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„Er ist aufgewacht! Ruft den Arzt!", schrie Dimitri und Matja lief los.
Langsam blinzelte ich und sah mich um. Ich war im Krankenhaus. An meinem Arm hing eine Nadel, wahrscheinlich die Infusion.
Mein Kopf dröhnte und ich stand langsam auf.

Ich musste Athena finden.
Mit einem Zug riss ich die Infusion und die Nadel aus meinem Arm und wollte gehen, doch sie wollten mich alle aufhalten.

Meine Waffe war auf dem Nachtkästchen und ich griff sofort danach.
„Wenn mich einer von euch auch nur falsch anpackt, schmeckt er Blei."
„Boris, wohin willst du verdammt?!", schrie Dimitri.
Matja und Isak standen nur da.
„Wir müssen die Beerdigung vorbereiten für deinen Vater. Aleksej kommt morgen mit dem Flugzeug auch vorbei."

„Wir holen zuerst Athena."
„Boris. Sie- sie ist doch bei der Explosion gestorben."
Was?
Was sagte er da? Ich ging auf ihn zu und nahm ihn beim Kragen.
„Was sagst du da? Was hast du gesagt?!"

Plötzlich fiel mir alles wieder ein. Der Brand, die Schießerei. Sie taserte mich und schubste mich aus dem Haus.
Sie sagte, dass sie mich liebte. Dann explodierte das Haus.
Die Welle der Explosion schleuderte mich nach hinten und danach wusste ich nicht mehr, was war.

„Habt ihr ihre Leiche?", fragte ich und das erste Mal in meinem Leben hoffte ich auf ein Nein.
„Alle, die es nicht rausgeschafft haben, sind tot. Es ist nur noch Asche übrig.", antwortete Matja.

„Dann lebt sie noch, so leicht stirbt sie nicht.", sagte ich selbstbewusst.
„Boris, ich habe gesehen, wie sie am Eingang bei der Explosion verbrannte."
Ich sah langsam zu Matja.

„Und du konntest sie nicht rausholen?", fragte ich ruhig, denn in mir brannte es.

„Ich konnte doch nicht in das brennende Haus laufen."
Jetzt schnappte ich ihn mir und meine Hand drückte seinen Hals.

Ich hob ihn vom Boden auf und er lief zuerst rot an, dann blau.
„Das reicht jetzt."
Oh nein.
„Boris! Genug!", mischte sich Dimitri ein.

Ich ließ ihn auf den Boden fallen und er hustete mehrere Male, während er auf seinen Knien war.

Verdammt, ich verlor die Fassung.
„Извините."
Sorry

„Schon gut.", brachte er heraus.
Verdammt. Ich konnte das nicht glauben. Ich liebte sie. Wie konnte sie sterben, wenn ich doch mit ihr war?
„Den Georgiev Clan gibt es nicht mehr.", versichterte Dimitri.

Ich erinnerte mich nicht, wann ich das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hatte.
„Ich gehe nach Hause."

„Herr Aleksandrov, ihre Ergebnisse zeigen-"
Ich lief an dem Arzt vorbei, denn es interessierte mich nicht.
Ich musste sie finden, sie war nicht tot, sie konnte es nicht sein.

🔫

Seit zwei Stunden suchte ich ergebnislos nach Informationen über Athena.
Das hielt ich aber geheim. Es sollte mich keiner davon abhalten, nicht, dass sie es könnten.
„Boris, komm. Die Einladungen schreiben sich nicht von selbst."
Ana, meine Köchin, brachte mir mein Essen immer in mein Zimmer.
Ich ging mittlerweile nicht mehr so oft aus dem Zimmer, außer für die Arbeit.
Doch jetzt musste ich runter. Ich musste die Beerdigung meines Vaters noch planen.

Als ich die Treppe runtergehen wollte, ging ich an dem Zimmer von mir und Athena vorbei. Jetzt schlief ich wieder in meinem Zimmer. Alleine.
„Nehmt den weißen Sarg, das war seine Lieblingsfarbe. Den Teuersten. Und morgen kommt Aleksej. Er hat sich um die restlichen Familienmitglieder gekümmert. Das wars. Danke euch."

Ich hatte Aleksej allerdings verboten, eine Person einzuladen. Diese hatte auf der Beerdigung nichts verloren.
Es räumten alle den Saal außer einer.

„Boris, Junge. Ich weiß es ist schwer für dich. Erst dein Vater und dann das Mädchen. Ich bin aber da. Du bist wie ein Sohn für mich."
Das erste Mal seit Jahren umarmten wir uns und ich schnaufte aus.
„Danke Dimitri.", antwortete ich und er klopfte mir zwei Mal auf den Rücken.

„Ich wollte Kinder mit ihr.", gab ich zu und er schaute überraschend zu mir. „Ich weiß ja, dass du Kinder liebst, aber hattest du nicht gesagt, du selbst willst keine? Es sei zu gefährlich?"

Er hatte recht.
„Mit ihr war alles anders."

🔫

Seit Stunden war ich in meinem Schlafzimmer und suchte nach Informationen. Ihr Vater musste doch irgendwo existieren. Er war laut Vladimir nicht in der Mafia. Allerdings erwähnte er nie seinen Namen. Dieser Mistkerl.

Wo warst du Athena?

Würdest du zu mir zurückkommen, wenn du am Leben wärst?

Sie konnte nicht tot sein, sie war nicht so leicht zum Umbringen. Das wussten alle. Fuck. Ich hatte gar keine Anhaltspunkte. Nichts.
Nichtmal einen letzten Aufenthalt oder Gräber.

Moment! Das war es! Ich hatte es. Die Aufzeichnungen vom Brand musste es trotzdem noch irgendwo geben. Ich suchte im Internet:

Hausbrand Moskau 1997

Athena war zu früh auf der Welt, weswegen ich nicht sicher sein konnte, ob es 97 oder 96 war.
Ich suchte nicht lange, denn ich fand die Schlagzeile sofort.

Hausbrand in Moskaus Vorort
Alle Bewohner tot aufgefunden
Brandursache unbekannt

Ich klickte drauf und las es mir durch.
Es stand das gleiche, wie in den Schlagzeilen drinnen, das überflog ich.
‚Hauptkommissar der Polizei und seine schwangere Frau waren im eigenen Haus verbrannt. Polizei vermutet Mafia'

Der Polizeichef?!
Ich druckte mir den Artikel aus und klebte ihn auf die Wand neben der Tür. Verdammt. Sofort suchte ich weiter. Die Namen. Ihren kannte ich, doch seinen wollte ich wissen.
Die ganze Zeit war es also vor meiner Nase gewesen.

Polizeichef Brand

Vitali Romanov. Er hieß Romanov im Nachnamen. Endlich hatte ich ihn.
Dieses Blatt druckte ich auch aus und klebte es an die Wand.
Ich drang tiefer in die Materie ein und suchte alles zusammen. Sogar Fotos fand ich. Wow, sie sah ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich. Ihr Vater hatte hellbraune, fast blonde Haare und blaue Augen. Wieder fokussierte ich mich auf ihre Mutter.

Diese stechenden grünen Augen und das braune Haar. Wie aus dem Gesicht geschnitten.
Sie hieß also Athena Romanova. Ich atmete aus und sah auf die Uhr. Schon drei Uhr nachts.
Fuck, ich hatte noch so viel zu tun, doch morgen war die Beerdigung. Ich musste schlafen gehen.

Ich duschte mich ab und zog mir eine Boxershorts an. Während ich im Bett lag, fiel mir ihre Waffe ein.
Ich hatte sie hier.

Sofort stand ich auf und schob das Bett beiseite. Auf dem Boden war ein Teppich, den ich auch noch kurz einrollte.
Das war ein Versteck. Ich klappte die Tür auf und ich sah den silbernen Koffer.

Ich machte ihn langsam auf und mir stockte kurz der Atem, als ich sah, dass ihre Waffe nicht da war.
Verdammte Scheiße! Wo war sie?!
Ich rückte den Teppich und das Bett wieder zurecht und dann fiel mir ein, dass ich die Waffe gegen den Schrank geworfen hatte.

Gegen den Schrank in ihrem Zimmer.
Ich ging langsam in ihr Zimmer, welches ich eigentlich nicht mehr betreten wollte. Da lag sie. Vor dem Schrank und dem zerbrochenen Spiegel. Die Scherben waren rundherum verteilt.
Als ich die Waffe näher betrachtete, merkte ich, dass Etwas den Lauf verstopfte.

Ein Papierknüll. Beim Auffalten erkannte ich sofort ihre Handschrift.

Finde mich

Sie hatte also wirklich nicht gelogen.
Ich wurde so wütend. Wieso war ich so dumm? Wieso konnte ich die Nachricht nicht früher finden?

Jetzt war sie tot.

Nein.

Sie konnte mich doch nicht verlassen haben.
Oder?

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt