Nächtliche Aktivitäten

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Nachdem wir also mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage gefahren sind steigen wir beide ins Auto, nur um es kurze Zeit später in einer Garage ab zu stellen, die ich extra zu diesem Zweck angemietet habe. Es wäre ja auch nur minimal auffällig, wenn der Bentley permanent in einer Gasse in den Glades parken würde. Ergo tauschen wir die schwarze Limousine lieber gegen einen kleinen, scheinbar altersschwachen VW, der jedoch problemlos auf 200 Sachen kommt, auch wenn ich dabei immer befürchte, dass mir dieses Auto eines Tages unter dem Hintern zerfällt. Eben aufgrund dieser Tatsache lässt Dig auch meistens mich fahren, wenn wir mit der Klapperkiste unterwegs sind. So bin es also tatsächlich ich selber, der, eine knappe halbe Stunde nach dem Verlassen des Büros, am Hintereingang unseres Kellers neben meinem Motorrad parkt. Die Sitze sind immer noch etwas feucht und ich hoffe inständig, dass ich heute Abend nicht mehr damit los muss, sonst werde ich wohl einen ziemlich nassen Hintern kriegen. Als wir den Keller betreten ist der Boden immer noch von kleinen Pfützen übersäht, aber zumindest meine Klamotten, die ich gestern Abend noch schnell über die Heizung gehängt habe scheinen trocken zu sein.

„Du liebe Güte Oliver, was hast du denn hier gestern noch gemacht? Poolparty?“

„Es hat geregnet und ich habe die Pfützen nicht mehr aufgewischt. Das habe ich hier gemacht.“

„Aha. Naja dann such dir mal ein trockenes Plätzchen zum Schlafen und ich fange an hier deine Überschwemmung zu beseitigen.“

„Das musst du nicht. Das kann ich auch…“

Noch bevor ich meinen Satz beendet habe, werde ich wieder unterbrochen.

„Nichts da. Alles was du musst ist schlafen.“

Mit einem unwilligen Knurren gebe ich nach und krame eine der Fleece-Decken hervor, die wir hier eigentlich für den Fall deponiert haben, dass irgendwem extrem kalt wird und die wir bisher eigentlich nur gebraucht haben, wenn ich irgendwelche unschönen Verletzungen hatte. Ich breite sie über einen der Stahltische, die schon oft genug als OP-Tische herhalten mussten und rolle mich anschließend auf der harten Oberfläche zusammen. Keine fünf Minuten später schlafe ich tief und fest.

Einige Zeit später, wie viel genau weiß ich nicht, wache ich davon auf, dass Dig und Felicity sich leise unterhalten.

„Es ist seltsam ihn so entspannt zu sehen. Normalerweise wirkt er so ernst, als ob alle Sorgen der Welt auf seinen Schultern lägen.“

„Mhm, er nimmt sich viel zu selten Zeit für sich. Ich kenne ihn ja jetzt schon etwas länger als du, aber ich habe ihn nie wirklich ausgelassen erlebt.“

„Kaum zu glauben, nach dem was früher so über ihn in den Schlagzeilen stand.“

„Jep“

Ich höre die Besorgnis in den Stimmen meiner Freunde. Kurz will ich innerlich alles abstreiten, dann denke ich noch einmal intensiver über mein Benehmen in den letzten paar Monaten nach. Dig hat tatsächlich Recht. Ich bin extrem selten wirklich entspannt. Dieses Lockere, was mir früher so viel Ärger eigebrockt hat, weil ich nichts ernst genommen habe, ist mir auf der Insel zu weiten Teilen verloren gegangen. Früher habe ich unglaublich viel gelacht, jetzt ist das Lächeln, das ich den Leuten zeige, meist eine erzwungene Maske. Irgendwie macht mich diese Tatsache nachdenklich. Bevor ich mich jedoch weiter damit beschäftigen kann, beginnt Dig wieder zu reden.

„Weißt du eigentlich was er hier gestern Nacht noch gemacht hat? Er wollte doch nur kurz einen Namen streichen und als wir hier vorhin angekommen sind sah es aus, als hätten hier olympische Wasserspiele stattgefunden.“

„Naja er hat sich etwas saumäßig blöd angestellt. Okay nein er hat sich wirklich blöd angestellt. Ihm ist erst aufgefallen, dass sein tank lehr war, als sein Motor aus und nicht mehr angegangen ist. Da stand er in einem Vorort… In Maske und Kostüm…“

„Oh nein und was hat er dann gemacht? Hat er eine Tankstelle überfallen? Benzin her oder ich jage dir einen Pfeil in die Brust?“

Ich höre an Digs Stimme, dass er schwerpunkmäßig an sich halten muss um nicht laut los zu lachen. Aber auch Felicity muss ein Kichern unterdrücken, als sie antwortet.

„Das wäre wohl der einfache Weg gewesen, aber du kennst doch Oliver. Der alte Sturkopf ist stattdessen in ein Haus eingebrochen, hat sich Klamotten und einen Rucksack geklaut, ist durch den Regen hierher gejoggt, hat hier alles nass getropft und hat sich dann von mir wieder zu seinem Motorrad fahren lassen.“

„Oh Mann, deswegen sahst du so müde aus und er hat sosehr darauf bestanden, dich nach Hause zu schicken… Aber hattest du mir nicht eine SMS geschrieben, dass alles klar wäre und du nach Hause fahren würdest, bevor er zurück ist?“

„Bin ich auch. Aber ich hatte meinen Schlüssel hier vergessen und musste noch mal zurück und du weißt ja wie das ist wenn er diesen Hundeblick aufsetzt…“

Sie gibt ein Seufzen von sich bei dem ich erstarre. Mir wird in diesem Momentklar, dass Felicity deutlich mehr für mich empfindet als ich dachte. Bevor ich noch mehr Informationen bekomme, die ich nicht will, beschließe ich mich als wach zu erkennen zu geben. Mit einem Zwischending zwischen Knurren und Gähnen entfalte ich mich langsam auf dem Tisch, bevor ich blinzelnd die Augen öffne und mich aufsetzte. Mit einem Rundumblick stelle ich fest, dass alles ungefähr so aussieht wie sonst auch. Felicity sitzt vorm Computer und Dig hat sich neben ihr auf der Ecke des Tisches niedergelassen. Jetzt sehen beide zu mir hinüber. Während ich scheinbar versuche richtig wach zu werden, bricht Dig das Schweigen, das eingetreten ist, nachdem ich mich bewegt habe.

„Guten Morgen Oliver. Schön, dass du wieder wach bist.“

„Naja wach ist relativ… Wie lange war ich weg?“

„Knappe Stunde.“

Ich nicke und gähne währen ich zu meinen beiden Freunden hinüber gehe. Dann fällt mir wieder ein warum wir eigentlich hier sind und wende mich an Felicity.

„Du sagtest vorhin, dass du etwas mit uns besprechen wolltest?“

„Äh ja. Der Polizist mit dem ich gestern Abend gesprochen habe erzählte mir, dass zwei Häuser neben dem, in dem du dein Motorrad geparkt hattest, jemand ermordet worden ist.“

„Okay… Ist das nicht eher ein Fall für die Mordermittlung als für Arrow?“

Dig nimmt mir die Worte aus dem Mund und so sehen wir beide Felicity an. Diese wendet sich wieder dem Computer zu und beginnt in Rascher folge diverse Fenster zu öffnen und zu schließen während sie weiter redet.

„Das dachte ich auch erst, aber irgendwas an der Art wie der Polizist ermordet gesagt hatte kam mir komisch vor. Ich meinen das jemand in dieser Gegend ermordet wird ist eigentlich immer komisch. Also komisch im Sinne von seltsam nicht im Sinne von lustig. Naja jedenfalls hat der Polizist das irgendwie komisch betont und ich habe mich dann mal in die Datenbank gehackt und das hier gefunden…“

Sie vergrößert eines der Fenster, bis es den gesamten Bildschirm einnimmt und lässt dann ein Video ablaufen. Die Aufnahme scheint von einer ziemlich guten Überwachungskamera zu stammen. Erst passiert nichts, dann bewegen sich hinter der Scheibe einige Schatten rasch hin und her und schließlich geht die Scheibe zu Bruch. Bislang alles nichts Ungewöhnliches bei einem Mordfall, was dann folgt ist jedoch wirklich seltsam. Aus der Tür tritt ein Mann in einem pinken Anzug mit einer Wolfsmaske über dem Gesicht. In der Hand hält er eine Pistole. Er wendet sich offensichtlich ganz bewusst mit dem Gesicht zur Kamera und entrollt ein großes Pergament. Felicity hält das Bild an, als er das Pergament entrollt auf der Terrasse liegen lässt und nach einer obszönen Geste in Richtung Kamera verschwindet. Ich beuge mich vor um die Aufschrift des Pergamentes entziffern zu können. Felicity macht es mir einfach, in dem sie eine vergrößerte und überarbeitete Version aufruft.

„Das ist erst der Anfang! Ich melde mich wegen meiner Forderungen!“

Ich hasse RegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt