Teil 1

2.8K 72 3
                                    

,,Ein Knall. Ein Luftzug. Es wird Still. Ich merke wie ich Überschlag für Überschlag über die Straße geschleudert werde. Es ist vorbei. Dunkelheit.

Ein merkwürdiger Geruch steigt in meine Nase. Grelles Licht - ich schließe schnell wieder meine Augen. Ich öffne meine Augen. Ich sehe Lippen, sie bewegen sich, aber ich höre nichts. Meine Augen fallen zu. Dunkelheit - erneut.

Ich spüre ein leichten Druck an meiner rechten Hand. Meine Beine - sie tun weh. Es wird kalt. Ich fühle mich leblos und alleine. Ich spüre einen kleinen Luftzug und höre ein Atem. Ein. Aus. Ein. Aus. Langsam öffne ich meine Augen. Aus dem Augenwinkel kann ich eine Gestalt erkennen. Ich sehe mich um. Ich blinzle. Ein mal. Zwei mal. Für ein paar Sekunden schließe ich meine Augen. Ich atme einmal tief ein und aus und öffne meine Augen wieder.

Es ist hell. Weiß. Ich drehe meinen Kopf nach rechts. Große Fenster. Ich drehe meinen Kopf nach links. Ein kleiner Tisch, Blumen und ein junger Mann. Ich kenne diesen Mann nicht. Er hat den Kopf zum Boden gerichtet. Er hält meine Hand. Aber wieso?

Ich merke wie er mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken streicht. Sein Kopf hebt sich, er schaut mich an. Tränen fließen über seine Wangen und laufen an seinem Hals entlang, er lächelt, hebt meine Hand langsam hoch und küsst sie. Ich spüre wie sich seine weichen Lippen sanft von meiner Haut lösen und sehe wie er sie wieder zurück auf das Bett legt. Ich spüre eine Decke. Ich greife nach ihr. Ich habe Schmerzen in den Beinen und am rechten Arm.

Ich möchte mich bewegen. Ich schaffe es nicht. Ich schaue ihn an. Braune Augen - lange schwarze Wimpern. Wunderschön. Weiche Gesichtszüge und hell braunes Haar. Er leckt sich über die Lippen, atmet ein und fängt an zu sprechen :,, Hey, na Süße du hast mir gefehlt." Er lächelt.

Vorne im Raum scheint eine große Tür zu sein, sie öffnet sich. Eine große braunhaarige, schlanke Frau erscheint im Raum. Der Unbekannte erhebt sich, schüttelt ihr die Hand und setzt sich wieder. Sie hat eine Art Mappe unterm Arm, sie kommt auf mich zu und bleibt direkt am Fußende des Bettes stehen.

,,Schön, endlich sind sie wach. Wie geht es ihnen denn Frau September?" Mein Mund ist trocken. Ich lecke mir über die Lippen. Sie sind rissig :,,Äh...äh.. W-wo bin ich...?" Stockend fallen die Worte aus meinem Mund. ,,Sie sind im Krankenhaus. Sie hatten einen Unfall." Sie lächelt. Aber warum, lächelt sie?

,,Ok, ich lasse sie jetzt noch mal etwas alleine, es kann vielleicht noch paar Minuten dauern bis ihre Frau völlig wach ist. Sie hat viele Schmerzmittel bekommen und dann dauert das, machen sie sich keine Sorgen. Ich schicke ihnen gleich eine Schwester sie bringt ihnen dann etwas Wasser. Und falls sonst noch etwas ist bitte einfach dort klingeln. Dann bin ich sofort bei ihnen." Sie verabschiedet sich und verlässt den Raum. Kurz darauf kommt eine Schwester mit einer Kanne Wasser und 2 Gläsern. Sie stellt es auf den kleinen Tisch neben meinem Bett. Sie nimmt eine kleine Fernbedienung in die Hand und ich spüre wie sich mein Oberkörper nach oben bewegt. Sie lässt das Kopfende des Bettes nach oben fahren. Mit Hilfe des immer noch Unbekannten Mannes sitze ich nun.

Er schenkt in beide Gläser Wasser ein und hält mir eines der beiden hin. Ich schaue auf das Glas, hebe meine Hand und greife danach. Unsere Hände berühren sich, ich starre ihn an. Er schaut auf unsere Hände, die immer noch am Glas sind. Er schaut zu mir hoch und lacht:,,Was guckst du denn so überrascht?" Er löst seine Hand und ich nehme das Glas an mich. Ich führe es zu meinem Mund und trinke ein paar Schlücke. Ich spüre wie er mich ansieht. Ich schlucke. Ich sehe wie er einen großen Schluck nimmt und diesen, Schluck für Schluck herunter schluckt.

,,Soll ich dir das Glas wieder abnehmen?" Ich räuspere mich und sege höflich:,,Äh, nein danke." - ,,Ist gut". Er lächelt mich an und ich zurück. ,,Wie geht's dir, hast du noch dolle Schmerzen?". Ich überlege:,, Nein, es geht..... Darf ich dich mal etwas fragen?" Er nickt, zieht die Augenbrauen etwas hoch und lächelt :,, Natürlich!" - ,,Was ist eigentlich los hier? Ich meine was ist passiert?" - ,,Du hattest einen Motorradunfall. Du warst auf dem Weg nach München, bist auf der Autobahn Gefahren und so ein Scheiß Mistkerl hat dich mit seinem Auto gerammt!", seine Stimme wird lauter und ich höre dass er ziemlich sauer ist. ,,Ich meine.... du hättest tot sein können ....." Er wird leise und sein Blick richtet sich wieder in Richtung Boden. Ich lege meine Hand auf seine. Er schaut zu mir hoch und lächelt.

Obwohl ich immer noch nicht weiß wer dieser Mann ist, kommt er mir sehr vertraut vor, als ob ich ihn schon 10 Jahre kennen würde. Seine Stimme ist tief und sehr beruhigend.

Er ist wunderschön.

Der Unfall *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt