Der Morgen danach

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Als ich wieder aufwache, stelle ich als erstes fest, dass mein rechter Arm eingeschlafen ist. Während mein anderer um Felicitys Hüfte geschlungen ist, hat sie diesen als Kopfkissen benutzt. Ich betrachte sie im ersten Licht des Morgens. Ihr Haar hat in diesen ersten Sonnenstrahlen fast einen goldfarbenen Schimmer und ich bin regelrecht fasziniert davon wie schön sie ist. Das leise Geräusch einer sich vorsichtig öffnenden Tür reißt mich aus meinen Betrachtungen. Ich hebe den Blick und sehe Dig, der nun seinen Kopf ins Zimmer streckt. Er zwinkert zweimal, als er uns zusammen im Bett sieht, dann lächelt er. Offenbar freut er sich für mich. Er blickt mich noch einmal an und formt ein „Guten Morgen“ mit den Lippen ehe er geht und die Tür langsam hinter sich zuzieht. Ich will Felicity zwar nicht stören, aber so langsam gibt es da gewisse menschliche Bedürfnisse, denen ich nachgehen muss. Vorsichtig hebe ich ihren Kopf von meinem Arm und lege ihn auf meinem Kissen ab, ehe ich langsam aus dem Bett krieche. Danach angele ich nach meinen Krücken und humpele so leise wie möglich ins Bad. Ich kann immer noch kaum glauben, dass Felicity wirklich ja gesagt hat. Und so kommt es, dass ich immer noch grinse wie ein Honigkuchenpferd, als ich in die Küche gehumpelt komme. Das wiederum führt dazu, dass Dig anfängt zu grinsen.

„Na? Wie war deine Nacht?“

„Gut.“

Er schüttelt genervt den Kopf.

„Du bist unmöglich Oliver! Muss ich dir alles aus der Nase ziehen? Was ist passiert? Als ich euch gestern Abend alleine gelassen habe, hast du noch alleine auf der Couch im Wohnzimmer gelegen und heute Morgen finde ich euch zusammen um Bett. Also was ist da noch gelaufen?“

In diesem Moment kommt Thea in den Raum.

„Was ist wo gelaufen?“

Ich drehe mich um und grinse erst Thea und dann wieder Dig an.

„Damit ist klar, dass wir das nicht jetzt bereden. Ich werde garantiert nicht mein Sexleben in Anwesenheit meiner Schwester besprechen. Und schon gar nicht mit ihr.“

„Och man! Du bist doof!“

„Nein bin ich nicht. Du würdest mir doch auch nicht erzählen, was du so mit Roy treibst. Apropos weiß der eigentlich, dass du okay bist?“

„Natürlich. Ich habe ihn gestern Abend noch angerufen. Er kommt um zehn zum Brunch.“

Ich nicke. Dann ist ja alles gut. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass das noch fast vier Stunden hin ist. Zeitgleich fällt mir ein, dass ich heute eine wichtige Sitzung habe, die um halb neun beginnt. Das heißt ich muss spätestens um acht hier weg. Da weder Dig noch Felicity etwas Frisches zum Anziehen haben wird es wohl eher halb acht, wenn nicht sogar sieben. Während ich noch überlege, ob ich Felicity nicht einfach freigeben und mich so durch die Sitzung mogeln sollte erkundigt sich Dig, was ich heute zu tun plane.

„Ich fürchte ich muss ins Büro. Um halb neun habe ich eine wichtige Vorstandsitzung und ausnahmsweise habe ich die am Wochenende sogar vorbereitet. Wenn du dir noch was zum Anziehen holen willst, sollte ich vielleicht zusehen, dass ich fertig werde, damit wir zügig los kommen und ich Isabell noch vor der Sitzung abpassen kann. Ich habe keine Ahnung was die letzten zwei Tage passiert ist und das könnte unter Umständen interessant sein.“

Dig stöhnt auf und fast sich an den Kopf. Dann sieht er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ernsthaft? Du willst jetzt schon wieder zur Arbeit? Wie war das mit Ruhe?“

Ich schmettere seine besorgten Worte einfach ab.

„Den Fuß kann ich hochlegen und ich war in letzter Zeit definitiv zu oft krank. Auch ich, beziehungsweise gerade ich, kann mir nicht unendlich viele Fehltage leisten. Ich muss so korrekt wie möglich arbeiten, wenn ich von Isabell auch nur annähernd akzeptiert werden will.“

Ich hasse RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt