Vor einem Jahr
Ich freue mich dich wiederzusehen.
Mit gutem Gewissen schickte ich die Nachricht an Valerie ab. Ich strich über die Stelle, wo ihre Lippen mich berührten.
Sie zähmte meine Angst nicht, aber für den kurzen Augenblick machte sie mich glücklich. Ein Schwarm von Schmetterlingen scheuchte sie in mir auf, als meine Nachricht als gelesen angezeigt wurde.
Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Valerie hegte an mir Interesse. Dass ich ihr begegnete konnte ich mir damals nur träumen. Nein ich kam, um Remi zu verarbeiten, ich blieb für Valerie.
Das Wochenende ging dahin, die Zeit verschwamm vor unseren Augen. Trotz meines prophezeiten Todes suchte ich nach Hoffnung in mir. Mit Sicherheit trafen Valeries herbeigeredeten Ereignisse nicht ein.
Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Valerie antwortete mir nicht, fand Auswege, um mein wiederholtes Nachfragen zu umgehen. Womöglich schützte sie mich vor meiner anbahnenden Angst vor der Zukunft.
Sie beschrieb nicht die Täter oder wer es in Kraft setzte. Sie verschwieg vieles von mir. Eigentlich erhoffte ich mehr von ihr, sie öffnete sich meiner Sicherheit nicht, schenkte mir keine wertvollen Informationen.
Woher wusste Valerie von dem Kuvert? Ich habe sie vor unserem Treffen noch nie gesehen, aber sie kannte mich bereits.
Vielleicht las sie die Dokumente und Informationen, die bei den Unterlagen beilagen durch. Wenn sie von meiner Existenz wusste und ich nicht von ihrer, dann hatte ich gutes recht ihr zu misstrauen. Jedoch konnte ich es nicht weiter aufrechterhalten.
Meine verinnerlichte Venusfliegenfalle schnappte zu, Valerie von mir gehen zu lassen, hinterließ einen ungefüllten Platz zurück. Die Falle brauchte viel Zeit, um sich wieder zu öffnen.
Warum wurde sie mir so wichtig? Ich nahm mir fest vor, dass sie für mich kaum von Bedeutung war. Ihre plötzliche Existenz und der Wille sich um mich zu sorgen, ließ mich aufkeuchen. Fürsorge einer solchen Art spürte ich vor ihr nie.
Ein leises melodisches Klingeln unterbrach die Stille in meinem Zimmer.
Ich saß auf dem Boden vor meinem Spiegel. Mit zitternder Hand zog ich schwarze Linien an meinen Augen.
Ich wendete mein Telefon. Valeries Name bildete sich auf dem Bildschirm ab. Ich nahm ihren Anruf an und stellte meinen Lautsprecher laut, damit ich mich in der gleichen Zeit Make-up auflegen konnte.
Mein Unterricht startete bald, in Wirklichkeit nahm ich mir morgens für Telefonate keine Zeit, dafür fiel sie mir zu gering aus.
Nach kurzem Smalltalk entstand ein Knistern in der Leitung. Anscheinend hatte sie mir nichts mehr zu sagen.
,,Die Vernichtung der Umschläge hat sowohl positive Aspekte als auch negative, verstehst du? Ich würde gerne mehr über meinen geplanten Mord erfahren, damit ich es umgehend vermeiden kann." Meine Stimme klang rau vom Aufstehen. Tiefe Augenringe deckte ich ab und die Stresspickel, die sich bildeten, versteckte ich unter meinem Abdeckstift.
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MONDLICHTGEWITTER
Mystery / Thriller»Sie hängte ihr Herz an ihn, bevor er es in ihrem Krieg verlor.« Eloise wusste ab dem ersten Augenblick nicht, wie ihr geschieht, als sie Aspen traf. Aspen Bloom, der unnahbare Fremde, der kaum ein Wort mit ihr gesprochen hatte. Er wird derjenige se...