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„Tut dir irgendwas weh?", fragte Boris.
„Nein, alles gut."
„Lüg' mich nicht an, Athena."

Verdammt, er wusste es.
„Zeig's mir."
Ich atmete aus und hob mein Shirt etwas an.
Als er den Fleck sah, wurde sein Blick wieder ernst.
„Wir fahren zurück, mein Hausarzt behandelt dich."

Ich protestierte nicht, denn ich könnte ihn nicht davon abbringen.
„Boris, wie steht es um Ivan? Wie geht es ihm?",fragte ich.

Er schwieg.
„Sag etwas. Bitte."

„Er liegt im Koma. Ich habe es vor einer Stunde beim Essen erfahren."
Und ich beschuldigte ihn, mit anderen Frauen zu schlafen.
Ich war ein furchtbarer Mensch.
„Tut mir leid."
Ich legte meine Hand auf seine Wange.
So hatte ich ihn noch nie berührt.
Er spannte seinen Kiefer an.

Wir waren fast zu Hause.
„Entspann' dich. Er schafft das schon."
Sofort wurde er lockerer und ich streichelte seine Wange.

„Kisa."

„Hm?", fragte ich.

„Wenn du willst, müssen wir nicht heiraten. Du bist schon bei mir. Das wollte ich."

Mein Daumen, mit dem ich seine Wange streichelte, fror ein und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Irgendwie machte es mir nichts mehr aus, ihn zu heiraten.

„Ich-"
Ein Handy unterbrach uns.
„Anja was ist los? Kein gutes Timing. Es wurde was?!"

Sofort war ich alarmiert.
Ich sah ihn an und er drehte sich zu mir.
„Блядь."
Fuck.
Er schimpfte weiter und meine Finger zuckten schon.

Was war los?
Endlich legte er auf und trat auf's Gas.
„Was ist passiert?"
„Es fuhren mehrere Autos bei uns vorbei und schossen alle Fenster im unteren Stock kaputt."

🔫

Wir sicherten alles ab und räumten auf. Es war Gott sei Dank keiner verletzt.
Die Scherben entsorgte Boris danach und kam mit Pizza zurück.

„Ich habe Anja und dem restlichen Personal über's Wochenende frei gegeben. Deswegen gibt's jetzt Pizza."

Boris setzte sich neben mich und Sofija setzte sich auf Aleksejs Schoß.
Boris und Aleksej erzählten von damals. Alte Geschichten, von Schusswunden und all dem.

„Leute euch ist schon bewusst, dass wir herausfinden müssen, wer das gewesen ist,", warf ich ein, denn es ging mir nicht aus dem Kopf.
Wir lachten und aßen Pizza, während hier jemand versuchte, uns oder das Personal oder auch uns alle umzubringen.
„Wir schauen uns dann die Überwachungskameras an, kisa. Keine Sorge."

Er griff unter den Tisch und drückte meinen Oberschenkel.
Ich rollte mit den Augen und er grinste.
„Ihr seid ja richtige Turteltauben. So verliebt.", schwärmte Sofija.

Boris verschluckte sich und ich schaute auf den Tisch.
„Sofija, die beiden, ehm das Ganze ist arrangiert."
Sie ließ ihre Pizza auf den Pappteller fallen und schaute mich an.
„Das ist doch egal, solange man sich liebt, ist es egal, wie man zueinander gefunden hat."

Oh Mann. In ihrer Welt war wirklich alles rosa.
„Wir sind nicht verliebt, Sofija.", sagte ich, nachdem ich mich ordentlich geräuspert hatte.

Aleksej schaute zu Boris, der sein Glas Whiskey austrank. Er sagte nichts und stand auf.
„Ich muss noch die Arbeit für morgen erledigen. Papierkram."
Somit war er weg.

Ich spürte, dass etwas nicht stimmte.
„Lass uns auch aufräumen und schlafen gehen, es ist schon spät.", sagte Aleksej nach einer halben Stunde.
Ich gähnte mit Sofija im Chor und wir räumten den Tisch ab.

„Aleksej! Ist Boris ins Büro gegangen oder arbeitet er von zu Hause aus?", fragte ich.
„Im Büro, zu Hause kann er sich nicht so gut konzentrieren."
Ich nickte dankend und wollte zum Club, als Sofija mich aufhielt.
„Es ist spät und kalt. Aleksej fährt dich."
Ich lehnte ab und wollte gerade aus dem Haus gehen, als er mit seinem Auto vorfuhr.

Ich seufzte. Na gut. Stur. Wie sein Cousin.

„Danke."
Sofija zog mich in eine Umarmung und ging ins Haus zurück.

„Wolltest du Boris wirklich umbringen anfangs?", fragte er nach einer langen Stille.
„Ja, ich bin ja immerhin Assassine und er war mein Ziel."
Er lachte und schüttelte seinen Kopf.

„Man muss es dir aber lassen, du bist ein Profi in deinem Handwerk. Der Typ aus dem Club, du hast ihn bis zur Unkenntlichkeit verprügelt. Ich hätte ihm eine Kugel zwischen die Augen gejagt, so als Abschluss."
Ich lachte jetzt.
Genau wie Boris.

Wir waren schon da und ich bedankte mich bei ihm. Er hob sein Kopf und senkte ihn wieder, so als würde er ‚до свидания' sagen.
                     Bye, tschüss.

Ich trat ein und der Club war voll, wie bei dem einen Mal.
Ich ging nach oben und vor der Tür standen seine Capos.
Nur zwei allerdings.
Wowa und Dimitri.
Beide nickten, als sie mich sahen und ließen mich vorbei.
Ich machte die Tür auf und sah Boris.
Er lag auf dem Sofa, so halb, mit einer Whiskeyflasche in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand.
Sein Hemd war halb offen und die Haare zerzaust.

„Sieht so arbeiten aus?", fragte ich und hob eine Augenbraue.
„Kisa, was machst du hier?", fragte er und lächelte.
Er war angetrunken. Das hatte ich noch nie gesehen.
Ich sah mich um und erblickte zwei leere Flaschen am Tisch.

Oh, er vertrug viel.
„Boris."
„Kisa."

Er kam mir näher und blies den Rauch der Zigarette raus.
Ich hasste Zigaretten.
Ich drehte mich weg, was er sofort merkte.
„Oh, dich stört die Zigarette?"
Ich sagte nichts und er ging zum Aschenbecher und drückte sie aus.

„Danke."
„Alles für dich, kisa."

Alles für dich, kisa.
Mein Herz klopfte schon die ganze Zeit, doch jetzt erreichte es ein neues Tempo.
Was war los mit ihm?

„Gehen wir nach Hause, Boris."
Er schüttelte seinen Kopf.
„Ich muss noch den ganzen Papierkram erledigen. Ich bin noch nicht fertig."

„So kannst du nicht arbeiten, плюшевый мишка."
Jetzt nannte ich ihn auch noch ‚mein Teddybär'. Das war mir ausgerutscht.
„Ich bin also dein Teddybär?", grinste er und ich rollte mit den Augen.
„Das ist mir ausgerutscht, weil du mich immer Kätzchen nennst."

„Lügnerin."

„Komm jetzt."
Ich zog ihn an seinem Jackett und er folgte mir.
„Wowa, Dimitri, ihr könnt auch nach Hause gehen. Ich bin fertig für heute.", informierte Boris die beiden.
Sie schauten sich an und blickten dann zu mir.

„Nenn' mich wieder Teddybär."

Plötzlich platzten die beiden vor Lachen.
Boris drehte sich sofort um.
„Das Lachen wird euch vergehen, wenn ich euch eine Kugel in den Kopf bohre. Mit bloßen Händen."

Sofort verstummten die beiden und Boris ging voran.
Ich drehte mich um und zog eine Grimasse, weswegen die beiden einen weiteren Lachanfall unterdrücken mussten.

„Ich fahre."
Ohne Widerworte setzte sich Boris auf den Beifahrersitz.

💀

Assassin youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt