𝟙𝟛 | Will er mich jetzt wirklich provozieren?

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louis

Ich werde wach und merke sofort, dass wieder irgendetwas anders ist. Diesmal schlafen meine beiden Zimmerpartner aber noch und die Türe ist auch zu. Also ist nichts so wie beim letzten mal. Wie aus Reflex checke ich meine Beine und zum Glück befinden sich diesmal keine Wachsstreifen auf diesen.

Als ich aufstehe, merke ich, dass ich meine Hose nicht richtig an habe. Verwirrt ziehe ich mir diese wieder ganz hoch und gehe kopfschüttelnd ins Badezimmer. Da ich gleich Training habe, ziehe ich mir dementsprechend Kleidung an und mache mich dann auf dem Weg zum Frühstück. Mit den anderen beiden natürlich.

Nach dem Frühstück treffe ich mich mit Calvin, damit wir zusammen zum Fußballplatz gehen können. Mit einem kurzem Handschlag begrüßen wir uns, bevor wir zusammen zum Training gehen.

Nach dem Training, welches zwar anstrengend aber effektiv war, gehe ich zu meinem Spind und hole mein Handy und meine anderen Sachen heraus. Ich entsperre mein Handy und merke, dass ich ziemlich viele Nachrichten bekommen haben. Die meisten auf Instagram.

Verwirrt packe ich es in meine Hosentasche, da ich in meinem Zimmer nach gucken will, warum ich so viele Benachrichtigungen bekommen habe. Sonst habe ich nämlich nie welche. Zusammen mit Calvin mache ich mich also wieder auf den Weg zum Hauptgebäude.

"Was haben die alle für ein Problem?" Fragt er mich. Irgendwie schauen uns alle an, an denen wir vorbei gehen. Manche lachen und manche starren einfach nur. Ich fühle mich unwohl, zucke aber mit meinen Schultern und versuche den Gedanken zu verdrängen, dass es was mit den Instagram Nachrichten zu tuen hat.

Als die Schüler aber nicht aufhören zu gucken und es mich irgendwann so nervt, nehme ich mein Handy aus der Hosentasche und sehe nach, ob es tatsächlich was mit den Instagram Nachrichten zu tuen hat. Ich hoffe es nicht. Aber eigentlich habe ich doch nicht gepostet. Und vor allem nichts peinliches oder so.

[Instagram]
xx.anonym.xx hat dich in einem Video markiert

Ich klicke auf den Beitrag, welcher aus mehreren Videos besteht. Im ersten Video sieht man den Unterkörper einer Person, die erregt ist. Im Hintergrund liegt ein Trikot, mein Trikot. Und es ist in meinem Zimmer. Ich bin das in dem Video, aber ich habe so ein Video nie aufgenommen!

In einem anderen Video bin ich nackt. Zwar wurde mein Ding mit einem Emoji zensiert, allerdings nicht passend. Am Anfang erkennt man für einen kurzen Moment alles und immer wieder kann man einzelne Stellen erkennen.

Ich weiß sofort, wer das war und ich werde ihn dafür umbringen.

Es ist mir unangenehm. Wirklich wirklich unangenehm. Und ich frage mich, wie Harry das verdammt nochmal hinbekommen hat. Wieso zum fick bin ich nicht wach geworden? Und was habe ich bitte geträumt? Ich kann mich an nichts erinnern!

Schon vom weiten erkenne ich Harry, der an der Wand lehnt und mich dreckig angrinst. Tränen steigen mit in die Augen, während ich auf ihn zu laufe. Keine Ahnung wo Calvin hin ist, aber er scheint mir nicht gefolgt zu sein.

"Was fällt dir eigentlich ein, du ekelhafter Bastard?" Schreie ich und gebe ihm eine Backpfeife, als ich vor ihm zum stehen komme. Harry aber lacht nur kurz auf und hält sich seine Wange.

Will er mich jetzt wirklich provozieren?

"Wie ich sehe, hast du das Video gesehen. Aber ich hab dir gesagt, dass du das doppelt so schlimm zurück bekommst. Wieso bist du so überrascht?" Ich reiße mich wirklich zusammen, um ihn nicht noch eine zu klatschen. Wie kann er das nur machen? Spinnt er?

Eine Träne läuft aus meinem Auge und tropft auf dem Boden. Meine Wut, die ich für Harry empfinde, kann man einfach nicht mit Worten beschreiben. Aber es ist nicht nur Wut, sondern auch dieses Gefühl, dass ich teilweise nackt im Internet zu sehen bin, wie ich stöhne, ist peinlich und ekelhaft.

Ich schaue ihn angewidert an, ehe ich mich umdrehe und gehen will. Seine Worte aber halten mich auf. "Nawww, musst du dich jetzt bei deiner Mummy ausheulen gehen?" Er tut so als würde er sich Tränen wegwischen und fängt dann an zu lachen.

Aber der Satz hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich lasse meine Tasche fallen, stürme auf ihn zu und fange an auf ihn ein zu prügeln. Harry fällt nach hinten und ich lasse mich auf seine Hüften fallen, sodass ich auf ihn drauf sitze.

"Oh ja, gib's mir Louis! Härter!" Stöhnt er extra laut und hält mich fest an meiner Taille fest.

Das ganze macht ihm auch noch Spaß! Wie kann jemand nur so ekelhaft sein?

"Halt deine verfickte Fresse, du perverser Wixxer!" Ich schlage ihn wieder. Und nochmal. Solange, bis sein Gesicht mit Blut bedeckt ist und meine Knöchel unglaublich weh tuen. Aber das ignoriere ich und schreie ihn, so laut ich eben kann, an. "Ich hasse dich so unfassbar sehr, du bist so ein ekelhafter, scheiß Bastard! Wirklich, ich wünschte mir, ich hätte dich nie getroffen! Geh' einfach sterben du perverses Schwein!"

Harry unter mir sagt nichts mehr. Er bleibt ruhig liegen und schaut mich grinsend an. "Mach weiter, du machst mich so geil damit" Haucht er, was mich nur noch wütender macht. "Du ekelhafte Schwuchtel. Verpiss dich einfach dahin, wo du her kommst! Keiner will dich hier haben"

Damit steige ich von ihm runter und stürme in mein Zimmer. Liam und Niall ignoriere ich gekonnt. Im Bad breche ich ganz in Tränen aus, während ich mir Harry's Blut von den Händen wasche. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich mich beruhigen kann.

Eigentlich gehe ich nach dem Training duschen, allerdings lasse ich das heute sein. Ich ziehe mir andere Sachen an, schnappe mir mein Skateboard und stürme genauso schnell wieder aus meinen Zimmer raus, wie ich hereingekommen bin. Zwar fragen Liam und Niall mich, was passiert ist, aber ich antworte ihnen nicht, sondern ignoriere sie.

Harry liegt nicht mehr auf den Boden, als ich den Flur entlang gehe, sondern ist verschwunden. Ich laufe die Treppen nach unten und fahre mit meinem Skateboard zu einem ganz bestimmten Ort. Einem Ort, an dem ich viel zu lange nicht mehr war.

Mit meinem Skateboard unter dem Arm gehe ich über den Friedhof zu einem bestimmten Grab. Ich bleibe vor diesem stehen und breche in der gleichen Sekunde wieder in Tränen aus.

"Mama" Hauche ich und wünsche mir, sie wäre bei mir und könnte mich in den Arm nehmen, mir sagen, dass alles wieder gut wird und einfach für mich da sein.

Einen Moment lang starre ich einfach nur auf die Buchstaben und dann auf die frischen Blumen, die hier eingepflanzt wurden. Eigentlich bin ich der einzige aus meiner Familie, der sich drum kümmert und- eigentlich- regelmäßig hier her kommt.

Mein Vater ist schon viele Jahre vor ihrem Tod abgehauen, leibliche Geschwister habe ich nicht, aber meine Halbschwestern sind alle schon erwachsen und sind ebenfalls nach ihrem Tod weggezogen. Als Mum starb, war ich gerade mal 13 Jahre alt und hatte somit kein Zuhause mehr. Alle waren so weit weg und keiner war in der Lage, mich aufzunehmen. Zum Glück nahm mich dann aber Familie Payne bei sich auf, da Liam schon lange mein bester Freund war und unsere Eltern sich damals ebenfalls nahe standen. Dann aber haben wir uns entschieden, auf das Internat zu gehen. Jetzt sind wir 17 und haben noch ein letztes Jahr hier.

In den Sommerferien und an den Feiertagen bin ich bei ihnen, damit ich nicht alleine bin, aber alle anderen Ferien oder an den Wochenenden bleibe ich im Internat und vertreibe mir hier meine Zeit. Ich finde es nicht schlimm, denn es ist logisch, dass Liam und seine Familie auch Zeit für sich haben wollen.

Während ich einfach so vor dem Grab stehe und drauf starre, fange ich an Mum alles zu erzählen, was in den letzten Tagen passiert ist. Irgendwie erzähle ich ihr immer alles, wenn ich herkomme. Hört sich vielleicht komisch an, aber es fühlt sich normal an.

Ich weiß zwar, dass sie mich nicht hören und mir helfen kann, aber es tut gut, es jemanden zu erzählen.

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we should fall in love | L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt