𝟙 | PROLOG

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harry

"Harry, kommst du mal kurz runter?" Höre ich meine Mutter rufen. Genervt surface ich auf, pausiere den Film und stehe von meinem Bett auf. Mein Kopf pocht von der Sekunde an, in der ich ihn bewege.

Gestern Abend war es krass. Ein paar Freunde und ich waren auf einer Geburtstagsparty von einem anderen Freund. Anfangs war es echt lustig, es war ein schöner Abend. Bis ich mich plötzlich mit einem Typen wegen irgendwas gestritten habe. Er hat total Stress gemacht.

Dank dem ganzen Alkohol in meinem Blut weiß ich jetzt nicht mehr wieso wir uns gestritten und kurz danach geprügelt haben. Ich weiß nur, dass er mir eine reingehauen hat und ich natürlich zurückgeschlagen habe. Danach kann ich mich an nichts mehr erinnern.

Als ich jedenfalls heute Morgen- oder eher heute Mittag- in meinem Bett wach geworden bin, tat mir alles weh. Mein Kopf ganz besonders. Während ich mich mit und mit an den vergangenen Abend erinnert habe, bin ich ins Badezimmer geschlendert und habe mich im Spiegel angesehen.

Ein großer, blauer ziert jetzt meinen Knochen unter meine Auge.

Die Stelle war angeschwollen und tat verdammt weh, als ich mich schmerzlindernde Salbe draufgeschmiert habe. Zwar ist diese eigentlich gegen Rückenschmerzen gedacht und gehört meiner Mutter, aber ich habe gehofft, dass sie auch gegen diese Art von Schmerzen hilft.

Jetzt kann ich sagen, dass sie es nicht tut.

Zwar ist es schon weniger angeschwollen, aber die Schmerzen sind immer noch genauso stark.

Was mit dem Typen passiert ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich ihn gestern Abend auch gut getroffen habe. Vielleicht ist ja seine Nase gebrochen oder sowas.

Im Spiegel, welcher in unserem Flur hängt, schaue ich mir meine Wange nochmal an. Es sieht schrecklich aus. Ich sehe schrecklich aus. Man, ich brauche später auf jeden Fall noch ein wenig mehr Schlaf.

Ich bin ja echt froh, dass die Ferien letzte Woche angefangen haben und ich nicht so in die Schule gehen muss. Sicherlich hätten mich alle angestarrt und ich hätte jeder zweiten Person erklären müssen, was passiert ist. Und darauf hätte ich echt keine Lust gehabt. Es war schon schlimm genug meiner Mutter das heute Morgen alles zu erzählen.

In der Küche finde ich meine Mutter am Küchentisch, vor ihrem Computer sitzen. Sie schaut auf den Bildschirm, geht aber ihren Blick, als sie mich bemerkt.

Um die Schmerzen noch ein wenig zu lindern, nehme ich mir ein Kühlakku aus der Kühltruhe, wickle es in ein Handtuch und halte es auf den blauen Fleck. Meine Mutter zieht einen Moment lang ihre Augenbraue hoch und mustert mich, sagt aber nichts. Zum Glück, denn auf ihr 'Das bist du selber Schuld' kann ich wirklich verzichten. Diese Predigt durfte ich mir vorhin schon anhören.

Ich setze mich zu ihr an den Tisch und schaue meine Mutter an, während ich darauf warte, dass sie anfängt zu reden. Zum Glück tut sie das direkt. "Ich habe eine Email bekommen" Ist allerdings das einzige, was sie sagt.

"Okay?" Ich schaue sie fragend an.

"Wie du weißt, kann ich mich versetzen lassen. Nach Leigh"

Ich nicke kurz. Darüber haben wir schon öfters geredet.

"Aber du willst hier bleiben und nicht umziehen"

Wieder nicke ich.

"Ich habe den Job trotzdem angenommen"

"Mum! Du hast gesagt, dass du ihn nicht annehmen wirst!" Enttäuscht und ein wenig wütend lasse ich das Kühlakku sinken und schaue meine Mutter an. Sie hat mir gesagt, dass sie ihn nicht annehmen wird, gerade weil ich nicht umziehen will.

we should fall in love | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt