauf hörte ich die ersten Stimmen und als mein Vater mit einem einzigen Zeichen seine Armee zum Halt aufforderte, stoppte auch der Vala seinen weißen Hengst. Wir waren nur wenige Meter von ihnen entfernt, aber tarnten uns geschickt, sodass niemand uns sah. Meine Aufmerksamkeit galt sowieso ganz allein Thorin, der nun seinen Bogen spannte und einen Pfeil abschoss.
Thranduil stoppte seinen Hirsch und auch Bard hielt an. Als ich zu meinem Vater sah, erblickte ich nicht nur ihn, sondern auch meine Mutter und Elladan. Beide waren große Krieger, das wusste ich, aber ich machte mir dennoch große Sorgen! Was wenn ich jemanden von ihnen verlor? Ich durfte darüber jetzt einfach nicht nachdenken und schüttelte den Kopf.
"Einen Schritt weiter und der nächste landet zwischen Euren Augen", warnte Thorins dunkle, tiefe Stimme meinen Vater und erneut spannte der Zwerg seinen Bogen.
"Ich frage mich wirklich", erwiderte mein Vater und senkte den Kopf ein wenig. Sofort zogen die Elben synchron ihre Bogen und spannten diese. Alle Zwerge duckten sich hinter die Steinmauer, außer einem...Thorin.
"Was meine Tochter an Euch findet."
"Tochter?", fragten einige Zwerge murmelnd, schauten sich verwirrt an und wagten es wieder nach unten zum Elbenkönig zu schauen.
"Wo ist Eure Tochter denn jetzt?", fragte Balin meinen Vater.
"Leonie wurde entführt. Wir wissen nicht wo sie ist und wie es ihr und den Zwillingen geht wissen wir auch nicht."
"Oh Elladan", stöhnte ich genervt und schlug mit gegen die Stirn. Óromë lachte nur amüsiert und blieb ansonsten ruhig hinter mir sitzen. Die Augen Thorind weiteten sich für ein paar Sekunden, doch dann verengte er sie wieder.
Es knarzte kurz und schon zischte der Pfeil durch die Luft. Unbemerkt hatte Thorin wieder geschossen ind dieses Mal würde der Pfeil treffen! So sehr ich Thorin auch liebte, mochte ich meinen Vater auch. Ich kannte ihn nicht mehr nur noch als den gefühlskalten Elbenkönig, sondern auch als fürsorglicher Vater und liebevoller Ehemann.
Schnell spannte ich meinen Bogen, vertraute auf mein Bauchgefühl und schoss den Pfeil ab. Die eiserne Spitze Aulës glitzerte und begann leicht zu glühen. Er zischte durch die Luft und spaltete Thorins Pfeil sauber in der Mitte. Zwei gleich lange Hälften fielen zu Boden, während mein Pfeil zur Seite geschleudert wurde und dort liegen blieb.
"Weise Entscheidung Kleine", meinte Óromë nickend und trat Nahar in die Flanken. Mit einem Satz sprang er den Felsen herab und trabte schnaubend auf meinen Vater zu.
"Ich denke du hast gemerkt wie du die Kraft des Bogens gut nutzen kannst", begann Óromë als ich von Nahars Rücken rutschte und nickend zu ihm hochblickte.
"Nutze dein Geschenk der Valar weise. Tue das Richtige und entscheide stets mit dem Herzen und dem Kopf zusammen. Bring dich nicht noch einmal in Gefahr. Leb wohl Leonie", grinste der Vala, Nahar stieg wiehernd und preschte dann in rasendem Jagdgalopp davon.
"Wer war das gerade?", fragte Bard verdattert und schaute zu mir...wie alle anderen auch.

Hey ^-^ ich bin aus dem Urlaub zurück und kann endlich wieder schreiben :D
Der Urlaub war einfach wunderschön und ich vermisse meine Freundin jetzt schon :'(

Laura :*

Portal of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt