Wie backt man eigentlich Kuchen?

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Schon am zusammensuchen der einzelnen Bestandteile scheitere ich dann tatsächlich kläglich. Da ich wie üblich frei nach dem Motto: „Ich riskiere lieber, dass alles runter fällt, als zweimal zu gehen“ arbeite. Bin ich schon einmal eingesaut, bevor ich überhaupt richtig anfangen kann. Denn es ist natürlich die Packung mit dem Kakaopulver, die runterfällt und ihren Inhalt großzügig durch die ganze Küche verteilt. Alles einschließlich meiner Klamotten ist mit einer braunen Staubschicht überzogen. Ich beschließe das geflissentlich zu ignorieren und versuche mich an das zu erinnern, was Raisa mir zum Thema Eier-trennen erklärt hat, als ich ungefähr zehn Jahre alt war. Viel ist davon nicht hängen geblieben, aber ich weiß immerhin noch, dass ich das Ei zunächst aufschlagen muss. Nachdem ich das getan habe, fällt mir auch noch ein, dass sie immer sagte, ich solle das über zwei gesonderten Tassen machen um nicht gleich den ganzen Kuchen zu versauen, wenn mir ein Fehler unterläuft. Jetzt stehe ich hier also mit einem aufgeschlagenen Ei in der linken Hand und klebrigem Eiweiß an der rechten und soll mir zwei Tassen aus dem Schrank angeln. Kurz überlege ich zu versuchen, meine Finger annähernd sauber zu kriegen, dann beschließe ich, dass mein Personal ja schließlich fürs Putzen bezahlt wird und dann auch was zu tun kriegen soll. Ich angele mir also zwei Tassen und saue dabei mindestens vier weitere ein. Kakaopulver und Eiweiß ergeben offenbar eine Mischung, die sich fast noch besser eignet um wirklich alles zu beschmieren, als Blut es tut. Das Zeug habe ich nach meinen nächtlichen Aktionen auch immer überall und obwohl ich danach eigentlich immer noch im Keller dusche, hat Dig es sich angewöhnt mich immer noch mal nach Flecken ab zu suchen ehe er mich nach Hause fährt. Nachdem ich jetzt dreimal die hellen Sitze seines Autos beschmiert habe, gehen ihm nämlich langsam die Ausreden für die Reinigung aus. Glücklicherweise kann ich die Tassen nachher ja einfach in die Spül- und meine Klamotten in die Waschmaschine stopfen. Dennoch entfährt mir ein kräftiges „Scheiße“ gefolgt von etlichen russischen Flüchen, als mir das dritte Ei runterfällt und sich großzügig über den unteren Rand meiner Jeans verteilt, nachdem ich bei den ersten beiden schon das Trennen missglückt ist. Wer mir zuhört, würde vermutlich denken, ich hätte gerade mein Auto gegen einen Baum gefahren, aber mir gehen langsam die Eier aus…

Irgendwie habe ich dann aber tatsächlich Glück und ich schaffe es zwei Eier sauber zu trennen. Als nächstes soll ich aus den Eiweißen Eischnee herstellen. Ergo brauche ich einen Mixer… Weiß der Geier, wo der ist. Nach dem ich zwei Schränke aus und wieder eingeräumt habe, finde ich ihn dann auch tatsächlich. Nachdem ich auf der Suche nach den Quirlen auch noch den Rest der Küche eingesaut habe, kann ich tatsächlich damit beginnen den Glibber-Kram in eine feste Masse zu verwandeln. Irgendwann hoffe ich dann, dass die Konsistenz so in etwa stimmen könnte und nehme den Mixer aus dem Topf… Schlauerweise ohne ihn vorher aus zu schalten. Der Eischnee verteilt sich im ganzen Raum, einschließlich meiner Haare. Ich hasse Kuchenbacken jetzt schon. Irgendwie kriege ich auch die restlichen Zutaten zu etwas verrührt, das als Teig bezeichnet werden könnte und auch, wenn mir dabei noch das Mehl runterfällt bin ich eigentlich ganz zufrieden mit mir. Ich bin heilfroh, als ich den Kuchen dann endlich im Ofen habe. Ein kurzer Rundumblick zeigt mir, dass die Küche aussieht als hätten hier die Hunnen gewütet. Ein weiterer Blick, diesmal auf die Uhr, verrät mir, dass es mittlerweile halb zehn ist. Ich habe bis jetzt also ganze zwei Stunden gebraucht… In der Zeit backt Raisa einen kompletten Kuchen.

Ich überlege kurz, ob ich damit beginnen soll die Küche aufzuräumen, entscheide dann aber, dass es wohl sinnvoller ist mich zunächst unter die Dusche zu stellen. Am besten gleich mit Klamotten. Im Moment würde ich eher alles noch mehr einsauen, als das ich irgendwas sauber bekomme. Als ich den Wachposten im Flur passiere, kriegt dieser einen Lachanfall. Ich beschließe das geflissentlich zu ignorieren und steige die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort angekommen stopfe ich meine eingesauten Klamotten in den Wäschekorb, um anschließend ins Bad zu verschwinden. Erst nachdem ich mich halbwegs gereinigt habe, suche ich mir frische Klamotten aus dem Schrank und steige die Treppe wieder hinunter. Dort hält mich der Diensthabende Officer kurz auf.

Ich hasse RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt