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„Boris. Boris, wach auf." Ich drehte mich auf dem Bett und sah Athena.
„Was- Wie kannst du hier sein?!", fragte ich und stand sofort auf.
„Was meinst du?"
„Du solltest doch- du- bist es wirklich?" Sie nickte und lächelte. Ich nahm sie sofort in die Arme und drückte sie fest. Es war nur ein Traum. „Ich dachte du wärst weg. Du hättest mich verlassen.", gab ich zu und sie küsste meine Wange.

„Ich würde dich nie verlassen, das habe ich doch versprochen."
Ich ließ mich zurück ins Bett fallen und schloss meine Augen kurz. Es war nur ein Traum.

„Boris. Steh auf. Du musst zu Ivans Beerdigung. Und du musst mich finden. Meinen Körper."
Sofort riss ich meine Augen auf und sah zu ihr.
Sie war nicht mehr da. Sie war es auch nie. Es war nur ein Traum.

Ich lag mit der Waffe in der Hand auf unserem Bett. Da bin ich wahrscheinlich eingeschlafen.
Es war nur ein Traum.

Meine Lippen zitterten und mein Handy piepste.
„Dimitri?"
„Boris, komm. Es geht in zwei Stunden los."
Mit diesem Satz legte er auf und ich schloss das Zimmer hinter mir ab.
Den Schlüssel steckte ich in meine Hosentasche.

🔫

Es waren alle da. Die ganze Familie.
„Wo ist sie, Boris?", fragte Sofija und Aleksej ermahnte sie sofort.
„Ich will es wissen.", sagte sie mit einem ernsten Ton und ich sah sie nichtmal an. Mein Blick war geradeaus gerichtet. Auf den Sarg meines Vaters.
Ich hatte keinem von Athena erzählt. Es wussten nur Aleksej und Sofija. Von ihrem Verschwinden nur Aleksej.
„Lasst uns ein Gebet sprechen."
Nach der Beerdigung kamen alle zu mir, um mir ihr Beileid auszusprechen.
Ich nahm alle an.

Als alle wieder abreisten, ging ich zum frischen Grab und verweilte dort noch eine Weile.
Auf die Uhr schaute ich nicht. Das war schon lange nicht mehr wichtig für mich.
Vater wusste doch sicher etwas, wieso sagte er es mir nicht?
Bestimmt hatte er seine Gründe. Ich zweifelte nicht an ihm.
Er war neben Mutter begraben.
Ich seufzte und schenkte ihr ein Lächeln und auch ein Gebet.

Jetzt machte ich mich auch auf den Weg nach Hause. Gerade als ich eintrat, wartete Sofija auf mich.

„Wo ist Athena und wieso ist ihr Zimmer abgeschlossen?"
„Ich hab Kopfschmerzen, also wenn du mich in Ruhe lassen könntest-"
„Nein verdammt! Wo ist sie?! Hast du ihr etwas angetan?!", schrie sie und in mir kochte die Wut auf.

„Ich würde ihr nie etwas antun! Sie ist verschwunden! Sie ist vielleicht-"

„Sofija das reicht!", mischte sich Aleksej ein. „Wo ist sie denn?", fragte sie weiter. Ich nahm meine Waffe und entsicherte sie.
„Was machst du jetzt denn Boris?!", schrie Aleksej. Ich schoss das ganze Magazin leer und als es leer war, warf ich die Waffe gegen die Wand.

Die Wand hatte jetzt ein paar Löcher.
„Bist du wahnsinnig?!"
Sofija hielt sich an Aleksej fest und weinte. Meine Lippen zitterten wieder und ich drehte mich um.

„Ich bin müde.", erklärte ich und ging in mein Zimmer. Als ich die Tür schloss, glitt ich an ihr entlang und saß jetzt auf dem Boden.
Den Tod meines Vaters erwartete ich, denn er sagte mir es schon selbst. Aber die Frau die ich liebte, ihr Verschwinden konnte ich nicht hinnehmen.

Ich würde ganz Russland nach ihr absuchen. Verdammt, die ganze Welt.

Als ich mich umzog, fiel der Schlüssel aus meiner Hosentasche und ich nahm eine Kette, welche ich durch den Schlüssel zog.
Ich band sie mir um den Hals.
Den Zettel mit ihrer Nachricht klebte ich ebenfalls an die Wand.
Mittlerweile sollte der Brand von Vlads Haus auch die Runde gemacht haben.

Ich suchte danach und fand es sofort.
Viele Tote, Haushälter und Personal, Hausbesitzer Georgiev Vladimir in die Mafia verwickelt, bla bla.
Da stand es.
Tochter des Besitzers ebenso tot aufgefunden. Mit einer Schusswunde und Verbrennungen. Schusswunden.

Das stimmte nicht. Das konnte nicht stimmen.
Ich zog ein T-shirt und Shorts an und fuhr sofort zur Polizeistation.
Ich wollte den ermittelnden Leiter des Falls sprechen.

„Darüber können wir Ihnen keine Auskünfte geben, Herr Aleksandrov."
Ich verstand. Sie wollten mehr Geld.
„Ich komme wieder."
Wortlos ging ich und kam mit einem Koffer wieder. Ich sprach mit dem gleichen Polizisten.
„Hol' mir deinen Chef.". Ich zeigte ihm meine Waffe.
„Lauf."

„Ich will alles, was es über den Brand von Vladimir Georgiev zu wissen gibt, wissen. Im Koffer sind 2 Mio. RUB."
Das sagte ich und er schaute um sich umher.
„Kommen Sie.". Ich folgte dem Polizeichef ins Archiv und er legte alles auf einem Tisch offen. Es war nichts dabei, von dem ich nicht schon wusste.
Doch dann stieß ich auf etwas.
„Sibirien?!", schrie ich.
„D-Das war schon- Nun, Herr Georgiev hat anscheinend den Befehl gegeben, dass Georgieva Athenas Leiche dorthin gebracht wird, im Falle ihres Todes."

Ich kochte vor Wut. Selbst nach seinem Tod bestimmte er über sie.
„Schicken Sie die Kopien aller Unterlagen an meinen Nachtclub. Danke."

Ich ging, ohne auf seine Antwort zu warten, aus der Polizeistation und rief Dimitri an.
„Mach den Flieger startklar."
„Warum, wenn ich fragen darf?"
„Ich muss nach Sibirien.", antwortete ich und legte auf. Ohne auf die Geschwindigkeit und den Verkehr zu achten fuhr ich nach Hause und legte mich in unser Zimmer.

Ich nahm eine Handvoll des Bettlakens.
Die Bettlaken rochen noch nach ihr.

🔫
„Welche Geschäfte hast du in Sibirien abzuschließen?", fragten mich die Capos.
„Geschäfte."
„Und das alleine? Wieso kommt nicht einer von uns mit?", fragte Matja. „Weil ich alleine gehe. Ich bin in drei Tagen wieder da. Bis dahin ist Dimitri Herr des Hauses und Matja du teilst dir die Arbeit im Nachtclub mit Isak. Verstanden?"

Alle nickten und ich stieg in den Jet.
Den ganzen Flug schlief ich. Ich hatte in letzter Zeit nicht so viel Energie. Als ich dann endlich ankam, wurde ich vom Piloten geweckt und ich bedankte mich.
Wo wollte ich anfangen? Ich war gelandet und hatte keinen Plan.
Da fielen mir die Tschaikovs ein. Mein Vater pflegte immer ein gutes Verhältnis mit ihnen.
Sie waren im Zentrum Sibiriens. Öffentlich und zugänglich. Ich hatte meine dicke Winterjacke an und trotzdem war es kühl.

„Boris mein Bruder! Willkommen. Wieso hast du uns nicht Bescheid gegeben? Das mit Ivan tut mir aus Herzen leid."
Ich grinste, denn Vito war immer schon sehr gesprächig.
„Wo sind die anderen?", fragte ich, während ich meine Jacke auszog und die Hausdame sie aufhing.
Meine Schuhe zog ich aus und tauschte sie gegen Hausschuhe.

„Vitali und Viktor waren gerade auf einem Meeting. Mutter ist oben und Valeri ist über das Wochenende bei ihrem Freund."
‚ihrem Freund' betonte er komisch und machte Handgesten. Ich schmunzelte darüber und er fragte mich, ob ich Jemanden in meinem Leben hatte.
„Du wolltest nie eine Frau, stimmt's?", fragte er und ich sah zur Seite.
„Nein, sag bloß der große Boris hat sich eine Freundin zugelegt?", lachte Vito und klatschte in die Hände.
„Ich bin gekommen um ihre Leiche zu suchen.", antwortete ich und er verstummte sofort.

„Du hast auch schon mal bessere Witze gebracht.", drehte er sich um. „Ich meine es ernst, Vito. Sie war Georgievs Tochter. Sie war die Assassine Russlands."
„Eine Frau?! Er hatte eine Tochter?!", fragte er schockiert.

„Ich erklär' dir alles."
💀

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt