Teil 37

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Seit fast einer Stunde sitzen Mario und ich im Café. Wir sitzen uns gegenüber. Reden, lachen und schweigen uns an. Unsere Tassen sind mittlerweile leer. Uns ist beiden angenehm warm. Mario schenkt mir unauffällig ein kleines Lächeln. Erneut fängt mein Herz an zu rasen. Meine Hände werden feucht und ich spüre wie meine Wangen erröten. Sein dunkler, warmer Blick trifft immer wieder meinen. Ich fühle mich wie ein Teenie der zum ersten Mal mit ihrem Schwarm unterwegs ist. Ich hoffe das er nicht merkt wie nervös ich bin. Ich wende mich von ihm ab und schaue vor mir auf den Tisch. Erneut herrscht Stille zwischen uns.
Ich höre den Gesprächen der beiden Frauen zu, deren Tisch gar nicht so weit von unserem entfernt steht. Es sind zwei ältere Damen, die sich über ihre Ehemänner unterhalten. Die eine ist anscheinend geschieden und die andere glücklich verheiratet. Ich frage mich, wie es ist so lange mit einer Person zusammen zu sein? Wie so oft in den letzten Wochen, fliegen die Gedanken in meinem Kopf hin und her. Teilweise kann ich sie nicht zu ordnen, weil sie keinerlei Zusammenhang haben. Ich versuche einen möglichst klaren Kopf zu bekommen und schaue wieder hoch zu Mario. ,,Hast du mich mal geschlagen?", diese Worten kommen ganz unkontrolliert aus meinem Mund. Sofort bereue ich diese. Erwartungsvoll und mit großen Augen schaue ich Mario an. Mir stockt der Atem.
Erschrocken schaut er mich an. ,,Nein.", ich weiß nicht ob er mich anlügt oder nicht, jedoch glaube ich ihm seine Worte nicht. ,,Wie kommst du darauf?". Immer weiter kommen unkontrollierte, unbedachte Sätze aus meinem Mund. ,,Ich hab etwas geträumt, da hast du mir eine Backpfeife gegeben." Ich kann nicht aufhören zu sprechen. Ernst und mit einer gewissen Trauer schaut Mario mich an. ,,Es war ein Versehen." - ,,Ein Versehen?", unterbreche ich ihn rasch. ,,Ja..."

*Flashback*

Seit einer Stunde warte ich auf Mario. Er hat heute eine Feier mit seiner Arbeit. Mittlerweile ist es schon 1:30 Uhr. Sonst ist er nie so spät Zuhause, meistens ist er gegen 0:00 Uhr da. Ich sitze auf der Couch und schaue Fernsehen. Plötzlich dreht sich ein Schlüssel im Schloss. Ich schalte den Fernseher aus, lege die Decke beiseite und stehe auf. Die Tür öffnet sich langsam und herein kommt Mario. Schon von weitem kann ich in seine glasigen, roten Augen schauen. Er schließt die Tür hinter sich und zieht seine Jacke aus und torkelt rüber zur Garderobe. Nicht all so zielsicher hängt er seine schwarze Lederjacke an den Haken. Etwas schaukelt kommt er auf mich zu.
Er nimmt mich in den Arm, löst sich von mir und setzt sich an die Kücheninsel. Ich kann ganz deutlich seine Fahne riechen.
,,Und wie war's?", ich gehe um die Küche herum, so das ich gegenüber von ihm stehe. ,,Gut" - ,,Schön. Hast du viel getrunken?", wartend schaue ich ihn an. ,,1-2 Bier, nicht mehr". Mario ist sonst wenn er von solchen Events kommt etwas angetrunken, mehr nicht, doch jetzt gerade ist er total betrunken. ,,Bist du selber her gefahren?". Er nickt. Erschrocken reiße ich meine Augen auf. ,,Was? Du bist so betrunken Auto gefahren?" - ,,Oh reg dich mal ab, ist doch nichts passiert und außerdem bist du nicht meine Mutter."
So eine Art von ihm kenne ich gar nicht. Natürlich bin ich nicht seine Mutter, aber wenn er so betrunken ist, darf ich doch mal fragen oder?
,,Ok ist ja nicht mein Problem wenn du einen Unfall baust und dann im Krankenhaus landest. Ich werde dich nicht besuchen.", sage ich etwas eingeschnappt und zickig. Ich drehe mich von ihm weg und hole aus dem Schrank ein Glas. Ich halte es unter den Wasserhahn und drehe mich wieder um. Mario hat den Laptop bemerkt. Ich stelle ihm das Glas hin. ,,Ich hatte heute ein Shooting. Sind die Fotos nicht gut geworden?", Mario runzelt die Stirn.
,,Hast du die Fotos gemacht?", ich nicke. Entsetzt guckt er mich an. ,,Wieso ist dieser Mann auf deinem Laptop und dann noch halb nackt?!" - ,,Es war für ein Kalender. Ist doch nicht schlimm.", völlig entsetzt schaut Mario mich an, so ein Gesichtsausdruck habe ich selten bei ihm gesehen. ,,Ein nackter Mann ist nicht schlimm?", mit seinen rötlichen Augen schaut er mich an. ,,Es war nur ein Shooting auf der Arbeit!", rechtfertige ich mich. ,,Ist das etwa dein neuer Freund?" - ,,Spinnst du?Nein. Es war ein Fotoshooting!", sauer klappe ich den Laptop zu. Mario steht vom Stuhl auf und kommt auf mich zu. ,,Wieso betrügst du mich?", seine Stimme klingt ernst. ,,Mario ich sage es dir jetzt noch ein letztes Mal : Dieser Mann war heute morgen auf der ARBEIT da und ich habe mit ihm ein Shooting gehabt. Außerdem diskutiere ich mit dir darüber jetzt nicht, du bist zu betrunken. Am besten gehst du schlafen und wir sprechen morgen.", ich drehe mich um.
,,Wieso lügst du mich an?!", höre ich Mario sagen. Genervt stöhne ich und drehe mich erneut zu Mario um. Plötzlich höre ich ein klatschen. erst realisiere ich nicht woher es kam, doch dann spüre ich wie das Blut in meine Wange strömt - sie pocht. Mario steht erschrocken gegenüber vor mir. Er ist ganz blas. Ich lege meine Linke Hand auf meine pochende Wange. Ich sehe wie sich Marios Mund bewegt, wie er mich verzweifelt anfleht, jedoch höre ich nichts. Meine Wange pocht und schmerzt. Ich schaue ihn an.
,,Du hast mich geschlagen!"

***Flashback Ende****

Der Unfall *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt