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Ich war gerade wieder in Moskau gelandet und fuhr gerade zum Haus. Anja und das restliche Personal war wieder da. Es lief alles wie gewöhnlich, doch so war es nicht.

„Ich bin wieder da.", schrie ich durch das Haus und sofort kam Anja, um mich zu umarmen.
„Ich stelle keine Fragen, mein Kind. Ich bin nur glücklich, dass es dir gut geht."
Beim Anblick ihres Gesichts sah ich, dass sie geweint hatte. Sie wusste es also schon. „Mein Beileid, Boris. Gott soll euch schützen."

Mit meinem kleinen Koffer ging ich rauf ins Zimmer und sah, dass die Tür aufgebrochen war.
Ich stürmte mit meiner Waffe rein, doch nur Dimitri saß auf dem Bett.

„Was soll das hier, Boris?", fragte er und zeigte auf die Wand vor ihm. Sie war voll mit Zeitungsberichten und Fotos.
„Ich kann machen was ich will und außerdem, was machst du in meinem Zimmer?", fragte jetzt ich, doch er ging nicht auf die Frage ein.
„Das ist nicht mehr gesund, Boris. Ich weiß, du hast sie geliebt, aber lass sie ruhen. Es ist schon schwer genug. Du machst es dir selbst noch schwerer. Wir brauchen dich jetzt. Den Boss."

Mich machte das so unfassbar wütend, doch ich konnte jetzt nicht ausrasten. Sonst würde ich ihm in die Hände spielen.
„Dimitri. Du bist mein ältester und engster Vertrauter. Wieso schnüffelst du in meinem Zimmer herum?", fragte ich ernst und ballte meine Fäuste. „Boris. Sieh dir das doch an!", antwortete er mit lautem Ton und riss plötzlich die Zeitungsartikel von den Wänden.
Sofort zog ich meine Waffe und entsicherte sie. Doch dann drehte ich mich um.
„Ich zähle bis Drei. Dann bist du hier raus. Eins. Zwei. Drei."

Bei Drei hörte ich die Tür ins Schloss fallen und als ich mich wieder Richtung Tür drehte, stand er noch da. Er kam auf mich zu und breitete seine Arme aus.
„Komm. Wir brauchen das beide jetzt.", erklärte er und nahm mich in den Arm. Zuerst erwiderte ich die Umarmung nicht und ließ meine Arme baumeln, doch dann hob ich sie doch.
Ich war einen Kopf größer als Dimitri, doch es fühlte sich so an, als ob er derjenige war, der mir einen Gefallen tat.
Mein Hals schnürte sich zu und wir ließen voneinander ab.
„Komm, Anja hat dein Lieblingsessen gemacht. Wir warten alle auf dich."
„Bin gleich unten.", antwortete ich knapp und er ging.
Ich schaute nach oben. Etwas lief aus meinem Auge.
Als ich hingriff, war es feucht. Ich ließ ein kleines Lachen raus, eines, welches mich selbst verspottete. Wie lang war es her, dass ich geweint hatte? Viel zu lange.

Ich sah zu den Artikeln, die am Boden verstreut waren und klebte sie ab. Zusammen mit den Bildern legte ich sie in die Schublade, die ich verschloss.
Ein Foto von mir und Athena gab es. Exakt eines und eine Kopie. Ich hatte es damals mit meinem Handy geschossen und es mir ausdrucken lassen. Eines war in einem Bilderrahmen hier bei mir am Schreibtisch und eines in meinem Büro im Club. Ich wollte überall an sie denken. Das machte ich natürlich auch ohne Bilder.
Nachdem ich mein Gesicht gewaschen hatte, ging ich runter und wir aßen.

🔫
„Boris. Der Tschaikov Clan hat sich angekündigt. Sie wollen morgen Abend schon hier sein."
Ich nickte und sagte Isak, dass er dem Personal Bescheid geben solle.
„Ach ja. Boris?"
„Hm?"
„Du bist wie ein älterer Bruder für uns. Wir würden unser Leben für dich geben. Wenn du etwas brauchst, dann sag bitte Bescheid."

Ich hörte auf, auf meinem Laptop zu tippen und schaute zu ihm hoch. Ich stand auf und ging auf ihn zu. Meine Hand fand ihrem Weg auf seine Schulter und ich lächelte.
„Спасибо, мой брат."
Danke, mein Bruder.

Mittlerweile war ich mit der Arbeit fertig und ging in die Küche, ich wollte was essen.
Anja machte mir ein Sandwich und nachdem ich es gegessen hatte, ging ich in mein Zimmer und schlief ein.

🔫
„Ich hoffe, es war nicht zu kurzfristig, Bruder.", entschuldigte Vitali sich. Vito nickte mir auch zu und ich winkte alles ab.
„Nein, schon gut. Es wurde hier eh einsam. Jetzt ist das Haus wenigstens nicht leer."
Die beiden schwiegen und wir setzten uns an den Esstisch.

Er war reichlich gedeckt und wir aßen neben dem geschäftlichen Gesprächen.
„Wir wollten uns offiziell verbünden, als Partner. Also soweit es mit dir in Ordnung geht, Bruder.", rückte Vitali mit der Sprache raus. Ich hörte auf zu kauen und schluckte. Es war keine schlechte Idee. Wirklich nicht.
„Wir würden weiterhin in Sibirien sein und falls du uns brauchst oder wir dich, dann sind wir füreinander-"
„Abgemacht. Ja. Wollt ihr es schriftlich?", fragte ich und nahm ein Schluck Whiskey.
Wir stießen an und ich rief die Capos, damit ich die Nachrichten verkünden konnte.

Dimitri klopfte mir auf die Schulter und die anderen freuten sich auch. Es war ein freundschaftliches Bündnis. Wir kannten uns schon seitdem wir Kinder waren.
„Es wird Zeit, dass du dein Zimmer ausräumst, Boris.", sagte mir Dimitri im Privaten. Die anderen tranken noch.
„Ich h-hab dir gesagt, dass das m-meine Sorge ist."
Ich hatte Schluckauf.
Ich ging in mein Zimmer und ließ mich aufs Bett fallen. Ich hatte mich nichtmal umgezogen. Das war mir egal.

In meiner Hand hielt ich die Vodkaflasche und in der anderen das Bild von mir und Athena.
Den letzten Schluck trank ich noch, bevor ich einschlief.

💀

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt