Alltag...

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Am nächsten Morgen fühle ich mich wie gerädert. Ich habe miserabel geschlafen. Der kalte, harte Fußboden war nicht das Problem, aber ich bin alle halbe Stunde aus dem Schlaf geschreckt. Entweder weil ich mal wieder irgendwelchen Schrott geträumt habe, oder weil ich von Felicity geweckt worden bin, weil ich sie um den Schlaf gebracht habe. Ihr geht es nicht viel besser. Immerhin kann ich auch ohne Krücken wieder halbwegs laufen. Nach einer heißen Dusche und etlichen Tassen Kaffee sind wir beide endlich so weit, dass wir ins Büro fahren können. Als Dig uns abholt sieht er uns kritisch an.

„Meine Güte. Ihr zwei übertreibt es aber echt! Ihr solltet nicht nur horizontal-Sport machen, sondern auch schlafen."

Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu und steige wortlos ins Auto. Dig hat jedoch offenbar einen Clown gefrühstückt und albert weiter herum. Er hebt die Hände und weicht scheinbar verängstigt vor mir zurück.

„Oh, oh wenn Blicke töten könnten..."

Jetzt hat Dig es tatsächlich geschafft auch Felicity zu reizen. Sie erklärt ihm eindeutig, dass er gefälligst nicht über Dinge lästern soll, von denen er keine Ahnung hat. Ich weiß nicht ob es ihr Auftreten oder ihr Tonfall ist, jedenfalls macht es bei Dig offenbar „klick" und er versteht, dass heute Nacht mehr passiert ist, als er ahnt. Entschuldigend sieht er uns an.

„Hey ich wollte euch jetzt echt nicht beleidigen oder so, aber würdet ihr mir vielleicht mal erzählen, was hier los ist?"

Felicity wirft mir einen fragenden Blick zu, der offenbar abklären soll, wie viel sie Dig erzählen darf. Erst überlege ich ihr mit einem Kopfschütteln zu verstehen zu geben, dass es Dig einen feuchten Kehricht angeht, was wir gestern Nacht besprochen haben, dann entscheide ich mich aber noch einmal um und erkläre:

„Ich habe ihr erzählt, was in den fünf Jahren meiner Abwesenheit passiert ist... Naja zumindest im Ersten. Dementsprechend hatten wir schon mal weniger Schlaf und dann habe ich uns beide mit meinen Albträumen um den Schlaf gebracht."

Dig sieht mich an. Die Augen nähern sich in ihrer Größe immer mehr Untertassen an und irgendwann klappt ihm endgültig die Kinnlade runter. Als er dann noch von Felicity mit einem Nicken bestätigt bekommt, dass meine Worte wahr sind schüttelt er ungläubig den Kopf.

„Wer bist du und was hast du mit Oliver Queen gemacht?"

Ich verzeihe das Gesicht.

„Du weißt doch, was mit dem Frosch passiert, wenn die Prinzessin ihn küsst."

Alle brechen in Lachen aus, auch wenn ich diese Antwort gar nicht so lustig finde. Nachdem er sich wieder eingekriegt hat, startet Dig endlich den Wagen und fährt Felicity und mich zur Arbeit. Fast zehn Stunden später machen wir uns wieder auf den Weg in den Keller. Dort ziehe ich mich um und beginne mit einigen Zielübungen. Zeitgleich startet Felicity die Computer und beginnt Roys Handy zu triangulieren. Gerade als ich beginne richtig warm zu werden, hat sie ihn gefunden.

„Noch ist er bei Thea im Club. Sein Handysignal kommt von dort und die Kameras zeigen ihn auch."

Ich nicke. Dann sehe ich meinen Bodyguard an.

„Dig, behältst du mal die Bildschirme im Auge?"

„Joa, kann ich machen. Aber was ist mit Felicity?"

Ich lächele kurz und scherzhaft böse.

„Ich dachte wir könnten mit dem Training anfangen..."

Schlagartig ist sie hellwach.

„Gerne! Aber... In dem Outfit? Und was ist mit deinem Bein?"

Sie deutet auf ihren Bleistift Rock und die High Heels. Ich lache.

„Nein. Natürlich nicht. Ich war so frei Dig heute mal schnell los zu schicken, um dir ein T-Shirt und ein paar Shorts zu besorgen. Sieh mal ob die passen. Sind in meiner Sporttasche. Und zum Thema meines Beines sage ich jetzt erst mal so viel, dass ich nicht vor habe mich mit dir am Boden zu rollen."

Begeistert schnappt sie sich meine Tasche und verschwindet im Bad. Wenig später kommt sie zurück. Die schwarzen Shorts und das enge blaue Top betonen ihren Körper in einer Art und Weise, die mich prompt wieder an den sprachlosen Teil der letzten Nacht erinnert... Ich beiße mir auf die Zunge um mich wieder zur Vernunft zu bringen. Als Felicity bei mir ankommt lächele ich sie an.

„Okay. Lass uns anfangen. Ich werde dir erst mal ein paar grundsätzliche Dinge zeigen, die du beachten solltest, wenn du zuschlägst..."

Eine dreiviertel Stunde später machen wir Schluss. Felicity ist jetzt schon ziemlich erschöpft und ich ahne, dass sie von den ungewohnten Bewegungen morgen einen kräftigen Muskelkater haben wird. Trotzdem mosert sie:

„Ich komme mir so unsportlich vor. Wenn du diesen Dummy verkloppst bebt das ganze gerät und bei mir rührt sich nichts. Außerdem verpasst du dem Teil in zehn Minuten mehr Schläge, als ich in einer Dreiviertelstunde."

Ich lache, ehe ich sie in den Arm nehme und ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund drücke.

„Du musst immer bedenken, dass ich schon etliche Jahre Training hinter mir habe und im Sinne der Impulsübertragung auch viel mehr Masse hinter einen Schlag legen kann als du..."

„Mhm..."

Sie schmiegt sich enger an mich und ich lächele leise. In diesem Moment ertönt Digs Stimme hinter mir.

„Ich unterbreche euch ja wirklich nur ungern, aber Harper macht sich gerade vom Acker."Mit einem leisen seufzen lasse ich Felicity los und ziehe mich um. Wenig später trete ich hinaus auf die Straße und nehme die Verfolgung des Möchtegern-Verbrecherjägers auf. Während ich langsam bis auf die Haut durchweiche, lasse ich die letzten Tage noch einmal Revue passieren. Ich bin die Geheimnisse gegenüber meiner Schwester los, ich habe eine wundervolle Freundin und in der Firma werde ich mehr und mehr akzeptiert. Eigentlich habe ich also allen Grund gut drauf zu sein, aber ich habe trotzdem schlechte Laune. Bei näherer Bertachtung wird mir klar woran das liegt:

Ich HASSE Regen. Aber so richtig.

Ich hasse RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt