Teil 29

652 37 1
                                    

Mario lehnt immer noch mit einem Schrecken im Gesicht an der Marmorplatte. Ich spüre wie meine Wangen vor Scham erröten. ,,Was sollte das?", entfleucht meinem Mund. Ich schaue hoch. Mein Blick trifft Mario. Er stellt sich wieder aufrecht hin. ,,Ich- ich dachte ich könnte dich damit ein bisschen Lockern, so wie früher.".
So wie früher.
Dieser Satz brennt sich in meine Gedanken. ,,So wie früher?", etwas geschockt starre ich Mario an. Ein kleines "Ja" kann ich Mario sagen hören. Seine eine Hand ist in seiner Hosentasche. Mit der anderen kratzt er sich am Hinterkopf. Anscheinend ist ihm die Situation auch ein wenig unangenehm. ,,Und Sex in der Küche ist so wie 'Früher', oder was?", zische ich ihn an. ,,W-was nein, ich meine ja irgendwie schon, a-aber wie kommst du darauf, dass ich Sex haben wollte?", verwirrt und in irgendeiner Art gestresst, versucht er sich heraus zu reden. Seine Hände sind in seinen Hosentaschen. ,,Du hast unter den Pullover gefasst, bis hin zu meinem BH." - "Das heißt doch nicht immer gleich Sex!", während Mario redet, zeigt er viel Körpersprache. Mittlerweile lehnt er wieder an der Küchenzeile. Doch dieses Mal nicht so entspannt wie vor ein paar Minuten. ,,Quinn ich bitte dich. Ich liebe dich, ist es nicht verständlich, dass ich mal wieder deinen Körper spüren möchte? Deine Nähe?", er redet ruhig. In seiner Stimme höre ich Traurigkeit heraus. Ich schaue auf dem Boden. Ich verstehe ihn. Jedoch liebe ich ihn nicht. ,,Ich kann aber nicht mit dir schlafen, tut mir leid." - ,,Ich weiß.", verblüfft schaue ich hoch. Mario kommt auf mich zu. Er umarmt mich und geht schließlich an mir vorbei. Er ist aus meinem gesamten Blickwinkel raus. Ich kann seine Schritte auf der Treppe hören.

Marios Sicht :

Schnell laufe ich die Treppen hoch. Ich öffne die Tür des Schlafzimmers, gehe auf den Schrank zu, hole mir ein paar Nike Schuhe und eine dickere Regenjacke heraus. Mit schnellen Schritten laufe ich wieder herunter. Quinn steht immer noch in der Küche. Sie sieht sehr nachdenklich aus. Ihre kleinen roten Wangen sind zuckersüß. Ich beachte sie kaum und laufe an ihr vorbei Richtung Haustür. Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel und verschwinde ohne etwas zu sagen aus dem Haus. Ich laufe ein paar Schritte zum Auto, bis ich mich blitzartig umdrehe. Schnell laufe ich wieder Richtung Haustür. Kurzerhand schließe ich auf und laufe auf Quinn zu. ,,Ich hab was vergessen.", mein Atem ist etwas schneller. Ich kann sehen, dass Quinn mich ganz verwirrt anguckt. Ich laufe auf sie zu und umarme sie. Ich drücke sie einmal ganz fest an mich. Wir lösen uns wieder. Ihre himmelblauen Augen funkeln mich an. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Alles gut, ich bin dir nicht böse Maus." Quinn schließt ihre Augen und atmet auf. Ich kann fühlen, dass es ihr jetzt besser geht. Ich lasse sie los und verlasse das Haus.

***

Ich laufe auf große Glastüren zu. Je näher ich auf sie zu komme, desto höher steigt mein Puls. Mit einem kleinen zischen öffnen sich die Türen. Der strenge, ungewohnte Geruch von Krankenhaus steigt mir in die Nase. Gezielt laufe ich auf die Anmeldung zu. Eine rothaarige, etwas dickere, Frau sitzt an der Anmeldung. Freundlich lächelt sie mich an, während ich auf sie zu gehe. ,,Guten Tag, wie kann ich ihnen helfen?" - ,,Ich bin der Ehemann von Quinn September. Könnte ich vielleicht mit ihrem Arzt sprechen?". Immer noch lächelnd schaut sie mich an. Ich spüre wie meine Aufregung steigt. ,,Sicher. Sie müssten nur noch etwas warten, der Doctor kommt gleich.", ich bedanke mich und setzte mich ins Wartezimmer. Das Zimmer ist voll, nur noch ein Stuhl ist frei. Gegenüber von mir sitzt ein kleines Mädchen mit ihrer Mutter. Um ihre Hand ist ein Verband gewickelt. Mit den Händen in den Hosentasche sitze ich im Warteraum und warte. Plötzlich öffnet sich die Tür. ,,Herr September? Sie können jetzt rein zum Doctor. Mit einem Satz erhebe ich mich und gehe der Frau im weißer Kleidung entgegen. Der seltsame Geruch sitzt immer noch in meiner Nase. Dran gewöhnen werde ich mich sicherlich nie.
Die Krankenschwester führt mich in das Sprechzimmer. Sie öffnet mir die Tür und ich kann die Frau in weißem Kittel am Schreibtisch sitzen sehen. Der Raum ist weiß - kühl.
Ich trete hinein und die Schwester hinter mir schließt die Tür. ,,Ah, Herr September, was kann ich für sie tun?", sie kommt auf mich zu und schüttelt mir die Hand. Sie zeigt mir, dass ich mich setzten darf. Ich setzte mich, sie ebenfalls. Ich schlucke.
,,Wie kann ich ihnen helfen?". Ich schaue sie an. ,,Ich bin hier wegen... äh meiner Frau.", lüge ich. ,,Ihrer Frau?" - ,, Ja.", Mein Puls steigt. ,,Sie kann sich nicht mehr an mich erinnern!", ich versuche ruhig zu bleiben. ,,Wie?", verwirrt schaut sie mich an. ,,Meine Frau, meine eigene Frau kann sich nicht mehr an mich erinnern!", mein Herz schmerzt. Meine Stimme wird lauter. Die Wut die sich in mir aufbaut, tut weh. ,,Herr September, jetzt beruhigen sie sich doch mal!", etwas ängstlich schaut sie mich an. Ich bin geschockt von ihrer Aussage.
,,Ich soll mich beruhigen? Was würden sie machen wenn ihr Mann sich nicht mehr an sie erinnern kann und sie es auf die schlimmste Weise, an dem schlimmsten Zeitpunkt erfahren!?", Mittlerweile brülle ich sie fast schon an.
,,Herr September!", Höre ich sie stammeln. Meine Hände balle ich zu Fäusten. Ich bin nur noch wütend.
,,Wieso haben sie mir nichts gesagt?", ich stehe vom Stuhl auf und stehe entgeistert vor ihr. ,,Herr September, Gedächtnisverlusst kann durchaus mal vorkommen." - ,,Und wieso, zum Teufel sagen sie mir das erst JETZT! Ich hätte mich darauf einstellen können, aber sie halten es ja nicht für nötig! Wissen sie wie sich das anfühlt?", wutentbrannt brülle ich sie weiter an . In ihrem Blick kann ich sehen wie empört sie ist.
,,Früher oder Später hätten wir ihnen Bescheid gegeben!". Mittlerweile steht sie auch. Ich brülle sie an. Sie dagegen versucht mich zu beruhigen.
Sie versucht sich zu entschuldigen, jedoch lasse ich das nicht zu. ,,So etwas kann man nicht entschuldigen!", wütend und mit Zorn haue ich auf ihren Schreibtisch. ,,Sie können froh sein, dass ihre Frau noch lebt!". Ich werde leise. Ich sage nichts mehr. Außer Atem stelle ich mich wieder gerade hin. Mein Puls normalisiert sich wieder. ,,Das sie noch lebt?", ich bin geschockt über diese Aussage. Die Ärztin, schaut mich wartend an. ,,Worauf warten sie jetzt?" - ,,Auf wieder sehen Herr September."
Kopfschüttelnd und unfassbar schaue ich sie ein letztes Mal an. Ich fasse mir einmal durch die Haare, drehe mich um und verschwinde aus dem Zimmer.
Die rothaarige Frau, schaut mich mitfühlend und geschockt an. Ich schaue auf den Boden und beachte niemanden. Ich laufe gezielt auf die Glastür zu. Plötzlich laufe ich gegen jemanden. Ich schaue hoch.
Himmelblaue Augen, leicht rote Wangen und hellbraunes Haar - Quinn. ,,Quinn, was machst du hier?", überrascht schaue ich sie an. Schüchtern schaut sie mich an. ,,I-ich bin dir hinterher Gefahren."
Das sie jetzt vor mit steht tut gut. ich Streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und nehme sie in den Arm. Meine Hand streichelt durch ihr Haar. Ich drücke sie fest an mich. Ich kann spüren wie ihr Brustkorb gegen meinen drückt und dieser sich schnell auf und ab bewegt. Sie muss wohl gelaufen sein.

---------------------------------------------

Teil 29
Ich hoffe er gefällt euch!
Wenn ihr Kritik Punkte habt, dann lässt es mich in den Kommentaren wissen.
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend!

~K

Der Unfall *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt