Ich hasse Regen

Wie geht es weiter?

Ich wache davon auf, dass Thea und Felicity sich leise unterhalten.

„Er wirkt so ruhig, wenn er schläft. Das ist eine Seite, die ich an ihm kaum noch kenne. Normalerweise ist er immer ernst und im Stress… Ich weiß nicht, was ich ohne in machen soll.“

„Du lässt ihn also nicht im Stich, nach all dem was du gestern so erfahren hast?“

„Nein! Nein, wie könnte ich denn? Er ist mein Bruder. Ich kann nicht versprechen, dass ich das alles hier einfach so akzeptieren werde, aber ich glaube nicht, dass ich ihn im Stich lassen werde. Er hat Roy gerettet, er hat mich gerettet, er hat so vielen Menschen in dieser Stadt geholfen… Ich frage mich nur warum?“

„Wie meinst du das?“

„Naja ich verstehe nicht, was ihn dazu bewogen hat diesen Kreuzzug anzufangen. Ich meine, er war zwar nie wirklich böse, aber vor der Insel hätte er im Leben nicht daran gedacht seinen Hals zu riskieren um Menschen zu helfen, die er nicht mal kennt. Irgendwas muss auf dieser Insel passiert sein, dass ihn verändert hat und ich frage mich einfach, was das war.“

Scheiße. Was soll ich bloß darauf antworten? Ich könnte ihr die Wahrheit sagen. Die Wahrheit über Dad, über das Notizbuch, seinen letzten Wunsch… Oder ich könnte ihr schon wieder etwas vorlügen... Bei diesen beiden Alternativen ist die Antwort klar. Ich weiß, dass ihr die Wahrheit zu steht. Auch wenn ich ihr nicht viel über meine Zeit auf der Insel erzählen werde, in diesem Punkt werde ich meiner Schwester die Wahrheit sagen. Felicitys Stimme reißt mich aus meinen Überlegungen.

„Weißt du Thea, ich glaube es war eine bunte Mischung aus allem was dort passiert ist. Ich habe mich etwas über sein Leben vor Lian Yu informiert und ich kann kaum glauben, dass es sich bei diesem Vollidioten um denselben Menschen handelt, wie bei dem Oliver, der er jetzt ist. Er hat sich sehr verändert, aber er erzählt auch uns gegenüber nie viel, von dem was er erlebt hat. Ich weiß, dass es die Hölle gewesen sein muss, aber er ist nicht unbedingt das, was man als aufgeschlossen bezeichnen würde…“

Meine Schwester lacht.

„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Weißt du was er auf meine Frage, wie es auf der Insel war geantwortet hat kurz nachdem er wieder hier war?“

Ich nehme an, dass Felicity den Kopf schüttelt jedenfalls redet Thea nach einer kurzen Pause weiter.

„Kalt! Kalt. Das war alles, was er gesagt hat.“

Bei der Erinnerung an diesen Abend muss ich schmunzeln, etwas das Felicity wohl nicht entgeht, jedenfalls höre ich ihre Absätze über den Boden auf mich zu klappern, während sie wieder mal auf mich ein schimpft.

„Du bist Wach?! Wie lange lauscht du schon du Affe?“

Blinzelnd schlage ich die Augen auf und grinse meine tobende Assistentin an.

„Nicht lange. Ich habe glaube ich nichts gehört, was ihr nicht auch gesagt hättet, wenn ihr gewusst hättet, dass ich zu höre.“

Sie schüttelt empört den Kopf.

„Trotzdem! Es gehört sich einfach nicht zu lauschen. Du machst mich wahnsinnig!“

Damit dreht sie sich um, nimmt ihr Smartphone vom Tisch und wählt.

„Dig… Ja alles gut. Er ist wach… Keine Ahnung.“

Sie wendet sich wieder mir zu.

„Dig will wissen, wie es dir geht.“

Ich überlege kurz, was ich daraufhin antworten soll und mache zeitgleich eine kurze Bestandsaufnahme meiner Schmerzen. Dann sage ich:

„Erwartungsgemäß. Mittelmäßig scheiße. Ich bin komplett platt, mein Bein tut weh und mein Arm zwickt halt ein bisschen. Außerdem habe ich Kopfschmerzen und ich muss aufs Klo.“