„Thea! Oh Gott sorry. Ich wollte dich nicht angreifen ich hab nur…“
Sie fällt mir beruhigend ins Wort.
„Du hast dich erschrocken ich weiß und das war meine Schuld. Ich habe dich an der Schulter berührt obwohl du abgelenkt warst und ich weiß, wie du da drauf reagierst. Ich wollte dich eigentlich nur fragen ob alles in Ordnung ist?“
Mit diesen Worten rutscht sie langsam näher an mich heran und legt mir langsam einem Arm um die Schultern. Als sie die Verbände unter meinem T-Shirt fühlt und ich mich unbehaglich aus ihrem Griff zu winden versuche lässt sie sofort los und sieht mich an.
„Ich denke das ist ein klares „Nein“. Olli was hast du gemacht? Und bitte lüg mich nicht an!“
„Es ist alles in Ordnung. Nur ein paar Kratzer.“
Offensichtlich habe ich etwas zu schnell geantwortet. Jedenfalls war ich wohl nicht überzeugend. Theas Stimme wird schrill, als sie mir ihre Ungläubigkeit mitteilt.
„Nur ein paar Kratzer?! Olli du hast einen dicken Verband ums Handgelenk! Dein kompletter Brustkorb ist Bandagiert und du glühst! Du hast mindestens 40 Fieber! Hör auf mir zu erzählen, dass da Nichts ist! Ich will die Wahrheit hören! Sofort!“
Erschöpft lasse ich mir den Kopf auf die Brust sinken. Ich bin nicht in der Verfassung meiner Schwester glaubhafte Lügen über meinen Zustand aufzutischen. Noch während ich überlege was ich ihr sagen soll, klingelt es an der Tür. Ich sehe meine Schwester fragend an.
„Erwartest du jemanden?“
Sie wird rot und ich hoffe schon, dass sie Besuch von ihrem Freund bekommt als sie sagt:
„Ich habe Mr. Diggle angerufen. Ich habe dich vorhin im Bad gehört und mir Sorgen gemacht… Ich meinte mich zu erinnern, dass du mal gesagt hast, dass er Ahnung von Medizin habe und ich wollte nicht alleine sein, wenn du zusammen klappst.“
Na klasse Dig wird mich umbringen, wenn er meinen Zustand sieht… Apropos Zustand…
„Du solltest ihm schnellstens die Tür auf machen, wenn du ihn angerufen und ihm erzählt hast, was hier los ist, sonst tritt er die gleich ein.“
Bei diesen Worten steht Thea hastig auf und läuft die Treppe hinunter um meinen Freund einzulassen. Ich beschließe mich zumindest nicht kampflos geschlagen zu stehen und stehe vorsichtig auf. Sofort wird mir wieder schwindelig, aber ich schaffe es diesmal die Überreste meines Mageninhalts bei mir zu behalten, wenn man es genauer betrachtet kann ich aber auch nicht mehr viel über haben, was ich der Toilette übergeben könnte. Während ich noch leicht schwankend versuche mich auszubalancieren, betreten Thea und Dig mein Zimmer.
„Scheiße Oliver! Ich dachte ja erst deine Schwester übertreibt als sie deinen Zustand beschrieben hat, aber das hier ist deutlich schlimmer als ich erwartet habe. Setz dich sofort hin, bevor du noch zusammen klappst!“
Schon Digs Tonfall sagt alles. Aber als er nun auf mich zu kommt und mir vorsichtig den Arm um die zerschundenen Hüften schlingt und mich zu meinem Bett begleitet merke ich noch einmal deutlich, wie schlecht ich wirklich aussehen muss. Ich lasse mich erschöpft auf die Matratze sinken und ziehe mir nur wenige Augenblicke später auch schon die Decke bis zum Kinn. Mir ist schon wieder sau mäßig kalt. Dig legt mir eine Hand an die Stirn und stöhnt halb entnervt, halb besorgt auf.
„Habt ihr ein Fieberthermometer im Haus?
Noch bevor ich meine wirren Gedanken sortieren kann, antwortet meine Schwester und mir wird klar, dass ich nicht der Angesprochene war.
„Klar soll ich es ihnen bringen?“
„Das wäre prima…“
Ich höre wie Thea den Raum verlässt, dann höre ich das Tuten eines Telefons, bevor der Angerufene ran geht. Dann irgendwann:
„Hi Dig. Was gibt’s?“
„Ich weiß, dass du im Moment kein Auto hast… Meinst du, du kannst trotzdem irgendwie in den Keller fahren und Olivers Kräuter zu seinem Haus bringen?“
„Eigentlich… Aber ich tippe mal es ist dringend, sonst hättest du mich nicht angerufen… Natürlich ist es dringend… Ich bin schon unterwegs! Sonst noch irgendwas?“
„Halt bei einer Apotheke an und lass dir den stärksten Fiebersenker verkaufen, den du kriegst. Und wir brauchen frisches Verbandszeug und die Plastikplane aus dem kleinen Schrank unter dem Wagen mit dem Defibrillator. Ach ja und bring bitte die Iod-Lösung mit.“
„Okay, Kräuter, Plane, Iod, Fiebersenker und Verbandszeug. Ich bin schon auf dem Weg!“
Sie legt auf und Thea kommt wieder ins Zimmer.
„Voila das Fieberthermometer.“
„Danke schön. Oliver, einmal still halten bitte.“
Als ob ich irgendetwas anderes getan hätte. Seit Dig mich ins Bett gebracht hat liege ich bis auf einige kurze Anfälle von Schüttelfrost vollkommen bewegungslos auf der Seite. Er schiebt mir den Aufsatz des Thermometers ins Ohr und drückt den Auslöser. Als er es abließt pfeift er leise durch die Zähne.
„40,5°C Oliver, du musst zu einem Arzt. Ich habe zwar ein bisschen Ahnung von Medizin aber das weißt auf irgendeine ziemlich miese Entzündung hin. Das schaffe ich mit meinem Wissen und meinen Mitteln nicht.“
„Eine Entzündung? Mr. Diggle was ist hier los?!“
Ich höre die Angst deutlich unter der Empörung in Theas Stimme hindurch und ich weiß, dass ich ihr nicht mehr lange vorenthalten kann was ich mache, wenn ich nicht gerade meinem Hauptberuf als CEO von Queen Consolidated nachgehe. Andererseits, ist da die Gefahr, in die ich sie damit bringen würde. Auch Dig scheint zu überlegen was wir tun sollen. Schließlich erklärt er:
„Ich weiß es nicht Mrs. Queen. Ihr Bruder ist nicht immer unbedingt das, was man vernünftig nennen würde. Er hat mich gestern mal wieder abserviert. Als ich ihn wieder getroffen habe, sah er schon so aus. Ich weiß wirklich nicht, was er in der Zwischenzeit getrieben hat. Es tut mir leid.“
„Und was machen wir jetzt? Bringen sie ihn ins Krankenhaus?“
Ich höre schon an der Art wie Dig Luft holt, dass er jetzt vermutlich etwas sagen wird, was mir absolut nicht passt. Also beginne ich mich zu wehren, bevor er auch nur ein Wort hervor bringen kann.
„Nein, nicht ins Krankenhaus! Das wird schon wieder. Ich habe nur schlecht geschlafen. Dig, ich schaffe das.“
Er seufzt. Einmal. Zweimal. Als ich schon weitere nicht-Argumente vorbringen will, die bei ihm sowieso nicht ziehen, gibt er sich geschlagen.
„Okay. Wir versuchen das so. Aber ich mache folgende Bedingungen: Du bleibst heute im Bett und wenn wir das Fieber bis heute Abend um neun nicht auf 39°C runter haben fahren wir ins Krankenhaus. Selbiges, wenn eine deiner Wunden anfängt zu eitern oder deine Temperatur im Laufe des Tages weiter ansteigt.“
Ich weiß, dass das der beste Deal ist, den ich kriegen werde. Also nicke ich erschöpft.
„Gut. Dann schlage ich vor, dass du jetzt ein bisschen schläfst, bis Felicity hier ist. “
Ich nicke erneut und Dig steht auf. Ich höre wie er und Thea den Raum verlassen. Als er die Tür schließt, bin ich schon fast eingeschlafen.
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Ich hasse Regen
FanfictionOliver passiert etwas, was einem Rächer der Nacht eigentlich nicht passieren sollte: Sein Tank ist lehr. Kilometerweit von der nächsten Tankstelle entfernt steht er ohne funktionierenden fahrbaren Untersatz im Regen und verflucht sein Schicksal...