SECHZEHN

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Es wurde schlimmer

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Es wurde schlimmer.

Ich schrieb in die Suchleiste meine Symptome. Über die Anzeichen für meine Essstörung verfügte ich Kenntnis. Doch, sobald ich nach meinen Krankheitssymptomen suchte, verschlechterte sich meine Situation.

Ich klickte auf das erstbeste Video, das mir vorgeschlagen wurde. Ich hatte es bereits schon öfters angeschaut. Ich wusste, was die Reporterin im nächsten Satz sagen wird.

Mir war bewusst, dass ich eine Essstörung hatte. Natürlich hatte ich bereits mehrere Male versucht es zu verdrängen. Es als etwas anzusehen, das nicht zu mir gehört. Selbst bis heute war es kein richtiger Teil von mir. Es war ein Detail, das ich nicht erwähnte. Wenn es die Leute um mich herum realisierten wie Kirk, dann fühlte ich mich besser. Aber sie darauf anzusprechen? Nein, das konnte und wollte ich auf keinen Fall. Womöglich empfanden sie es, als ob ich mich ihnen aufdrang. Und das Letzte, worauf ich hinauswollte, war jemanden zur Last zu fallen. Ich erschwerte so den Alltag meines Gegenübers nicht. Nicht, wenn sie in keiner Beziehung danach fragten.

Es war ein großer Wunsch von mir, mich zu bessern. Am besten verließ ich die Essstörung und konnte Essen betrachten, ohne dass unzählige Gedanken auf mich herab rieselten. Denn wenn es nicht so wäre, wenn ich mir nicht ständig Gedanken darüber machen musste, dann könnte es mir jetzt besser ergehen. Ich wollte etwas zu mir nehmen und mich nicht schlecht deswegen fühlen. Ich wollte nicht tagein tagaus mit einer solchen Belastung leben. Es verging kaum ein Tag an dem nicht an meine Krankheit dachte.

Jedoch traute ich mich nicht aus dem Teufelskreis auszusteigen. Nicht allein. Doch ich musste mit jemanden darüber sprechen, um Hilfe zu bekommen und ich musste mich intensiv damit beschäftigen. Das machte mir so unglaubliche Angst. Jemanden mich derart zu öffnen, dass er mich verstand und mir dazu noch Hilfe anbieten konnte, war zu viel für mich. Ich wollte, aber meinen Gedanken nicht.

Für den Fall, dass ich es allein für mich versuchte, bestand die große Möglichkeit in die nächste Essstörung zu geraten. Ich konnte von der einen in die andere geraten. Und ich werde mich auch nicht besser fühlen, wenn ich unzählige Kalorien zu mir nahm, ganz im Gegenteil. Es gab keine Lösung, dass ich es allein schaffte.

Ich kannte den endlosen Streit mit mir selbst und wusste jedes Mal, wie er enden wird.

Mittlerweile kaute ich an meinen Fingernägeln. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste, dass ich Hilfe brauchte.

Und wenn ich es noch ein einziges Mal eigenhändig versuchte? Wenn ich genug Disziplin aufbrachte?

Es lag auf der Hand, dass das nicht die Antwort auf das Problem war.

Meine Augen huschten durch den Raum. Ich war vollkommen allein. Niemand konnte mich sehen.

In mich fraß sich immer mehr der Gedanke mich zu wiegen. Es war kein gutes Zeichen. Jedoch fühlte ich mich dermaßen genötigt, dass es mir schwer fiel zu widerstehen. Das Video hatte sein Ende gefunden. Es blieb einzig meine Gedanken und ich übrig.

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