FÜNFUNDDREIßIG

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Kirk und Aspen unterhielten sich

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Kirk und Aspen unterhielten sich.

Jedoch trugen sich nichts zu Mabels Fall bei, nein sie machten Witze, lenkten sich ab. Ich wusste, dass sie die Situation anders verarbeiteten. Sie erinnerten sich nicht an ihren Tod, so war ihre fehlende Existenz im Moment nicht merklich.

Ich unterbrach sie nicht. Seit Aspen sich gegenüber Kirk unverschämt benommen hatte, schätzte ich mich glücklich, dass sie wenigstens miteinander sprachen.

Aspen gab ich recht. Vielleicht schenkten wir dem Dasein als Zeugen zu viel Aufmerksamkeit, womöglich schrieben wir unserer kurzen Aussage zu viel zu. Dennoch wollte ich vorbereitet sein.

Die Erinnerung an Mabel kriechen in meinem Kopf hervor, suchen sich ein Weg an die Oberfläche. Unsere Begegnung am Teich schweißte sich in mich hinein, die oberflächlichen Themen, die wir besprachen. Ja, unsere Gespräche waren belanglos, fanden kein Ziel. Sie freundete sich mit mir an, eine Freundschaft, die an der Oberfläche schabte. Wenn wir um einander bemühten, hätte eine festere Gemeinschaft entwickelt, doch so war es nicht und sie starb.

Mabels tote vom Leben verlassene Augen blitzten in mir auf. Noch nie sah ich eine Leiche, umso mehr schmückte sich das Bild von Mabel in meinem Kopf aus. Ich räusperte mich, suchte eine Beschäftigung, um nicht auf meine Gedanken zu hören.

Kirk wandte sich zu mir. ,,Willst du uns auch etwas mitteilen?"

,,Nein, ich komme gleich wieder."

Hinter mir schloss ich die Tür und dessen Geruch von Pfefferminz ließ ich zurück. Aspens Zimmer lag direkt in der Ecke eines Ganges, sodass man sich entscheiden musste, welchen Weg man einschlug.

Ich tappte durch die Arkaden, die Gesichter meiner Mitbewohner nahm ich nicht wahr. Sie verschwammen in meinem Sichtfeld, liefen ineinander zusammen.

Sie wussten noch nichts von Mabels Tod. Vielleicht realisierten sie es ebenfalls, hielten es hinter ihren Gesichtern versteckt.

Mein Herz brach erneut, Tränen trieb es mir in die Augen. Ich durfte nicht weinen, nicht hier, nicht in aller Öffentlichkeit.

Mabels Zeitpunkt des Verschwindens war überdurchschnittlich hoch. Sie hätte sie gemeldet, wenn sie keinen Gefallen mehr an dem Internat fand. Trotz ihrer jugendlichen Experimente und Ausflüge hätte sie ihre Mutter in Kenntnis versetzt. Sie hätte ihr erklärt, wo sie sei.

Durch die Gänge folgte mir ein Schatten von ihr. Ich sehnte mich nach ihrer Anwesenheit, das Lächeln, das sie mir durch das Klassenzimmer zuwarf.

Ich habe mich ihr viel zu sehr abgeneigt, nicht genug meine Zuneigung geschenkt. Unter Voraussetzung, dass sie anwesend wäre, hätte ich mich für mein Verhalten entschuldigt. Womöglich verletzte ich sie, setzte ihr bei.

Einen natürlichen Tod schloss ich aus. Sie starb nicht von heute auf morgen. Mabel geriet in keine Unfälle. Mord. Mord wie bei Imogen. Oder Selbstmord?

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