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Ich setzte mich ans Bett und dachte nach.
Woher wusste er, dass ich ihn holen kam? Und vor allem, wo ich war?

Es machte keinen Sinn. Wir hatten einen Spitzel unter den Leuten meines Vaters.
Es war still, ganz still.
Ich spülte mein Messer ab und stieg selbst nochmal unter die Dusche.
Nach der erfrischenden Dusche legte ich mir ein Handtuch um und ging ins Zimmer.

Plötzlich klingelte ein Handy. Ich riss sofort meine Augen auf, da ich keines mithatte. Das Klingeln kam aus der Tasche von einem der Eindringlinge.
Der den ich zuletzt umbrachte, um genau zu sein.

„Habt ihr sie?", fragte eine tiefe Stimme. Ich blieb ruhig und hörte sein Atmen.
„Mich kann man nicht kriegen, und vor allem nicht umbringen.", sagte ich sanft.

Es ertönte ein knappes Lachen am anderen Ende des Hörers.
„Das werden wir sehen. Wir werden sehen, wie unsterblich du bist, Athena."

Und aufgelegt. Er hatte aufgelegt, noch bevor ich meinen Mund aufmachen konnte.
Woher hatte er Informationen über mich?
Mein Name war sowieso schon nicht typisch russisch und noch dazu war meine Existenz nicht einmal irgendwo schwarz auf weiß bewiesen.

Ich hatte keine Geburtsurkunde. Ich war ein Geist. Und er war der einzige und erste Mensch, der mich, neben meiner Familie, mit meinem Namen konfrontierte und ansprach.

Das konnte kein Zufall sein.
Ich packte meine Sachen und ging runter zur Rezeption, um auszuchecken.

Hier war es nicht mehr sicher, er wusste, wo ich war. Und Moskau war sein Territorium. Ich hatte hier niemanden.

„Sie verlassen uns schon?", fragte die Rezeptionistin.
„Ja, leider. Mir ist etwas dazwischen gekommen. Vielen Dank trotzdem.", bedankte ich mich und irgendwas war an ihr komisch. Sie schaute so ängstlich aus. Hatte sie mich verraten?

Das konnte nicht sein. Ich war unter einem falschen Namen hier und auch, wenn ich meinen richtigen angegeben hätte, kannte sie ihn nicht.

„Geht es Ihnen gut?", fragte ich, als ich mich nochmal zu ihr umdrehte.
Hastig nickte sie und ich zog meine Augenbrauen zusammen.
„Sind Sie sich sicher? Soll ich einen Arzt-", weiter kam ich nicht, denn ich spürte einen Stich in meinem Hals.

Ich drehte mich zur Tür und sah, wie vier Männer in Anzügen auf mich zukamen.

Mir wurde immer schwindliger und es sah alles ein wenig verschwommen aus, so wie Unterwasser. Plötzlich fiel ich zu Boden. Betäubungspfeile. Ich zog ihn noch mit letzter Kraft heraus und sah nach oben.

Eine Gestalt baute sich vor meinem Körper auf und ohne sein Gesicht vorher je gesehen zu haben, wusste ich, dass es Boris war. Die Aura war nicht zu übersehen.

Mit voller Wucht rammte ich ihm den Pfeil in sein Bein.
Er stöhnte leise auf, doch begann dann zu lachen.

„Diese kleine Menge haut mich nicht um, Athena."

Das war das Letzte, was ich noch hörte, bevor ich bewusstlos wurde.

BORIS🧸
Für ihren kleinen Körper reichte eine geringere Menge aus. Ich wollte sie nicht umbringen. Noch nicht.
„Schafft sie in den Wagen.", befahl ich den anderen.
„Du hast natürlich nichts gesehen.", sagte ich zur Rezeptionistin, während ich schon mit dem Rücken zu ihr stand.
Ich konnte ihre Angst förmlich riechen.
„Gut.", antwortete ich laut auf meinen Monolog und ging zum Auto.
„Packt sie auf den Beifahrersitz und bindet ihre Hände und Füße fest.", befahl ich.

Das war also Athena. Untypischer Name.
Sie saß neben mir und das Mittel haute sie bis mindestens Morgen früh weg.

Komisch, dass sie ihr Vater nicht darüber informiert hatte, dass sich in Moskau nichts bewegt, ohne, dass ich es erfahre.
Ich fuhr zu unserer Residenz und parkte vor dem Haus. Wieso brachte ich sie überhaupt her? Eigentlich wollte ich sie nicht in unser Haupthaus bringen.

Die einzigen Personen, die hier sein durften, waren mein Vater und unsere drei Capos. Und ich natürlich.

🔫

ATHENA🐱
Ich wachte auf, mit einem stechenden Schmerz am Hals und sofort schoss es mir durch den Kopf.
Das war die erste Mission, in der ich gefangen wurde. Als ich aus meinen Gedanken kam, wurde mir erst klar, wo ich war. Ich war in einem dreckigen Keller. Gefesselt an einem Stuhl. ‚Das würde ja toll werden' dachte ich mir und auf einmal ging die Tür auf. Sie quietschte fürchterlich und ich verzog mein Gesicht, weil ich Kopfschmerzen hatte.

„So so. Das ist also der berühmte Assassine unserer russischen Mafia. Euer Clan beschmutzt doch nur den Namen.", sagte er beim Eintreten.

Das war Boris. Jetzt sah ich ihn klar vor mir.
„Sprichst du etwa nicht mit mir? Aww, das macht mich aber traurig." spielte er.

Er konnte sagen, was er wollte, ich war gefasst. Für Situationen wie diese wurde ich vorbereitet. Ich war gefasst.

Ich schaute ihn nur mit einem leeren Blick an und versuchte meine Hände aus den Handschellen zu befreien, ohne, dass er es merkte.
„Dein eigener Vater schickt dich zu mir, in den Tod persönlich. Was für ein Idiot."

„.... wäre besser gewesen.", murmelte er noch, doch dem schenkte ich keine Beachtung.
„Es wäre besser, du fängst an, zu reden, sonst wird mir langweilig.", sprach er weiter.

Jetzt war er ernster, denn er sah, dass ich mich nicht aus der Ruhe bringen ließ.
Boris griff nach einem Messer, welches auf einem Metalltisch lag. Völlig verdreckt, wie dieser Keller.

Man konnte überall Blutspuren entdecken und die Utensilien auf dem Tisch waren auch weit entfernt davon, sauber und steril zu sein.

Er setzte sich gegenüber von mir und spielte mit dem Messer. Es hatte auf beiden Seiten Zacken und eine lange Klinge. Dieses Messer verursachte mehr inneren Schaden als außen.

Leider war es etwas schäbig und auch bisschen verrostet.
Ich atmete kurz tief ein, denn ich war kurz davor, mir meinen Daumen auszukugeln. Nur so konnte ich mich aus den Handschellen befreien.

Ich schloss die Augen und schaute runter, damit er ja nicht merkte, was ich tat.
„Schau mich an, wenn ich mit dir rede.", sagte er mit einem aggressiven Ton und ich tat es nicht.

„Schau mich an!", schrie er.
„So redest du nicht mit mir.", antwortete ich trocken und hob meinen Kopf.

„Geht doch.", antwortete er.
Er hielt das Messer an meinen Arm und zog durch.
Ich stöhnte auf, da er die erste Hautschicht durchschnitt.

Blut qualmte aus meinem rechten Arm. Ich biss die Zähne zusammen und schaute kurz zu meiner Rechten. ‚Alles gut, verlangsame deine Atmung und beruhig dich' sagte ich mir selber.

Ich hatte schon schlimmere Verletzungen und Schmerzen erlitten und überlebt.
„Ich liebe es, leidendes Stöhnen zu hören. Ich komme morgen wieder, Athena.", grinste er und verschwand durch die dicke Metalltür.

Ich musste jetzt bis morgen warten, mit meiner Wunde und meinem Daumen.
Ich wusste nicht, was von beiden schmerzhafter war. Ich war die erstgeborene und einzige Tochter meines Vaters.

So leicht kratzte ich nicht ab.

Nicht wegen Boris

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt