Teil 19

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Weinend stehe ich in den Armen meiner Mutter. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass sie mich so aufnimmt. Ich hätte damit gerechnet, dass sie mir die Tür vor der Nase zuschlägt oder mich fassungslos anschaut und mich anfängt an zu meckern. Doch nichts davon tut sie.
Nach einer langen Umarmung, lösen wir uns langsam. Immer noch stehen wir zusammen in der Eingangstür von dem Ferienhaus in München meiner Eltern. Ermutigend schaut sie mir in die Augen. ,,Jetzt komm erst mal rein, es ist hier draußen viel zu kalt.", sie streichelt mir liebevoll über den Rücken. Zusammen gehen wir durch den Flur hinein ins Wohnzimmer. Im Wohnzimmer, sitzen schon mein Vater und mein Bruder. Schnell kommt mein Bruder auf mich zu. Er nimmt mich in den Arm. Er nuschelt ein kleines ,,Hei" in die Umarmung. ,,Komm, gib mir deine Jacke.", ich ziehe meine Jacke aus und gebe sie meiner Mutter. Mein Bruder führt mich zur Couch. Wir setzen uns. Mein Vater sitzt schräg gegenüber von mir in einem Sessel. Neben mir ist noch ein Platz frei doch den nimmt schließlich meine Mutter ein. Es herrscht eine unangenehme Stille zwischen uns. Ich schaue nach unten auf meine Beine. Meinen Schlüssel habe ich noch in der Hand. Plötzlich legt meine Mutter ihre Hand um meine und umschließt sie fest. Ich hoffe sehr dass mein Bruder die Stille durchbricht und das tut er dann auch schließlich. ,,Ehm... willst du etwas trinken? Ich hab warmen Kakao?", er lächelt und ich nicke. Schnell steht Jan auf und läuft Richtung Küche. Jan ist weg und wieder liegt eine unangenehme Stille im Raum. Ich weiß nicht was ich sagen soll und ich glaube meine Eltern auch nicht.
,,Ich...", mein Vater unterbricht mich. ,,Wieso hast du es ihm oder uns nicht erzählt, es ist doch nicht schlimm?", ich schaue nach unten. ,,Ich weiß es nicht. Es war alles weg und er war der einzige der mir im Moment vertraut vorkam. Zwar fremd aber vertraut. Was glaubst du den wie er reagiert hätte, wenn ich einfach sage das ich ihn nicht kenne. Ich meine ich bin ja mit ihm mitgegangen und so...", ich will meinem Vater nicht in die Augen schauen. ,,Und wieso hast du es uns nichts erzählt?", ich werde ein bisschen sauer. ,,Wie den bitte? Ihr wusstet das ich einen Unfall hatte und habt eure eigene Tochter noch nicht mal im Krankenhaus besucht, beziehungsweise Angerufen.", mein Blick wandert dramatisch hoch zu meinem Vater. Jetzt ist er still. Ich drehe meinen Kopf weg von ihm und verschränke meine Arme vor der Brust. In diesem Moment kommt Jan ins Wohnzimmer mit einer Tasse heißen Kakao mit Sahne und Keksen. ,,Bitte schön.", er stellt das Tablett vor uns auf den Tisch und setzt sich wieder neben mich.
Meine Mutter streichelt mit ihrer Hand über meine. ,,Es ging nicht. Wir waren Zuhause und dein Vater musste dringend in die Firma.", ich schneide ihr das Wort ab. ,,Aha und das fast vier Wochen lang? Vier Wochen lang musste er "dringend" in die Firma? Und die Firma ist wichtiger als ich?" - ,,Nein so war das doch nicht gemeint. Dein Vater war sehr beschäftigt und Jan auch und deshalb hatte wir kein Auto um hier runter zu fahren.", fassungslos schüttle ich den Kopf. ,,Mama bitte, das ist doch keine Ausrede. Es gibt auch noch die Bahn oder Flugzeuge. Andere Eltern hätten wohlmöglich einen Flug gebucht um so schnell wie möglich bei ihrem Kind zu sein und ihr ruft noch nicht mal.", meine Eltern sind sprachlos. Ich weiß nicht ob sie mich verstehen können, aber das ist mir jetzt auch egal. Ich stehe auf. ,,Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ihr mich in so einer Zeit unterstütz.". Ich möchte aus dem Zimmer gehen, doch meine Mutter hält mich. ,,Jetzt warte doch mal, wir können doch über alles reden." - ,,Über alles reden? Es gibt nichts mehr zu reden!"
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Das ist Teil 19
Ich hoffe er gefällt euch.
Den nächsten Teil gibt es wahrscheinlich erst nächste Woche, Sorry <3
Ich

Der Unfall *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt