Kriegsrat

499 26 1
                                    

Ich beiße die Zähne zusammen und versuche mich zu beherrschen, dennoch merke ich, wie die Wut in mir aufsteigt. Insgesamt sind es jetzt also schon fünf Leben, die auf mein Konto gehen. Auch wenn ich behaupte, dass ich den ersten Mord schlecht verhindern konnte, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht mal wusste, dass der Typ existiert, geschehen diese Morde nur, weil er an Thea und mich herankommen will. Und das heißt, dass diese Morde auf mein Konto gehen. Hätte ich Malcom rechtzeitig durchschaut, hätte ich meiner Mutter nicht so lange geglaubt, hätte, hätte, hätte… Ich hätte es verhindern müssen, dass der Erbebengenerator in Betrieb genommen wird, aber ich habe es nicht verhindert. Und jetzt habe ich es nicht mal geschafft diese absolut unnötigen Morde an der Familie zu verhindern, indem ich diesen Kerl rechtzeitig aus dem Verkehr ziehe. Ich bin wirklich sauer. Und ich weiß, dass ich mich irgendwie abreagieren muss, wenn ich nicht gleich ausrasten will. Deshalb beginne ich mit, selbst für mich ungewöhnlich hoher Aggression, auf unseren Trainingsdummy einzuschlagen, bevor ich irgendwen gefährde, der mir wichtig ist. Felicity weiß vermutlich, was in mir vorgeht und so hält sie sich mit jeglichem Kommentar zurück. Nur wenige Minuten später betritt auch Dig den Keller.

„Oliver, lass den Dummy leben! Der hat dir nichts getan!“

Ich gebe nur ein unwirsches Knurren von mir, das man kaum als Antwort deuten kann, aber Dig schafft es trotzdem.

„Okay, gut ich versteh schon, er hat dich in die Nase gebissen und das kannst du nicht leiden. Jetzt komm her und iss was, du kannst das Ding nachher immer noch kurz und klein schlagen.“

Ich rolle genervt mit den Augen ob Digs Versuchen lustig zu sein. Trotzdem höre ich auf ihn und lasse den Dummy in Ruhe. Wir setzen uns gemeinsam an einen der wenigen freien Tische und machen uns über das mitgebrachte Essen her. Erst jetzt merke ich, wie hungrig ich offenbar doch bin. Als ich beim vierten Wrap ankomme starren meine Freunde mich offensichtlich erstaunt an. Mit immer noch vollem Mund erkundige ich mich.

„Waf if?“

„Ab 50 Gramm im Mund wird’s undeutlich Oliver, aber ich interpretiere deine unklaren Lautäußerungen mal als „Was ist?“. Worauf die Antwort lautet, ich bin erstaunt, wie viel du immer isst, obwohl du gaaaar keinen Hunger hast.“

Mittlerweile habe ich den letzten Bissen runter geschluckt, so dass ich Dig wieder etwas artikulierter antworten kann.

„Der Appetit kommt mit dem Essen! Aber mal was ganz anderes, hast du irgendeine Ahnung, wie wir den Typen kriegen wollen?“

„Gar keine. Aber eins ist klar: Du und deine Schwester, ihr müsst in den nächsten Tagen höllisch aufpassen. Ich glaube zwar nicht, dass der Typ aktiv gegen euch vorgehen wird, aber es steht zu befürchten, dass die Angehörigen der Opfer und auch die anderen Menschen hier in Starling City auf ziemlich aggressive Art und Weise versuchen werden, an euch ran zu kommen. Der Lynch Mob, dem deine Mutter nach dem Erdbeben entgegen sehen musste dürfte nichts dagegen sein.“

Ich weiß wie ernst die Situation ist und so stimme ich Dig mit einem Nicken zu. Wir verstehen uns in solchen Fragen eigentlich immer ganz gut und ohne Worte, dennoch setzte ich nach.

„Um mich mache ich mir keine allzu großen Sorgen, aber um Thea habe ich Angst.“

„Ich habe schon zusätzlich Security organisiert. Außerdem tendiere ich dazu Roy noch mal auf die Gefahr hin zu weisen. Ich weiß, dass du ihn für einen Draufgänger hältst und stimme dir da im Grunde genommen auch zu, aber um Thea zu schützen gibt es nichts Besseres.“

Da muss ich ihm tatsächlich zu stimmen, wenn es um meine Schwester geht, verwandelt Roy sich in einen Beschützer sondergleichen. Selbst ich sehe neben ihm teilweise aus wie ein harmloser Junge mit selbstgebasteltem Bogen und krummen Stockpfeilen.

Ich hasse RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt