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„Entschuldige."

Hatte ich mich verhört? Er hatte sich bei mir entschuldigt.
Er ließ mein Handgelenk los und ich sah auf seine verletzte Hand. Das Verband hatte sich rot gefärbt. Und er seufzte.

„Mir tut es leid.", sagte ich und hielt den Riss bei meinem Kleid zusammen.
Es war mehr gerissen, als ich gedacht hatte. Ich erkannte mich gar nicht wieder. Seitdem ich bei Boris war, war ich nicht mehr ich selbst.

„Ich habe die Kontrolle verloren. Das passiert nicht mehr. Außerdem hatte ich ein paar Gin Tonics und zwei, drei Vodkas."

Ich war ehrlich zu ihm und sein Gesichtsausdruck wurde entspannter.

„Gehen wir nach Hause. Du musst außerdem ins Krankenhaus. Deine Knöchel.", wies er mich hin.

„Das tut nicht weh. Ich spüre Schmerz an den meisten Stellen nicht mehr."
Im Adrenalinrausch spürte ich wirklich keine Schmerzen.
Danach kamen sie aber, manchmal doppelt, kam mir zumindest so vor.

Ich wollte nicht noch mehr Probleme machen, weswegen ich ihn ein bisschen anlog.

„Lüge."

Ich erstarrte.
Was? Wie konnte er das wissen?
„Woher willst du-"

„Wenn du lügst, zuckt deine Nase kurz. Das habe ich beobachtet."
Verdammt, er war gut.
„Es tut nicht so weh, ich kann das selber verarzten. Und deine Wunde ist aufgeplatzt."
„Weil ich den Türsteher geboxt habe."

„Wieso das?", fragte ich.

„Ich dachte mir ‚Wie kann es sein, dass zwei Türsteher gegen eine einzige Frau nicht ankommen?' Dann sah ich, dass du es warst."

Ich kicherte leise.
„Verarztest du meine Hand wieder?"
Ich nickte.

🔫

Diesmal verarztete ich ihn in seinem Zimmer. Wir saßen auf dem Bett.
Ich erzählte ihm, wie es überhaupt dazu kam, dass ich in seinen Club ging.
Dass Anja mir erzählte, wo er genau war, ließ ich aus.

„Wie konntest du überhaupt so schnell dort sein?"

„Ich arbeite im oberen Stockwerk. Du weißt gar nicht, was außerhalb alles läuft, kisa."
„Erzähl's mir."

Ich machte das Verband um seine Hand und strich nochmal drüber.

Während er erzählte, wandte er seinen Blick kein einziges Mal von mir ab.
Neben seinen drei Clubs, die er hatte, führte er auch noch ein sehr erfolgreiches Restaurant unter seinem Namen.
Er erzählte mir auch viel Persönliches.

Er war der erstgeborene Sohn, sein Bruder starb bei einem Überfall auf das Haus vor 5 Jahren.
Trainiert wurde er seitdem er acht Jahre alt war.
Sein Vater schätzte die Familie sehr und gab ihm diese Werte auch mit.

Er absolvierte die Lomonossow Universität, die beste in Moskau. Er hatte seinen Bachelor in Business Management und entschied sich dann, diese ganzen Restaurants und Clubs zu eröffnen.

So konnte er sich einen Ruf, Geld, Macht erarbeiten und natürlich relevante Aktionen für die Mafia nebenbei abwickeln.
Alles wurde aber nur unter seinem Namen geführt. Er hatte schon seine Leute, die die Posten dort übernahmen.

Er gab sich komplett der Mafia hin.
In dem Punkt waren wir gleich, sonst nicht.

Wir waren komplette Gegenteile.
Ich wurde zu Hause unterrichtet und konnte ohne Scham und Moral Familienmitglieder umlegen, sofern es einen ernsten Grund gab.

„Du bist dran."
„Was meinst du?", fragte ich und stellte mich dumm.
„Erzähl' mir von dir. Wir werden sowieso heiraten. Schadet nicht zu wissen, mit wem ich also genau heirate.", lachte er.

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt