Ich schickte Kirk von mir.
Mittlerweile fand ich mehr Gefallen an unserer Freundschaft, als ich es je bei Coy empfand. Die Spannung, die zwischen uns herrschte, stieg in weite Höhen. Die Mauer des Schweigens wollte niemand von uns brechen. Sein Stolz war dafür zu groß und ich sah meinen Fehler nicht. Wenn er bereit war, dann sei ich es auch.
Anstatt ihm tat mir Kirk leid. Ich schickte ihn von mir, stieß ihn weg. Ich hätte ihn unterstützen sollen. Emotional hätten wir einander gebraucht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mabel lebte, war gering. Sie konnte irgendwo verschollen im Gebüsch liegen, erst in ein paar Jahren auffindbar sein.
Ihr Tod wurde ab diesem Abend klar. Die ersten achtundvierzig Stunden vergangen, sie kehrte nicht zurück in das Internat. Wenn sie flüchtete, dann bestand noch Hoffnung, aber Mabel verschwand nicht grundlos. Sie nahm erst schwere Konsequenzen entgegen, wenn es sich für sie lohnte.
Kirk und Mabel teilten eine Beziehung. Anfangs hegten sie beide Interesse, suchten einander auf. Kirk wollte sie in seinem Leben. Die Blicke, die er ihr zuwarf und die Sehnsucht begleitete ihn. Man spürte es in seiner Gegenwart. Mabels Zuwendung kannte ich nicht, Eloise besaß mehr Wissen von Mabels Seite der Beziehung.
Auch wenn sie mitten in einer Trennung steckten, verbanden sie sich. Sie gaben sich nicht auf.
Ich verhielt mich wie ein Arschloch. Kirk hätte mich in diesem Tief gebraucht. Nun hatte er niemanden. Ich hätte mir meine Kommentare sparen sollen, ihn in Frieden ihr nach trauern lassen.
Mein Fehler wurde mir schmerzlich bewusst. Sollte ich mich bei ihm entschuldigen? Sollte ich ihm erklären, wie leid es mir tat, dass ich mich nicht umsorgte? Unsere Freundschaft drängte ich an eine Klippe. Ein weiterer Fehlschritt von mir und wir fielen ins Wasser.
Kirk zu gestehen, dass ich nicht mein vergangenes Verhalten korrigieren konnte, aber mein Zukünftiges schon, gestand ich ihm nicht. Zu viele Gefühle, zu viel, das ich ihm mitteilte.
Aus reinem Egoismus hoffte ich, dass Kirk nichts Eloise erzählte. Ich wollte die Starre sehen, die sich aus ihrem Gesicht löste. Das Maskengesicht, das in sich zusammen schrumpfte. Die Trauer und Enttäuschung, die sich von ihren Augen über ihr Gesicht breit machte und ihre zuckenden Mundwinkel, die ihre Tränen ankündigten.
Womöglich reagierte sie nicht auf Kirks Aussage, zeigte keine Emotionen. Vor ihren Augen spielte sich ein Film ab, aber nicht mehr Betroffenheit zeigte sie uns.
Sie in meinen Armen zu halten, ihr Trost zu spenden und ihre Gefühlskälte, die sich löste, auf mir zu spüren. Ich wollte sie ohne ihr Maskengesicht kennenlernen. Die fehlende Lebendigkeit verpfuschte das Bild von ihr.
Eloise versprach ich eine besser Zukunft, in der alles gut werden wird. Ihr Halt zu geben, dass sie nicht unter mir zusammenbrach, wünschte ich mir.
Eloises Menschlichkeit fehlte mir.
Infolge der Geschehnisse traf nichts der Szenarien ein. Ich saß allein auf meinem Ledersofa, starrte die kahle Wand vor mir an. Meine Gedanken komprimierte ich in Gläsern. Ich hörte nichts. Kein Laut erfüllte den Raum, nicht einmal mein Kopf meldete sich zu Wort.
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MONDLICHTGEWITTER
Mystery / Thriller»Sie hängte ihr Herz an ihn, bevor er es in ihrem Krieg verlor.« Eloise wusste ab dem ersten Augenblick nicht, wie ihr geschieht, als sie Aspen traf. Aspen Bloom, der unnahbare Fremde, der kaum ein Wort mit ihr gesprochen hatte. Er wird derjenige se...